Volltext Seite (XML)
54 Nr. 1. STAHL UND EISEN. Januar 1892. auf dem Rhein trug der Unermüdliche ebenfalls wesentlich bei. Sein Hauptverdienst für Entwicklung unseres Verkehrswesens bestand jedoch im unausge setzten Hinweis auf die Bedeutung der Eisenbahnen, deren Anfänge in England zu beobachten, Harkort mehrfach Gelegenheit fand. Sein Glauben an die grofse Zukunft der Eisenbahnen war felsenfest, in Schrift und Wort kämpfte er eifrig dafür. Die Viel seitigkeit Harkorts, seine Begeisterung für alles Neue, die Mifsachtung jeden Hindernisses, ein unleugbarer Mangel an zäher Ausdauer, ohne welche kein Unter nehmen gedeihen kann, brachte ihn bei seinen Zeit genossen in den nicht ganz unverdienten Ruf eines „Projectenmachers". Thatsächlich fehlte ihm nicht selten auskömmliches Wissen und Können in tech nischen Dingen, deren Stelle eine gewisse Ober flächlichkeit einnahm, aber trotzdem müssen wir dem weitsichtigen, kühnen Bahnbrecher Anerkennungzollen. Ohne jede Einschränkung gebührt Fritz Harkort volles Lob für seine langjährige Wirksamkeit als bewährter Volksvertreter. Keiner seiner Landtagsgenossen wulste besser wie er, wo den gemeinen Mann der Schuh drückte, rücksichtslos trat er überall ein, wo es noth that. Seine Leistungen zur Besserung der Lage unseres Schullehrstandes bleiben unvergefslich. Ursprünglich beabsichtigte Schreiber dieser Zeilen, dem Leser von »Stahl und Eisen« einen umfassenderen Auszug des besprochenen Buches zu bieten, gewann aber bald die Ueberzeugung, dafs 650 Seiten sich kaum im Rahmen einer einfachen Bücherschau er schöpfen lassen, mufs deshalb auf das Werk selbst ver weisen, dessen Beschaffung er Jedem, der dem In halte näher steht, dringend empfiehlt. J. S. Dr. Chr. Heinzerling, Schlagwetter und Sicher heitslampen. Stuttgart 1891. J. G. Cottasche Buchhandlung, Nachfolger. Der Verfasser will mit einer eingehenden Be schreibung der in Schlagwettergruben zur Verwendung kommenden Sicherheitslampen hauptsächlich eine Anregung des Gegenstandes auch in solchen Kreisen hervorrufen, welche in der Beleuchtungstechnik gröfsere Erfahrungen besitzen und deshalb berufen sein könnten, noch manche auf diesem Gebiete offene Fragen mitlösen zu helfen. In einem einleitenden, angeblich von der Entstehung, dem Auftreten und der Beseitigung der schlagenden Wetter handelnden Abschnitte (S. 1—27) werden eine Menge physi kalischer Einzelheiten von der Entwicklung des Gruben gases mitgelheilt und hieran eine Beschreibung der Hillschen und ähnlicher Versuche geknüpft, das Grubengas vor den Betriebspunkten aufzufangen und für sich abzuführen. Die allgemein übliche Methode aber, das Grubengas mit Hülfe der Grubenventilation in einem Strome frischer Wetter möglichst im Augen blick seiner Entwicklung aufzulösen und unschädlich abzuführen, hat der Verfasser nicht für nöthig ge halten, seinen Laien-Leserkreisen des Näheren zu er- läulern, es vielmehr deren eigener Phantasie über lassen, sich eine Vorstellung von den Verhältnissen zu bilden, welchen er in den Schlagwettergruben mit der Sicherheitslampe gegenübergestellt werden soll. Dagegen folgt S. 28—62 eine umständliche Be schreibung der verschiedenartigsten Methoden, in atmosphärischer Luft den Gehalt an Grubengas oder Leuchtgas nachzuweisen, welche, abgesehen von der Flammenreaction der Sicherheitslampen selbst, in das physikalische oder chemische Laboratorium gehören, aber nicht in den Rahmen der vorliegenden Arbeit passen. Hieran schliefst sich dann noch ein wenig übersichtlicher Bericht über die Versuche der eng lischen wie der preufsischen Wettercommission und Anderer, betr. den Einflufs des Kohlenstaubes auf I die Wetterexplosionen, nebst Betrachtungen über die Sprengarbeiten in Schlagwettergruben. Die erwähnten, gewifs nicht uninteressanten Dinge füllen stark ein drittel des ganzen Buches; zum eigentlichen Thema übergehend, giebt der Verfasser S. 98 -131 zunächst eine vergleichende Beschreibung der wichtigeren Sicherheilslampen, wie solche von der englischen und preufsischen Wetter commission als typisch aufgestellt sind, und schliefst hieran nach kurzer Besprechung der mit elektrischen Glühlichtlampen angestellten Versuche eine dem Be richt der englischen Untersuchungscommission ent lehnte alphabetische Zusammenstellung der verschie densten Sicherheitslampen (S. 141 — 188). Diese an 200 Nummern umfassende Zusammenstellung würde an Uebersichtlichkeit und praktischem Werth sehr gewonnen haben, wenn die Lampen nach den auf gestellten Typen geordnet wäre unter Fortlassung zahlreicher unwesentlicher Modificationen, deren Be deutung und Werth hier wenigstens keiner weiteren Erörterung unterzogen werden. In einem zweiten Abschnitt (S. 189—233) folgt sodann eine Besprechung verschiedener Constructions- details, wie der Lampenverschlüsse, der Zündvorrich tungen für verschlossene Lampen und namentlich des Drahtkorbes und deren Einflufs auf die Sicherheit und Leuchtkraft der Lampen nach den Untersuchungen der mehrgenannten Wettercommissionen, woran sich eine Wiedergabe der von letzteren und der von Marsaut aufgestellten allgemeinen Regeln für Con- struction, Behandlung und Gebrauch der Sicherheits lampen anschliefst. Als Draufgabe erhalten wir noch eine ausführ liche Beschreibung verschiedener Respirations-Apparate und Lampen für Arbeiten in irrespirabien Wettern, und schliefslich auch noch die Vorschriften deutscher, amerikanischer und englischer Feuerversicherungs- Gesellschaften für elektrische Lichtanlagen abgedruckt werden. Mit kurzen Worten charakterisirt sich das vor liegende Buch als eine Zusammenstellung von z. Th. gar nicht zusammengehörigen Dingen, übrigens in der Hauptsache von Auszügen aus den Berichten der englischen Untersuchungscommission für Grubenun fälle, der preufsischen Wettercommission und Anderer, deren Sichtung und Ordnung zu einem einheitlichen Ganzen dem geneigten Leser Vorbehalten zu sein scheint. Vielleicht findet diese Charakteristik durch eine gewisse Vielseitigkeit des Verfassers ihre Erklärung, von dem gleichzeitig eine Arbeit, betitelt: „Unter suchungen über die fördernden und schädigenden Einflüsse der üblichen Beimischungen zu Kautschuk und Guttapercha auf die für die technische Verwen dung nothwendigen Eigenschaften dieser Körper“ er schienen ist. Lg. Die Strafsenbrücke über die Norder - Elbe bei Hamburg. Erbaut in den Jahren 1884 bis 1887 von dem Ingenieurwesen der Bau deputation des Hamburgischen Staates (Ober- Ingenieur F. Andreas Meyer). Nach amt lichen Quellen dargestellt von den bau leitenden Ingenieuren G. 0. Gleim und H. Engels. Mit 9 Kupfertafeln. Sonder abdruck aus der »Zeitschrift für Bauwesen« 1890. Berlin 1890, bei Ernst & Korn. Die zahlreichen Mitglieder des »Vereins deut scher Eisenhüttenleute«, welche im Herbst 1888 der Versammlung in Hamburg beiwohnten, entsinnen sich zweifelsohne noch mit Vergnügen des Besuchs der neuen Strafsenbrücke über die Elbe, welche, ganz