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STAHL UND EISEN. März 1892. Nr. 6. 267 etwa 4733 cbm Gas; auf 1 t Koks würden also in einem Hochofen 8,48 bis 31,23 kg Cyan er zeugt. Demnach würde ein Hochofen im Tage bei einem Verbrauch von nur 100 t Koks 848 bis 3123 kg Cyan erzeugen. Diese ungeheuren und deshalb unwahrscheinlichen Mengen Cyan, in Verbindung mit Alkalien oder Alkali-Erden, vielleicht auch mit flüchtigen Metallen, würden genügen, um die rasche Abnutzung aller Theile des feuer festen Mauerwerks eines Hochofens auch oberhalb der Schmelzzone eines Hochofens zu erklären. In den feuerfesten Thonen, welches Zersetzungs, producte von feldspathartigen Mineralien sind- finden sich gewöhnlich Alkalien. Ob das Cyan in den Hochofengasen bei den Temperaturen, welche im Schachte eines Hochofens herrschen, imstande ist, den feuerfesten Steinen Alkalien zu entziehen und so die Steine zu zer setzen, wäre durch Versuche festzustellen. Dafs Theile aus Gufseisen, welche zu Gasfängen oder zum Tragen der Gicht verwendet werden, von Bestandtheilen der Hochofengase vollständig zer fressen werden, davon hat sich der Vortragende wiederholt selbst überzeugt. Ob das Gyan in den Hochofengasen den Materialien der Beschickung Alkalien und Erden entzieht und als Cyanalkali oder als flüchtiges Cyanmetall auf die feuerfesten Steine zerstörend einwirken kann, ist bis jetzt nicht festgestellt. Grofse Mengen Cyanalkalien werden von dem Kühlwasser aus den Wandungen der Hochöfen aufgelöst und auch geschmolzene Cyansalze tröpfeln häufig aus den Fugen der Wandungen. Zu 3. Die Steinkohlengebirge enthalten be kanntlich stark kochsalzhaltige Quellen; die Gruben wasser oder die Kohlen und besonders die Berge sind deshalb sehr häufig kochs alzhalti g; es enthielt, nach Untersuchungen, welche im Jahre 1884 angestellt sind, eine Ladung Kohlen von 6000 kg eines Koksofens davon 1,8 kg, eine andere 3 kg und eine sogar 22 kg. Kochsalz ist flüchtig; es verdampft theilweise bei der Ent gasung der Kohlen und kommt in den Koksöfen ohne Gewinnung der Nebenerzeugnisse mit den heifsen Verbrennungsproducten der Gase, also weifsglühend, mit den ebenso heifsen feuerfesten Steinen in Berührung und wird durch die Kiesel säure derselben in Natrium und Chlor zersetzt. Das Natrium verbindet sich mit der Kieselerde und Thonerde der feuerfesten Steine zu einer leichtflüssigen Schlacke, welche abtropft. Der Stein sieht infolge der Chlorentwicklung schwammig aus. Eine Analyse solcher Steine ergab einen Gehalt au Natron von 7,17%. Die Steine der Wandungen solcher Koksöfen werden durch diese Einwirkung vollständig aufgelöst; in den Gasen der betreffenden Koksöfen ist freies Chlor in grofsen Mengen enthalten. Diese Zerstörung der Koksöfen hat den Erbauern derselben schon viele Verluste bereitet. Bei den Koksöfen mit Gewinnung der Nebenerzeugnisse, bei welchen das aus den Kohlen verdampfte Kochsalz in der Condensation ausge waschen wird, kann der Salzgehalt der Gase nicht schaden. Jedenfalls aber bleibt ein Theil Koch salz im Koks, und dieser Theil ist um so gröfser, wenn der Koks auch noch mit den salzhaltigen Grubenwassern abgelöscht wird. Nach kürzlich angestellten Untersuchungen enthielten die verschiedenen Koks, welche in den Hochöfen eines Hüttenwerks verbraucht wurden, im Durchschnitt 0,181 % in Wasser lösliche Salze, und zwar 0,062 % NagSO und 0,119% NaCl. Einem Hochofen, welcher nur 100 t Koks im Tage vergast, werden durch diesen also 62 kg Glaubersalz und 119 kg Kochsalz zugeführt. Das Kochsalz wird bekanntlich zum Glasiren von Thon- und Steingutgefäfsen verwendet. Wenn die feuer- ! festen Steine der Wandungen der Hochöfen immer während der abschmelzenden Einwirkung so grofser Mengen Salze ausgesetzt sind, also glasirt werden, dann werden dieselben ebensowohl in wenigen Monaten abgenutzt sein, wie das bei den Koksöfen, wie oben beschrieben, der Fall war. Zu 4. In den meisten Lagen der besten feuerfesten Schiefer undThonekommen Schwefel kiese vor;* diese werden in höheren Temperaturen in Einfachschwefeleisen umgewandelt, und durch die Gase der Hochöfen wird dieses in metallisches Eisen übergeführt. Mit diesem metallischen Eisen bleiben die Gase des Hochofens in fernerer Be rührung ; in denselben kommt Kohlenoxyd in grofsen Mengen vor. Das Kohlenoxyd wird durch die Berührung mit metallischem Eisen veranlafst, sich in Kohlen stoff und Kohlensäure zu zersetzen; der Kohlen stoff lagert sich auf der Oberfläche der Eisen kügelchen ab und bildet eine Schale um dieselben. Trotzdem diese Schale von Kohlenstoff das Eisen kügelchen umgiebt, dringen immer wieder neue Kohlenoxydgase zu dem Eisen und scheidet sich immer von neuem Kohlenstoff auf dem Eisen aus. Die ganz winzigen Eisenkügelchen werden so allmählich von einer Umhüllung von Linsen-, Erbsen- und Haselnufsgröfse umgeben.** Dieser j immer weitergehenden Vermehrung der Kohlen- [ Stoff-Ausscheidung kann nichts widerstehen; am j wenigsten aber die Festigkeit der feuerfesten Steine 1 des Mauerwerks der Hochöfen. Die Steine werden durch die Kohlenstoff-Ausscheidungen zersprengt । und so vollständig zerstört. Den drei zuletzt be- | sprochenen Ursachen der Zerstörung des Mauer werks der Schächte der Hochöfen würde dasselbe nicht ausgesetzt sein, wenn es aus Kohlenstoff- । steinen hergestellt würde. Man fertigt die Kohlenstoffsteine jetzt ohne Zusatz von Thon oder dergleichen, in einer be- * Der Vortragende zeigte solche Schwefelkies- i kügelchen aus feuerfesten Steinen vor. ** Der Vortragende zeigte auf solche Weise ent- ! standene Kohlenstoff-Ausscheidungen vor.