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Aber schlieslich aufgelöst werden alle sogenann- j ten feuerfesten Steine, ob sie dicht oder locker sind, ebenso sicher, wie sowohl Kandis- als Krümel- ' zucker im Kaffee aufgelöst wird. Dafs ein Material nicht nach dem gewöhn- j liehen Begriff feuerfest zu sein braucht, um der auflösenden Wirkung der Schlacken u. s. w. wider- j stehen zu können, beweist die Anwendung der Kohlenstoffsteine. Das beste Mittel zur Erhaltung der Wandungen der Hochöfen, ohne Rücksicht auf das dazu angewendete sogenannte feuerfeste Material, ist die Kühlung der Wandungen mit Wasser. Die in den letzten Jahren in Aufnahme gekommenen Kohlenstoffsteine, welche auf süd französischen Hütten schon seit 1876 zu den Wandungen der Gestelle der Hochöfen verwendet werden und von dem Vortragenden zuerst in deut schen Zeitschriften beschrieben sind,* schienen sich anfangs für diese Zwecke sehr gut zu bewähren. Von Schlacken werden die Kohlenstoffsteine nicht aufgelöst, und wenn nur diese im Gestell eines Hochofens vorhanden wären, würden die Kohlenstoffsteine dort von ausgezeichneter Halt barkeit sein. Im Gestell befindet sich aber auch das Roheisen und zwar steht dasselbe stets auf dem Boden des Gestells, und steigt dessen Pegel von einem Abstich zum andern an den Seiten wänden des Untergestells auf. Es wird nun häufig im Hochofen Eisen erzeugt, welches noch nicht mit Kohlenstoff gesättigt ist und denselben deshalb in Berührung mit Koks, also auch in Be rührung mit den Kohlenstoffsteinen begierig auf nimmt. Durch Auflösung des Kohlenstoffs dieser Kohlenstoffsteine aber werden dieselben natürlich zerstört. Daher kommt es, dafs auch viele der in den letzten Jahren aus Kohlenstoffsteinen her gestellten Böden von Hochöfen, ebenso wie die unteren Theile solcher Gestelle, in kurzer Zeit aufgelöst worden sind. Am wenigsten lange haben die aus Kohlen stoffsteinen hergestellten Böden der Gestelle ge halten. Diejenigen Theile der Wandungen des Gestells und der Rast, welche nicht immerwährend mit dem flüssigen Eisen in Berührung kommen, I halten sich, wenn sie aus Kohlenstoffsteinen her- | gestellt sind, wie es scheint, sehr gut. Die Er- j fahrungen darüber sind jedoch noch sehr gering, weil die Zeit der Anwendung der Kohlenstoffsteine in Deutschland eine noch zu kurze ist. Während nun bei dem früheren langsameren Betriebe der Hochöfen nur das feuerfeste Mauerwerk der Gestelle aufgelöst wurde, erstreckte sich, bei der immer weiter gehenden Inanspruchnahme der Hoch öfen durch den Betrieb mit Einführung von mehr und wärmerem Wind, die Auflösung des Mauerwerks erst auf die Rast und dann sogar, in den letzten Jahren, auch auf das feuerfeste Mauerwerk der * »Zeitschr. des Vereins deutscher Ingenieure« 1885, Bd. XXIX, Nr. 9, vom 18. Juli, Seite 551, erste Spalte. Schächte der Hochöfen. Weil die Wasserkühlung bis jetzt das einzigste Mittel zur Erhaltung des Mauerwerks der Hochofen ist, kühlt man deshalb jetzt nicht nur das Gestell, sondern auch die Rast und in neuerer Zeit auch den Schacht der Hochöfen. Von der Ursache der bedeutenden Abnutzung gewisser Theile des Schachtes eines Hochofens, in welchem Ferromangan erzeugt wird, will ich hier nicht reden, weil diese Erzeugung nur eine beschränkte ist. Als Ursachen der raschen Abnutzung des Mauerwerks der Schächte der Hochöfen im all gemeinen auf eine Höhe von mehreren Metern bis auf wenige Millimeter nach aufsen sind zu besprechen: 1. Abreibung durch den Niedergang der Be schickung. 2. Einwirkung von Bestandtheilen der Hochofen gase, z. B. Cyan oder dessen Salze. 3. Abschmelzen durch Kochsalz, welches im Koks enthalten ist. 4. Zersprengen durch Ausscheidungen von G aus CO2, veranlafst durch Eisenpartikel- chen, welche aus FeS 2 innerhalb der feuerfesten Steine gebildet werden. Auf die Steine des Schachtes eines Hochofens kann von diesen Ursachen zur Zeit eine allein wirken, und es können auch alle zusammen wirken. Zu 1. Bei der jetzigen vervollkommneten Herstellung von feuerfesten Steinen hält es nicht mehr schwer, solche zu bekommen, welche dem Abrieb der Beschickung beim Niedergang der selben gut widerstehen. Diese Ursache ist dem nach nur ausnahmsweise für die Erklärung der raschen Abnutzung des Mauerwerks der Schächte der Hochöfen in Betracht zu ziehen. Zu 2. Dafs in den Hochofengasen viel Gyan enthalten, ist eine in Deutschland längst bekannte, und schon in alten Lehrbüchern der Chemie beschriebene Thatsache.* Die Bildung von Cyan (C 2 N) ist im Hochofen darum sehr erleichtert, weil im Koks der Stick stoff neben dem Kohlenstoff in einer uns zwar unbekannten, aber wahrscheinlich doch sehr innigen Lage vorkommt. Von dem in den Steinkohlen Westfalens vor kommenden Stickstoff bleiben bei deren Entgasung in Koksöfen oder Gasretorten nach Dr. Kaublauch 31-36% in Koks; 1,5—2% dieses Stickstoffs gehen als Cyan über, während sich 1 — 3 % des selben im Theer und 10 — 14% desselben im Ammoniak wiederfinden. 1 cbm Gichtgas eines neueren Hochofens enthielt 1,79-6,6% Cyan, während die Gase in der Schmelzzone des Hoch ofens daran noch reicher waren.** 1 t Koks liefert * Siehe die Chemie von Walchner. Stuttgart, Müller, 1849, S, 515. ** Diese Analysen stammen aus dem Laboratorium von Clarence Iron Works in Middlesborough. Analysen von deutschen Werken liegen nicht vor.