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Bücherschau. Die Verwendung von Flu/seisen zu Bauzwecken. Von Friedr. Kintz le in Rothe Erde bei Aachen. Sonderabdruck aus der »Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure«. Die interessante und zeitgemäfse Arbeit ist an geregt durch drei, den Lesern dieser Zeitschrift be kannte Veröffentlichungen aus letzter Zeit, nämlich diejenigen vom König!. Reg.- und Baurath Mehrtens,* von Professor Krohn** und des österr. Brücken- material-Gomites.*** Indem Kintzle die Ergebnisse aus diesen drei Kundgebungen kritisch nebeneinanderstellt, findet er, dafs die drei Verfasser u. a. darin über einstimmen, dafs gutes weiches Flufseisen durchweg im rohen und bearbeiteten Zustande gutem Schweifs eisen überlegen ist und dafs weiches Flufseisen mit 37 bis 45 kg a. d. qmm besser als hartes jede Art der Bearbeitung in der Werkstätte und jede Art der Be anspruchung im Hochbau verträgt. Auch äufsern die drei Verfasser sich übereinstimmend über die Be arbeitungsfähigkeit, die Einflüsse des Bohrens und Stanzens, die Schädlichkeit einer Bearbeitung im blau warmen Zustande und über Prüfung und Abnahme der Materialien. Ein Gegensatz zwischen den Ver fassern tritt erst, führt K. weiter aus, zu Tage, nach dem dieselben sich die Frage vorgelegt haben : nach welchem Verfahren mufs Flufseisen hergestellt sein, um verwendbar für den Hochbau zu sein? Auf der einen Seite wird das Martinverfahren als die allein seligmachende Herstellungsart bezeichnet, während von der andern Seite gewichtiger Beweis dafür er bracht wird, dafs das Thomasmaterial dem Martin metall mindestens ebenbürtig ist. K. neigt anscheinend der Meinung zu, dafs es im Grunde genommen dem Constructeur einerlei sein kann, nach welchem Verfahren ein Flufseisen erzeugt ist, wenn nur die gewissenhafte Prüfung ergiebt, dafs es diejenigen Eigenschaften besitzt, die er ihm vor geschrieben hatte, d. h. er stände alsdann auf dem Boden, auf dem der »Verein deutscher Eisenhütten leute« im Jahre 1889 seine »Vorschriften zur Lieferung von Eisen und Stahl« aufgebaut hat. Andererseits will aber K. keinem Abnehmer das Recht, sich über die Herstellungsart der von ihm zu verwendenden Materialien zu unterrichten, absprechen, er hält im Gegentheil dafür, dafs unter Umständen dies Recht zur Pflicht wird und der Abnehmer sich dann darüber zu vergewissern hat, ob Theorie und Praxis sich decke und ob die thatsächlich gefundenen Verhältnisse von der Fabricationsweise an sich oder von den sie ausübenden Personen abhängig seien. In eingehender Weise schildert K. dann die Stellung, welche die eingangs genannten drei Verfasser zu diesem Recht und dieser Pflicht einnehmen, und erhebt dann energischen Einspruch gegen die in manchen Kreisen verbreitete Ansicht, dafs der Thomas- procefs, weil er so rasch und stürmisch verlaufe, nicht geeignet sei, ein immer gleichbleibendes, zu verlässiges Material zu erzeugen, und begründet seinen Einspruch sowohl durch theoretische Darlegungen als durch praktische Nachweise. Bei letzteren stützt er sich auf die unwiderlegbaren Ergebnisse, die Mehrtens bei Massen versuchen auf dem Aachener Hütten-Actien- * Vergl. »Stahl und Eisen« 1891, Seite 707. ** do. do. „ 804. *** do. do. , 899. verein gefunden hat; in ersteren weist er zunächst darauf hin, dafs der Thomasprocefs gar nicht so rasch verlaufe, weil man gemeiniglich die Einschmelz periode nicht einrechne, während dies beim Martiniren stets der Fall sei, und führt dann aus, dafs man den chemischen Reactionsprocefs, der bei beiden Verfahren der gleiche sei, beim Thomasiren vollkommen in der Hand habe, während dies beim Martiniren in viel geringerem Grade der Fall sei und dafs gerade der »stürmische« Verlauf die Bürgschaft böte, dafs die Mischung eine innige und somit das Material gleich- mäfsig werde. Da der interessante Beitrag an die Oeffentlichkeit gerade zu einer Zeit tritt, in welcher die Flufseiseu- frage wieder ins Rollen kommt, so wird er viele und aufmerksame Leser finden — wenn man gegenüber einer Production von flufseisernem Baumaterial, die nicht mehr weit von einer halben Million Tonnen in diesem Jahre bleiben wird, überhaupt noch von einer »Frage« sprechen kann. Der Indicator. Handbuch zur Untersuchung von Dampfanlagen. Von Hermann Haeder. Düsseldorf 1892. Verlag von L. Schwann. Der Verfasser will im wesentlichen eine Anleitung zum Gebrauche des Indicators mit den benöthigten : Hülfsapparaten und zur Beurtheilung der Indicator- j Diagramme geben. Zu dem Ende werden die ver- I schiedenen Apparate und deren Verwendung sehr eingehend beschrieben, und an einer grofsen Zahl | von Diagrammen, welche theils eigens dazu construirt, theils der Praxis entnommen sind, wird gezeigt, wie die Linien abhängig sind von Art und Zustand der I Dampfmaschinen. Regeln zur Berechnung der Dampf- ! maschinen. für Brems- und Verdampfungsversuche, sowie allgemeine Angaben über Stöfse, Warmlaufen, Schmiervorrichtungen, die mit dem eigentlichen Gegenstand des Werkes in loserem Zusammenhang stehen, schliefsen sich an. Wenn auch in einigen Punkten unsere Auffassung I von derjenigen des Verfassers etwas abweicht, so können wir doch unsere Meinung folgendermafsen zusammenfassen: Eine grofse (um nicht zu sagen die gröfste) Zahl ! der Dampfmaschinen befindet sich auch heute noch in einem schier unglaublichen Zustande. Hierin Wandel zu schaffen, ist der Indicator ein unentbehrliches Hülfsmittel, und da das vorliegende Werk wohl geeignet erscheint, dazu beizutragen, dafs dessen sinngemäfse Verwendung immer allgemeiner werde, so möge es im Interesse des Dampfmaschinen betriebes freudig begrüfst werden. Düsseldorf-Rath, 7. Februar 1892. C. Kiefselbach. Informationen für Erfinder und Patent-Inhaber. Uebersichtliche Zusammenstellung der patent gesetzlichen Vorschriften aller hervorragenden Gulturstaaten von Ingenieur H. Schmolka Pat.-Consulent. Prag 1891. Verlag der J. G. Calveschen k. k. Hof- und Uni versitäts-Buchhandlung. (Ottomar Beyer.) Preis 1 Mark.