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März 1892. , STAHL UND EISEN.“ Nr. 6. 265 bildung, welche es für bestimmte Aufgaben der Schweifstechnik erfahren hat, näher einzugehen, würde hier zu weit führen, jedoch sei auf eine interessante Abhandlung von C. Perrine hin gewiesen, welche, im »Electrician« vom 26. Juni 1891 im Auszuge erschienen, aufser der bereits bestehenden Anwendung auch die Aussichten dieses Verfahrens für die Praxis erörtert. Ob wohl er sich die demselben noch anhaftenden Unvollkommenheiten bei der Schweifsung von höher carbonisirten Stählen oder von Eisen mit Stahl oder schmiedbarem Gufs keineswegs ver hehlt und ausdrücklich darauf hinweist, dafs eine Probe auf Zugfestigkeit keineswegs ein aus reichendes Kriterium für die Güte einer Schweifs verbindung sei, so gelangt er doch zu dem Schlufs- ergebnifs, dafs der elektrische Schweifsprocefs, obgleich er praktisch nicht Alles vom Magnesium barren bis zur Dampferwelle zu vereinigen ver mag, uns doch befähigt, anderweitig unmögliche Resultate zu erzielen, und bei hinreichendem Studium sowohl der Producte als der Behandlung der Materialien volles Vertrauen seiner Ergebnisse verdient. lieber das feuerfeste Mauerwerk der Hochöfen und dessen Erhaltung.* j § Hochöfen sind grofse Gas-Generatoren, in welchen die erzeugten Gase Eisensteine reduciren und das so erzeugte Eisen kohlen, während die bei der Vergasung des Kohlenstoffs frei gewordene Wärme das Roheisen und die begleitenden Schlackenbestandtheile schmilzt, welche sich als dann vom Roheisen scheiden. In diesen wenigen Worten ist die Vielheit der Zwecke angedeutet, denen der Hochofen dienen mufs. Wir werden jedoch im Verfolg dieses Vortrages erfahren, dafs neben obigen auch noch andere chemische Pro- cesse im Hochofen wirken. Ein Hochofen soll aufserdem Tag und Nacht viele Jahre hinter einander betrieben werden; es bietet sich also keine Gelegenheit zu gründlichen Ausbesserungen etwaiger Beschädigungen. Ein Steinbrennofen z. B. dient dagegen nur einem Zweck und man kann denselben alle paar Tage ganz genau von innen betrachten und die nöthigen Ausbesserungen vornehmen. Die Einrichtungen eines Hochofens und dessen Erzeugungsmengen haben ferner seit 40 Jahren immerfort Umwälzungen und Steigerungen erfahren. r Der erste Kokshochofen in Westfalen ist vor 43 Jahren gebaut; die Gröfse und die Einrichtun gen der damaligen Hochöfen sind mit denjenigen der jetzigen Hochöfen gar nicht mehr zu ver gleichen. Wenn damals ein Kokshochofen in Westfalen täglich 40 000 Pfd. oder 20 000 kg, also 20 t Roheisen, und in Oberschlesien sogar nur 1000 Ctr. in der Woche oder 14 300 Pfd. im Tage erzeugte, dann wurde der betreffende Betriebsleiter schon als ein, mit dem Bösen unter einer Decke Spielender angesehen. Die Hochöfen der verschiedenen deutschen Industriebezirke er zeugen jetzt durchschnittlich zehnmal mehr, als vor 40 Jahren. Die vielen verschiedenen Zwecke, * Vorgetragen in der Generalversammlung des »Vereins deutscher Fabriken feuerfester Producte« in Berlin am 21. Februar 1892. VI.H I denen der Hochofen dienen mufs, die vielen chemischen Processe, welche sich in demselben abspielen, die jahrelang währende und ungeheuer gesteigerte Inanspruchnahme desselben erklären zur Genüge die Schwierigkeit, welche die Be schaffung eines feuerfesten Materials für das j Mauerwerk des Hochofens macht, welches allen I Anforderungen entspricht. Dem Begriff feuerfest, I wie solcher im allgemeinen für die betreffenden Steine gebraucht wird, liegen aufserdem in Bezug auf den Hochofen ganz verschiedene Voraus setzungen zu Grunde. Wird ein sogenanntes feuerfestes Material lediglich der Einwirkung der Wärme ausgesetzt, so ist das eine ganz andere Inanspruchnahme, als wenn das Material gleich zeitig zwei verschiedenen Einwirkungen ausgesetzt wird. Im Hochofen wirken nämlich aufser der Wärme noch Schlacken und andere feuerflüssige oder gasförmige Verbindungen gleichzeitig auf lösend auf das feuerfeste Material ein. Dank dem unermüdlichen Streben der deutschen Fabriken feuerfester Erzeugnisse können die Hoch ofenwerke solche Steine haben, welche jeder, mit den jetzigen Mitteln möglichen Wärmewirkung widerstehen. Anders liegt es mit dem Wider stande gegen die auflösenden Einwirkungen, welche auf das Mauerwerk eines Hochofens stattfinden; es ist noch kein Material bekannt, welches diesen Einwirkungen mit Erfolg widersteht. Quarzstein sowohl als der beste Chamottestein, ebensowenig wie der gewöhnliche Ziegelstein widerstehen der auflösenden Wirkung von Schlacken u. s. w., einfach weil die Hauptbestandtheile aller dieser Steine, die Kieselerde und Thonerde, von den Schlacken begierig aufgelöst werden, gleichgültig, wie das jeweilige Verhältnifs dieser Bestandtheile in den genannten Steinen zu einander ist. In etwa aufgehalten kann diese Auflösung nur werden, wenn der Stein eine grofse Dichtigkeit, also , mechanische Festigkeit, ohne Sprödigkeit hat. 2