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192 Nr. 4. .STAHL UND EISEN.' Februar 1892. Es waren in Deutschland am 1. Januar 1892 an Koksöfen 16047 15 726 vorhanden im Betriebe Rheinland und Westfalen . . . . 10074 9 933 Hannover ... 291 291 Saarbrücker Revier . . . . 1420 1398 Bezirk Aachen .... ... 477 474 Schlesien ... 3398 3 295 Sachsen ... 334 282 Hessen ... 53 53 Von den 15 726 in Deutschland im Betrieb befindlichen Koksöfen waren nur etwa 1350, also noch nicht 10 %, mit den Einrichtungen für Gewinnung der Nebenerzeugnisse versehen. Von diesen bis jetzt in Deutschland mit Gewinnung der Nebenerzeugnisse versehenen und im Betrieb befind lichen Koksöfen* liefern die 1205 Hoffmann-Otto-Oefen vom Vorstehenden in einem Jahre etwa folgende Rohgewinne nur aus Theer und Ammoniak: 470 Hoffmann-Otto-Oefen im Ruhrgebiet 705 „ in Oberschlesien . 30 „ im Saargebiet 1205 1 927 000 •6 3572 235 „ 102 000 „ 5 601 235 JI Ein Hoffmann-Otto-Ofen liefert also einen durchschnittlichen Rohgewinn von 4640 Jk. Nimmt man an, dafs die Summe der von dem Rohgewinn zu machenden Abzüge 1640 JI betrüge,** dann bliebe nur ein Reingewinn von 3000 Jt für einen Hoffmann-Otto-Ofen, oder 3,75 JI für eine Tonne darin erzeugten Koks, wobei die Einnahme für Benzol noch nicht gerechnet ist. Dasselbe hat jetzt einen Preis von 65 Jt für 100 kg; der Absatz desselben ist jedoch ein be schränkter, wenn nicht neue Verwendungszwecke dafür aufkommen sollten. In Deutschland wurden in den letzten Jahren folgende Koksmengen erzeugt: 1. Im Ruhrgebiet durch Gruben- und Privat-Kokereien . . 1891 4 388 000 t 2. Von rheinisch-westfälischen und norddeutschen Hütten . » 1 100 000 , 3. In Oberschlesien 1890 1 065 335 „ 4. An der Saar , 566 963 , 5. In Niederschlesien , 285 000 » 6. Im Wurmrevier » 160 000 „ 7. Im Königreich Sachsen 1888 79 805 , 8. In Obernkirchen 1890 23 888 , 9. Gementfabriken bei Stettin , 10 000 „ 7 678 991 t Man wird der Wahrheit sehr nahe kommen, wenn man die gesammte Kokserzeugung in Deutschland im Jahre 1891 zu 7 700 000 t annimmt.*** Wenn aus den für diese Koks entgasten Kohlen nur auch Theer und Ammoniak gewonnen wären, dann würde dadurch ein Mehr-Reingewinn von 28 800 000 J^ für die Koksofen-Anlagen erzielt worden sein. Diese Zahlen, welche nicht zu hoch gegriffen sind, geben einen Anhalt für die Ausdehnungsfähigkeit und für die grofse volks- wirthschaftliche Bedeutung dieses neuen Industriezweiges. (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender: Ich gestatte mir, auch Hrn. Lürmann unsern Dank auszusprechen. Die Dis- cussion ist eröffnet. Hr. Geheimrath Dr. Wedding hat das Wort. Hr. Geheimrath Professor Dr. Wedding: Ich kann dem Herrn Referenten durchaus nur bei pflichten bezüglich der Schlufsfolgerung, dafs es nicht nur nützlich für unsere Landwirthschaft, sondern auch finanziell vortheilhaft wäre, von allen Kohlen, welche backend und gasreich genug sind, um brauchbare Koks zu geben, die Nebenerzeugnisse zu gewinnen. Die Sorge, dafs, wenn man alle Kokskohlen so behandelte, etwa ein Ueberflufs an Düngungsmaterial entstehen würde, ist, glaube ich, ganz unbegründet. Aber wenn Hr. Lürmann im Anfänge seines Vortrages sagte, ein Hindernifs für die allgemeine Einführung der Gondensationseinrichtungen sei die Besorgnifs der * Die Angaben über die Koksöfen der Actien-Gesellschaft für Kohlendestillation in Bulmke bei Gelsen kirchen waren nicht zu erlangen. ** Iin »Glückauf« Nr. 4 vom 13. Januar 1892 werden diese Abzüge von offenbar nicht ununterrichteter Seite zu 1400 « berechnet und diese setzen sich zusammen aus 500 « für Gehälter, Löhne, kleine Materialien u. s. w., 400 bis 500 K für Schwefelsäure und 400 bis 500 K für Zinsen und Abschreibung für die Mehr baukosten. *** Davon werden aus Kohlen aus dem Ruhrgebiet 5 488 000 t Koks oder mehr als 70 % der gesammten Erzeugung Deutschlands dargestellt.