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284 Nr. 6. STAHL UND EISEN. März 1892. qualitativ und quantitativ bekannt, so ist es eine welche Endproducte er welche er hierzu Mittel fest, so ist mit dieser allein, einen geben Hülfe der einzelnen Mischung ist dann eintreten. Thomas- in Stahl einfache sammen resultat Die 3. er mufs wissen, erzielen will; 4. er mufs wissen, anzuwenden hat. Stehen diese Punkte verfahren dagegen wird dafür nur die Reactions- zeit gerechnet und gesagt: die Charge dauert 15 Minuten, während, um vergleichen zu können, man sagen müfste: die Charge dauert 21/2 bis 31/2 Stunden. Bei so richtiggestelltem Sprach gebrauch würde die Angabe der Dauer einer Charge Niemanden mehr erschrecken. Ist nun aber abgesehen davon dieser rasche Verlauf der Charge wirklich ein Beweismittel, um zu folgern, deshalb müsse der Procefs ungleich- mäfsiges Material liefern ? Allgemein gültig ist Satz für kein Fabricat. Nicht die Zeit die eine Herstellungsart beansprucht, wird Mafsstab für die Güte des Productes ab können; es wird hierfür vielmehr lediglich auf die begleitenden Umstände ankommen, auf die Art und Weise, wie Maschinen und Apparate dabei wirken und in welcher Weise alle Hülfsmittel der Wissenschaft und Technik angewandt worden sind. Es müfste sonst in früheren Jahren, wo nur zwei, höchstens drei ChargenMartineisen in 24 Stunden gemacht werden konnten, besseres Martineisen erzeugt worden sein als jetzt, wo 4, 5 und 6 Chargen in derselben Zeit die Regel sind (in Oesterreich sogar mehr.) Man müfste ferner sagen, dafs der Thomasbetrieb in seinen Anfängen bei 10 bis 15 Sätzen in 12 Stunden ungleich besseres Material hat erzeugen müssen, als jetzt bei 24 in derselben Zeit. Vollends unzulässig ist dieser Schlufs, wenn er auf chemische Reactionen eine Anwendung findet. Und mit einer solchen chemischen Re- action haben wir es beim Thomasprocefs ganz allein zu thun. Wer eine chemische Reaction zu vollführen hat, weifs, dafs der Erfolg seiner Arbeit ein völlig sicherer ist, wenn er folgende Grundregeln sicher einhält: 1. er mufs die Körper, die aufeinander rea- giren sollen, qualitativ genau kennen; 2. er mufs sie quantitativ genau kennen; Rechnung, festzustellen, wie sie zu gemischt werden müssen, um das End herbeizuführen. Reactionen werden um so rascher er folgen, je inniger die einzelnen Körper zusammen vermischt werden. Die Sicherheit der Reactionen wird in keiner Weise durch diesen raschen Ver lauf berührt, sofern obige Voraussetzungen erfüllt sind. Es mufs vielmehr bei jeder Wiederholung, hier also bei jedem Satz, ein und dasselbe Material erzeugt werden, und nur da, wo diesen Voraus setzungen kein Gewicht beigelegt wird, wird das Ergebnifs planlos und ungewifs sein. Als erste Grundbedingung des gleichmäfsigen Erfolges eines jeden Satzes ist also zu nennen: die genaue Kenntnifs aller Rohmaterialien ohne Ausnahme, die zur Verwendung gelangen sollen. Nun sind Analyse, Rechnung, Wägung als Werke menschlicher Thätigkeit dem Irrthum unterworfen, und zwar entsprechend der Kenntnifs und der gröfseren oder geringeren Sorgfalt des Einzelnen. Sie bedarf daher der Ueberwachung, und diese ist am sichersten zu führen durch das fertige Erzeugnifs. Ist dieses gut, so hat Alles richtig gearbeitet, ist es schlecht, so mufs rück wärts die Quelle des Uebels gesucht und gefunden werden. Ist diese entdeckt, so wird es an Heil mitteln für die Zukunft nicht fehlen. Es entsteht daraus die zweite Grundbedingung des gleichmäfsigen Erfolges eines jeden Satzes; sie besteht in der scharfen Ueberwachung der Qualität der Erzeugnisse eines jeden einzelnen Satzes. Zu welch eingehendem Probewesen diese Nothwendigkeit führt, habe ich in einem früheren Vortrage hier auseinandergesetzl. * Eine erste Prüfung über den Erfolg eines jeden Satzes besteht in der sogen. Vorprobe, d. h. derjenigen Probe, die vorgenommen wird, bevor der Satz fertiggestellt ist, bevor also die Zusätze zugegeben werden. Fortgesetzt werden mufs diese Prüfung über das fertige, mit den Zusätzen versehene Material, noch ehe es die Goquillen verläfst. Aber auch dafür mufs gesorgt werden, dafs auch dann noch die einzelnen Stäbe des ganzen Satzes zweifellos herausgesucht werden können, für den Fall, dafs die naturgemäfs erst später sich ergebenden Resultate der Analyse und sonstiger mechanischer Proben, Abnahmen u. s. w. das Material des Satzes als nicht für seinen Zweck geeignet erscheinen lassen sollten. Bei solcher Ueberwachung wird es erreichbar sein, den Anforderungen des Abnehmers zu ge nügen, ihm ungeeignete Sätze nicht mehr vorzu legen, ja überhaupt, nicht mehr zu erzeugen. Wie verhält es sich nun mit der Ungleich- mäfsigkeit des Materials eines und desselben Rechnung das Mischungsverhältnifs der Körper klarzulegen und demnach die vorzunehmen. Der erstrebte Erfolg sicher, die beabsichtigte Reaction mufs Und das ist die Charakteristik des verfahrens: sein Zweck ist, Roheisen * Zeitschr. des »Vereins d. Ingen.« 1890, Nr. 28, S. 713 u. f. umzuwandeln, d. h. ein Eisen, das eine bestimmte Menge fremder Körper enthält, in reines Material überzuführen. Dieses hat zu geschehen durch bestimmte Reactionen, deren wesentlichste sind: Ueberführung des Phosphors und Siliciums' an Kalk, Fortführung des Kohlenstoffs und Mangans durch, Sauerstoff, des Schwefels durch Mangan | u._a. m. Sind alle diese Körper im Rohmaterial |