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Zur directen Eisenerzeugung. Von Professor Josef v. Ehrenwerth.* IV. Die Arbeit mit Erz-Kohle-Briketts. Den Lesern der »Oesterr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen« dürfte es noch in Erinnerung sein, dafs in den Jahren 1880 und 1881 auf dem Werke der k. k. priv. Südbahngesellschaft zu Graz verschiedene Versuche über Verwendung von Erzen beim Martinprocefs unter gleichzeitiger Mitverwendung von Kohle zum Zweck einer aus gedehnteren directen Darstellung von Eisen durch geführt wurden. Die eingeschlagenen Richtungen wurden uns durch 3 Patente gesichert. Das erste umfafste die Erzeugung von Blooms aus Erz, Kohle und Roheisen als wesentlichen Bestandtheilen durch Uebergiefsen eines Gemenges der ersteren beiden Bestandtheile in Stücken, mit Roheisen, und deren Verwendung bei der Fabrication von Flufseisen und Flufsstahl im Flammofen. Das zweite erstreckte sich auf die Erzeugung von Blöcken aus Kohle und Roheisen in der selben Weise und deren Verwendung für den selben Zweck. Das dritte endlich sicherte die Erzeugung von Briketts aus einem innigen Gemenge von Erz und Kohle als Hauptbestandtheilen. Um diese Briketts haltbarer zu machen und vorglühen zu können, sollten sie mit Roheisen umgossen werden. Gerade diese letzte Methode wurde — aus Gründen, die an betreffender Stelle** angeführt sind — obgleich ich mir eben von ihr die besten Erfolge versprach, nicht versucht. Uebri- gens wurden bei den Versuchen im Martinofen auch Gemenge von Erzen nnd Kohlen verwendet. Die Mitverwendung von Zuschlag wurde meines Erinnerns in die Patentbeschreibung aufgenommen. Sie wurde übrigens früher gelegentlich eines ‘Artikels „Ueber Flufsstahlerzeugung unter Ver wendung von Erzblooms“*** besprochen; im gegebenen Falle aber, wo wir uns mit selbst schmelzenden (basischen) Erzen vom steirischen Erzberg befafsten, hatte sie, mindestens für die Ziegel, keine besondere Bedeutung. Verschiedene Persönlichkeiten, darunter auch Ingenieur L. Imperatori, welcher zur Zeit als Schienenübernahms-Commissär für die Alta Italia am Grazer Werke weilte, hatten einzelnen Ver suchen beigewohnt. Die Grundlagen für die eingeschlagenen Rich tungen, wie die technischen Erfolge und die Folgerungen, welche sich nach eigenen Beobach tungen ergaben, habe ich wiederholt, zunächst * Vergl. »Stahl u. Eisen« 1891, S. 299. 727. 978. ** »Oesterr. Z. f. B. u. H.« 1880, Nr. 28 u. f. *** „ „ 1886, , 34. /Nachdruck verboten. Ges. v. 11. Juni 1870./ ausführlich in der »Oesterr. Z. f. B. u. H.« 1882, Nr. 28, dann auszugsweise im selben Blatte 1886, Nr. 34, in einem Artikel „Ueber den Martinprocefs mit ausschliefslicher oder vor wiegender Verwendung von Roheisen und Erzen“, welcher den Erz-Martinprocefs in Schweden zum Hauptgegenstande hat, besprochen. Wenn ich heute, da die betreffenden Patente bereits erloschen sind, in diesem Blatte nochmals darauf zurückkomme, so geschieht es, weil jene Richtungen neuerer Zeit mit Erfolg wieder auf gegriffen wurden und für die Zukunft eine erhöhte Bedeutung zu gewinnen versprechen. Bekanntlich wurden lose Erze wie Briketts aus Erzen und Roheisen schon lange zuvor beim Martinprocefs verwendet. Dafs dabei einige Procente Eisen direct gewonnen werden, ist eben falls bekannt, aber ebenso auch, dafs diese Menge nicht gröfser sein kann, als dafs für 100 Flufsmetall doch noch immer nahe an 100 metallisches Material chargirt werden mufs. Neu war aber bei den erwähnten Versuchen 1. die Mit verwendung von Kohle in den Briketts wie im losen Gemenge, wodurch die Menge direct erzeugten Eisens erhöht werden konnte, und 2. die Anwendung bezw. Mitverwendung von Kohle zu dem Zwecke, das bereits vorhandene flüssige Metall, wenn es durch die Erze bezw. durch die eisenreiche Schlacke entkohlt wurde, wieder höher zu kohlen, um es für die neuerliche Reaction auf Erze geeignet zu machen, um so eine neue Menge Eisen direct gewinnen zu können. In der That liegt darin schon klar der Gedanke einer directen Darstellung und bei geeigneter Combination der Methoden sogar eines vollkommenen directen Processes. Es sei mir gestattet, die Hauptschlüsse,’ welche die seiner zeitigen Versuche ergaben, hier nochmals kurz zu wiederholen. Es sind folgende: 1. die Wirkung der Erze, sofern solche noch als lose Oxyde auf das Bad gebracht werden, auf das kohlehaltige Metallbad erfolgt, wenn auch — wissenschaftlich genommen — vielleicht nicht ausschliefslich, so doch vor Allem durch die Schlacke, d. h. nach Uebergang in dieselbe und nicht direct, wie man bisher annahm; 2. . die Reaction kohlehaltigen Metalles auf eisenhaltige Schlacke ist sowohl in Intensität als Vollkommenheit von der Temperatur beider abhängig, erfordert im allgemeinen, um über haupt lebhaft vor sich zu gehen, hohe Tempe ratur, und nimmt nach beiden Richtungen mit der Temperatur von Metallbad und Schlacken decke zu. Dasselbe gilt betreffs Lösung von