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Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 20 Mark jährlich excl. Porto. TI2D Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile bei Jahresinserat angemessener Rabatt. für das deutsche Eisenhüttenwesen. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer desvereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commiesions-Verlag von A. Bag el in Düsseldorf. N 5. 1. März 1892. 12. Jahrgang. Zur Panzerplattenfrage. Von J. Castner. ach dem seit langen Jahren berathenen und Anfang 1890 genehmigten Flotten- j bauplan wird die Kriegsmarine der Vereinigten Staaten von Nord amerika einen grofsartigen Aufschwung nehmen. Es sollen bis zum Jahre 1903 aufser einer starken Kreuzer-und Torpedoflotte 54 Panzerschiffe ver schiedener Art und Gröfse, sowohl für den Kampf auf hoher See, als für die Küstenvertheidigung, unter ersteren allein 18 Panzerschlachtschiffe von 8000 bis 10 000 t Deplacement, gebaut werden. Sämmtliche Schiffe sollen auf inländischen Werften, aus inländischem Material ausgeführt und mit Geschützen armirt werden, die in inländischen Werkstätten gefertigt wurden. Dies war unter Anderm für den Marinesecretär der Vereinigten Staaten Veranlassung, auch die bis dahin im In- lande noch nicht versuchte Erzeugung von Panzer platten anzuregen und möglichst so zu beschleuni gen, dafs für die bereits in Bau genommenen Panzerschiffe die erforderlichen Panzerplatten sich noch rechtzeitig gebrauchsfertig würden herstellen lassen. Bevor indessen hierzu geschritten werden konnte, mufste durch eingehende Versuche die passende Güte und das Herstellungsverfahren der Panzerplatten ermittelt und festgestellt werden. Um dafür eine Grundlage zu gewinnen, wurden 2 Platten aus den Werken von Schneider & Co. in Creuzot, die eine aus reinem Stahl mit etwa 0,33 % Kohlegehalt, die andere aus Stahl mit 3,22 % Nickel (nach der in Amerika aus- geführten chemischen Untersuchung, nach einer andern Angabe soll diese Platte 5 % Nickel ; enthalten haben) und zu weiterem Vergleich eine . Compoundplatte von Gam mell & Co. in Shef field beschafft. Jede der drei Platten war 2,44 m lang, 1,83 m breit und 26,7 cm dick. Die Stahl schicht der Compoundplatte betrug etwa 1/s der ganzen Plattenstärke, letztere war um ein Geringes gröfser als die der beiden Stablplatten aus Creuzot. Am 18. September 1890 fand auf dem Marine schiefsplatz zu Annapolis (Maryland) die Be- schiefsung dieser Platten statt. Die Geschütz mündung hatte 8,58 m Abstand von der Mitte der Platten. Die Schüsse gegen die 4 Ecken der Platten geschahen aus einer 15,2-cm-Kanone mit Granaten von Holtzer & Co. in Unieux (Frankreich) von 45,4 kg Gewicht und 632 m Mündungsgeschwindigkeit, und trafen die Platte mit 924 mt lebendiger Kraft. Die Granaten hatten Chromstahlspitzen. Gegen die Mitte der Platten wurde am 22. September aus einer 20,3-cm- Kanone mit 95,2 kg schweren Firminygranaten von 550 m Mündungsgeschwindigkeit und 1468 mt lebendiger Kraft geschossen. Diese Schüsse waren gegen den Schnittpunkt der beiden Mittellinien der Platten, die 4 anderen Schüsse gegen Punkte gerichtet, die von den beiden nächsten Kanten der Platte 0,6 m Abstand hatten. Alle Schüsse fielen in die Zwischenräume der Bolzenlöcher in der Rückwand der Platten. Mit Ausnahme der Compoundplatte, welche nur 8 Bolzen hatte, war jede Platte, auch bei späteren Versuchen, mit 12 Bolzen von 63 mm Durchmesser, welche in die in die Rückseite der Platte eingebohrten Bolzen löcher eingeschraubt waren, auf der Holzhinter lage befestigt. Bei diesem, wie bei jedem späteren Schiefsversuch, war die Reihenfolge der Schüsse V.u 1