Volltext Seite (XML)
beabsichtigte Tiefe erreicht. Je höher der Hitze grad, je länger andauernd er erhalten wird, um so mehr und um so tiefer erfolgt die Carboni- sirung, welche von der Oberfläche nach der Tiefe zu allmählich abnimmt. Harvey nimmt an, dafs dieselbe bis auf etwa 1/s der Plattendicke sich erstrecken mufs, aber noch ist es, soweit öffentlich bekannt, lediglich Sache der Beobachtung und Erfahrung, wann dieselbe und in wie hohem Mafse erreicht und welcher Hitzegrad der günstigste ist. Es scheint, dafs etwa 120 Stunden erforder lich sind, um die Kohlenzufuhr 75 mm tief von 0,1 auf 1 % zu bringen. Nachdem dies erreicht ist, wird die Platte zur Abkühlung aus dem Ofen genommen, die Kohlenschicht jedoch, zur Verhütung des Luftzutritts, von der Oberfläche Abbild. 2. nicht entfernt. Erst wenn die Abkühlung bis zur Dunkelrothgluth (dunkelkirschroth) erfolgt I ist, wird auch die Kohle heruntergenommen, worauf sofort die energische Abkühlung der zu härtenden Stirnfläche der Platte durch Hinauf leiten kalten Wassers oder Salzwassers, oder durch Eintauchen dieser Plattenseite in mäfsig fliefsen- des kaltes Wasser herbeigeführt wird. Auch die Art und Ausführung des Härtens bedarf zur Er zielung der nöthigen Gleichmäfsigkeit noch weiterer Ausbildung. — Es war zu erwarten, dafs die Ergebnisse der Schiefsversuche in Annapolis und Ochta, bei welchen die in England gefertigten Compound- platten den Ganzstahlplatten vollständig unterlagen, die englischen Fabriken anspornen würden, den Wettstreit mit den französischen und amerika nischen Plattenfabricanten aufzunehmen. Im Laufe des Jahres 1891 haben auch bereits zu Shoebury- ness und Portsmouth Schiefsversuche gegen Panzerplatten stattgefunden, die nach einem vom Kapitän Tresidder von der Firma John Brown & Co. in Sheffield erfundenen Verfahren gehärtet worden. Tresidder war von der auch im Vorstehenden dargelegten Ansicht ausgegangen, dafs im Kampfe der verschiedenen Panzerplatten- Systeme die durch Erfindung der geschmiedeten und gehärteten Chromstahlgeschosse eingeführten neuen Bedingungen für die Ganzstahlplatte gün stiger seien, als für Compoundplatten; denn während Platten ersterer Art wohl geeignet sind, die lebendige Kraft des Geschosses allmählich aufzunehmen, ohne zu zerbrechen, müssen letztere das Geschofs beim ersten Anprall entweder zer trümmern, oder seine Form verändern, wobei das weiche Schmiedeisen, welches 2/s der Dicke der Platte ausmacht, der Durchschlagskraft des Ge schosses wenig Widerstand entgegensetzen kann. Gelingt es aber, der Stirnseite einer Platte jene Abbild. 3. Härte und Festigkeit zu geben, so hat das Com poundsystem vor den Ganzstahlplatten den Vor zug. Tresidder hat deshalb der Vorderseite einer Gompoundplatte eine solche Stärke gegeben, dafs, nach Ansicht der Fabrik, die besten Schmiedestahl geschosse daran unweigerlich in Stücke springen müssen, vorausgesetzt, dafs die Platte an der Treffstelle noch unverletzt und ganz war. Im Sommer 1891 bei Shoeburyness angestellte Schiefs versuche waren in der That dieser Behauptung so günstig, dafs am 2. October 1891 in Ports mouth ein neuer Schiefsversuch gegen eine nach der Ellis-Methode von Brown & Co. gefertigte und nach dem Tresidderschen Verfahren gehärtete Platte veranstaltet wurde. Die Platte war 2,49 m hoch, 1,83 m breit, 267 mm dick. Sie wurde aus einer 15,2-cm-Hinterladungskanone auf 9,14 m mit 45,4 kg schweren Granaten beschossen, die 594 m Auftreffgeschwindigkeit oder 816,7 ml lebendige Kraft hatten. Der I., II. und V. Schufs geschah mit Schmiedestahlgeschossen von Holtzer, der III. und IV. mit Palliser geschossen (siehe Abbild. 2 und 3). Das I. Geschofs brach völlig