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zusammen, es rief die Sprünge 1 und 2 und eine Ausbauchung auf der Rückseite von 10 mm Höhe hervor; auch das 11. Geschofs zerbrach gänzlich und verursachte die Sprünge 3 bis 7, sowie eine Erhöhung auf der Rückseite von 23 mm. Das 111. Geschofs zerschellte, rief die Risse 8 bis 10 und eine Auftreibung auf der Rückseite von 15 mm hervor. Auch das IV. Geschofs zersprang und hinterliefs die Sprünge 11 bis 15 mit einer Auf treibung von 8 mm. Das letzte, gegen die Mitte gerichtete Geschofs zerschellte und verursachte die Risse 16 bis 22 und eine Erhöhung auf der Rückseite von 22 mm. Trotz der vielen Risse, von denen indefs nur einige bedeutend waren, hielt die Platte gut zusammen. Die Versuchsplatte hat demnach gehalten, was die Fabrik versprach : sämmtliche Geschosse zer trümmerten. Hierbei ist zu berücksichtigen, dafs die 15-cm-Granaten die besten sind, die heute gefertigt werden, da es noch nicht gelungen sein soll, Granaten gröfseren Kalibers von gleicher Güte herzustellen. Aus diesem Grunde wird auch die 15-cm-Kanone vorzugsweise zu Panzerschiefs versuchen verwendet. Die Herstellung der Panzerplatten nach dem Tressidderschen Verfahren ist noch nicht öffent lich bekannt, es darf deshalb mit Recht die Frage aufgeworfen werden, ob das Härtungsverfahren ein Anpassen an die Bedingungen gestattet, welche durch die Gröfse und Form der Platten für Schiffe gefordert werden. Das Härten im Kasten kann nur in beschränktem Mafse Anwendung finden, weil sich die Platte dabei wirft. Die Fabrik Brown & Co. will bis jetzt keine Schwierig keiten gefunden haben, welche bei Ausführung des Tresidderschen Härteverfahrens das Werfen der Platte verhindern; auch hofft sie, dafs es ihr gelingen wird, Platten in gebogener Gestalt, wie sie der Panzerung angepafst sind, ohne Form veränderung zu härten. Wie »Iron and Goal Trade Review« vom 8. Januar 1892 zu berichten weifs, ist auf Grund der in Portsmouth stattge habten Panzerversuche von der englischen Ad miralität beschlossen worden, die beiden Panzer schlachtschiffe II. Klasse „Barfleur“ und „Cen turion“, Schiffe von 10 500 t, die einen 305 mm dicken Gürtelpanzer erhalten sollen, mit solchen Platten zu panzern, die sich bei jenem Schiefs- versuch so vortrefflich bewährten und welche den Harveyschen hochkohlehaltigen Nickelstahl platten der Amerikaner an Güte nicht nachstehen sollen. Es darf wohl als sicher gelten, dafs hiermit die Tresidderschen Panzerplatten gemeint sind. — Wie Tresidder, so bleibt auch E. Edwards, in der Firma Edwards & Co., London, dem System der Gompound-(Verbund-)platten treu. Er hat ein britisches Patent Nr. 14 791 vom 1. und 15. September 1891 auf ein neues Ver fahren zur Herstellung von Compound-Panzer platten erhalten, welches die Beseitigung des dem Wilsonschen System anhaftenden gröfsten Mangels, der unsicheren Verschweifsung der Stahl- mit der Eisenplatte, dadurch beabsichtigt, dafs die Platte durch gleichzeitigen oder unterbrochenen Gufs von Stahl und Eisen, oder hartem und weichem Stahl, je nach der bezweckten Beschaffen heit der Platte, in einen als Gufsform dienenden Rahmen hergestellt werden soll. Ob dieses Ver fahren und mit welchem Erfolge versucht wurde, ist uns nicht bekannt. Ob Tresidders Härtung bessere Platten liefert, als die vorbeschriebene von Harvey, das werden erst künftige Vergleichsversuche zeigen müssen; dagegen scheint die Ausführung der ersteren die wesentlich einfachere zu sein, denn sie ist in 12 Stunden beendet, während Harveys Platten 5 Tage zur Carbonisirung im Glühofen liegen müssen. Wie jene ist aber auch die Harvey- platte, dem Princip nach, eine Compoundplatte, welche vor der des Wilsonschen Systems den grofsen Vorzug hat, ungeschweifst zu sein. Im übrigen gleicht Harveys Verfahren der Kohlen zuführung dem bekannten Cementirungsprocefs der Stahlbereitung und erinnert in seiner Wirkung an die des Grusonschen Schalengusses bei Herstellung der Hartgufspanzer. Die bis jetzt in Amerika noch nicht über wundene technische Schwierigkeit in der Her stellung von Panzerplatten, sowohl aus reinem Stahl, wie aus Nickelstahl, als auch deren Behandlung nach Harveys Verfahren, besteht in der Erzielung einer gleichmäfsigen Beschaffenheit, nicht nur in jeder einzelnen Platte, sondern auch in einer An zahl für denselben Zweck bestimmter Platten. In Schiefsversuchen wurden Platten beschossen, deren eine Seite härter war als die andere, und die Untersuchung der beim Bohren der Bolzen löcher in Nickelstahlplatten gewonnenen Bohr- spähne hat auch eine ungleiche Legirung des Nickelstahls in den einzelnen Theilen der Platten nachgewiesen. Man hofft in Amerika dieser Ungleichheiten Herr zu werden. In den Vereinigten Staaten sind es die Eisen werke zu Bethlehem, Pennsylvanien, und die Firma Carnegie, Phipps & Co. zu Pitts burg, welche sich an der Herstellung von Panzer platten betheiligen. Nach mehreren durch den Schiefsversuch im September 1890 zu Annapolis veranlafsten Vorversuchen, die in der ersten Hälfte des Jahres 1891 stattfanden, wuide ein grofser Schiefsversuch von der Marineverwaltung sorgfältig vorbereitet, der über die Wahl der Panzerplatten Entscheidung bringen sollte. Er hat am 31. October und 14. November 1891 auf dem neu eingerichteten Schiefsplatz der Marine zu Indian-Head-Maryland stattgefunden. Es waren 6 Platten verschiedener Herkunft und Fertigungsweise, aber alle 2,44 m hoch, 1,83 m breit und 26,7 cm dick zum Versuch so aufge-