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erfolgreich entgegenarbeiten, wenn man sich nicht auf die durch den hohen Thonerdegehalt erzeugte Basicität der Schlacke verläfst, sondern letztere hinreichend kalkhaltig macht. Von 2 Schlacken mit gleichem Kieselsäure-, aber verschiedenem Thonerdegehalt ist diejenige mit der gröfseren Menge Thonerde in chemischer Hinsicht die basischere, denn da Thonerde mehr als die anderthalbfache Menge Sauerstoff als Kalk enthält, so mufs die Summe der basischen Sauerstoffzahlen um so gröfser, also der Silici- rungsgrad um so kleiner werden, je mehr Thon erde an die Stelle von Kalk tritt. Diese gröfsere Basicität deckt sich aber, wie oben angeführte Beispiele zeigen, nicht mit derjenigen Eigenschaft der Schlacke, welche mit dem Wort „kurz“ be zeichnet wird, im Gegentheil, bei gleichem Kiesel säuregehalt ist die thonerdereichere Schlacke stets länger bezw. zieht längere Fäden . als die thonerdeärmere. Daraus geht hervor, dafs der Kalk vorzugsweise derjenige Körper ist, welcher das sogenannte „Kurzsein“ der Schlacke bewirkt. Die Schwankungen im Kalkgehalt bezw. im Gehalt der RO-Basen lassen sich, vorausgesetzt, dafs davon mindestens drei Viertel Kalk sind, durch blofsen Augenschein leicht erkennen; nach einiger Uebung kann man deren Menge auf 1 % genau schätzen. Hingegen ist es unmöglich, sowohl den Kieselsäure- als den Thonerdegehalt allein zu taxiren, wohl aber erhält man annähernd die Summe beider Körper, wenn man die ge schätzte Zahl der RO-Basen von 100 minus Schwefelcalcium und Alkalien (durchschnittlich 100 — (5 + 1) = 94) abzieht. Selbstverständlich dürfen nur solche Schlacken proben miteinander verglichen werden, welche unter gleichen Verhältnissen erstarrt sind. Die Rindenstücke eines Schlackenklotzes haben wegen ihrer raschen Abkühlung eine ganz andere Structur als die Kernstücke. Am besten eignen sich zum Vergleichen sogenannte Spiefsproben, weil solche auch bei grofsem Kalkgehalte nicht leicht zer fallen. Bei zerfallenen Schlacken bietet die Feinheit des Mehles einen sehr guten Mafsstab für die Beurtheilung der Kalkbasicität oder Kürze. So ergab von folgenden 2 Schlacken Nr. 3 ein viel feineres Mehl als Nr. 4, obgleich die Zusammen setzung ersterer einem Silicirungsgrad von 0,76 und die letztere einem solchen von 0,64 ent spricht. Der absolut höhere Kalkgehalt entscheidet eben auch in dieser Hinsicht. Nr. 3 Nr. 4 Sio2 . . . 28,91 % 26,87 % ALq» • • • 10,87 , 15,40 „ CaO . . . 50,50 „ 48,50 „ MgO . . . 3,00 „ 3,00 , MnO . . . 0,43 „ 0,35 „ FeO . . . 0,32 „ 0,00 „ SGa . . . 5,50 „ 5,39 . 99,53 % 99,51 % Ob es bei der Vertretung der Kieselsäure durch Thonerde einerseits und der Vertretung der RO-Basen untereinander andererseits auf stöchio metrische Verhältnifszahlen ankommt, konnte nicht festgestellt werden. Wahrscheinlich ist dieses der Fall und würde demgemäfs die Be rechnung des Kalksteinzuschlags eine genauere werden, wenn man derselben die Aequivalenz- zahlen der schlackengebenden Erzbestandtheile zu Grunde legte. Allein bei der Gröfse der täg lichen, ja stündlichen Schwankungen in der Zusammensetzung der Schlacke ist eine solche Genauigkeit gar nicht erforderlich.' Da sich aufserdem die Aequivalente der Kieselsäure und Thonerde zu einander verhalten wie 3 X 60 = 180 : 2 X 102,6 = 205,2 oder wie 9 : 10,26, so fällt der durch Vernachlässigung der stöchio metrischen Rechnung bedingte Fehler nicht sonder lich ins Gewicht. Die Aequivalente von Mangan oxydul , Magnesia und Kalk liegen etwas weiter auseinander (71 : 40 : 56), allein diese Differenzen können bei der geringen Menge ersterer 2 Stoffe in den meisten Schlacken ebenfalls unberücksich tigt bleiben. Auch die zwischen Schlacke und Roheisen bestehende Wechselwirkung ist nicht eine derart innige, dafs schon geringe Aende- rungen in der Zusammensetzung ersterer auch jedesmal Aenderungen in der Zusammensetzung des letzteren hervorbringen; vielmehr bedingt eine Beeinflussung des aus einem und demselben Möller hervorgehenden Roheisens hinsichtlich des Silicium-, Mangan- und Schwefelgehalts u. s. w., wie jedem Hüttenmanne bekannt ist, kräftige Correctionen am Zuschlag von Kalkstein. Läfst man also die stöchiometrischen Ver hältnifszahlen beistite, so gestaltet sich die Be rechnung des Kalksteinzuschlags zu einer höchst einfachen Sache. Als Grundlage wählt man das pro- centuale Verhältnifs der Summe von Kieselsäure und Thonerde zur Summe der RO-Basen in einer Schlacke, welche für die Erzeugung einer Eisen sorte von bestimmter Zusammensetzung als typisch gelten darf. Dieses procentuale Verhältnifs, welches , ,, RO-Basen durch den Bruch : —— —— — Kieselsäure und 1 honerde ausgedrückt wird, erhält man aus der Zusammen setzung der gewählten Schlacke, wenn man nach Abzug von Schwefelcalcium und der Alkalien die übrigen Gehaltszahlen auf 100 umrechnet. die die Als ein mittleres Verhältnifs, passend für Darstellung von Grau- wie Weifseisen, kann 52 Zahl gelten.* Der diesem Verhältnifs ent- 48 * Die Luxemburger Hochofenschlacken vom Be trieb auf Graueisen weisen durchschnittlich ein Ver- 48 hältnifs von — auf, und von solchem auf Weifseisen 2 45 ein Verhältnifs von —• 55