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M. H.! Noch Eins! Die Holzschwelle, einmal in ein Eisenbahngeleise hineingelegt, beginnt mit dem Tage ihrer Verlegung sofort auch ihrem endgültigen Verfall entgegenzugehen. Wenn sie nach so und so viel Jahren als nicht mehr betriebstüchtig aus dem Geleise heraus mufs, hat sie einen kaum mehr nennenswerthen Nutzwerth, oft genug taugt sie nicht einmal mehr für Brenn zwecke. Mit dem Eisen ist das anders. Von dem jetzigen preufsischen Minister der öffentlichen Arbeiten, Herrn Thielen, habe ich einmal früher den Ausspruch gehört, dafs die Eisenbahnleute den Erfindern des Siemens-Martin-Verfahrens eigentlich ein grofses Denkmal setzen müfsten für die nun vorhandene Möglichkeit, das alte für Geleisezwecke ausgenutzte Eisen- und Stahlmaterial einer neuen Verwerthung zuzuführen. Die grofsen Schrottbaufen, die Stapel alten Eisens von früher sind heute verschwunden; der Martinofen mit seinem guten Magen hat damit aufgeräumt und auf diese Weise die frühere Bedrückung von dem Eisenbahnmann hinweggenommen. M. H.! Aus meinen Darlegungen werden Sie entnehmen, dafs an der Lösung der Oberbau frage nicht nur die Eisenbahnen und wir Eisenhüttenleute, sondern alle zur Förderung der heimischen Volkswirthschaft und des Staatswesens Berufenen sehr erheblich betheiligt sind. Ich habe diese Frage im Vorworte meines Buches als ein brennende Tagesfrage bezeichnet und damit meiner Ueberzeugung Ausdruck gegeben, dafs der Austrag dieser Frage nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden kann. Ich wünsche und glaube es hoffen zu dürfen, dafs die Lösung sich in einer Richtung vollziehen möge, in der neben den Interessen der Gesammtheit auch die Interessen der deutschen Eisen- und Stahlindustrie ihre Befriedigung finden werden. (Allseitiger, langanhaltender Beifall.) Vorsitzender: M. H.l Sie haben durch Ihren lebhaften Beifall schon gedankt für die aufser- ordentlich interessanten Ausführungen des Hrn. Haarmann. Ich gestatte mir aber noch, in Ihrem Namen und im Namen des Vorstandes diesen Dank zu wiederholen. (Bravo!) Dann möchte ich, anknüpfend an eine Aeufserung des Vortragenden, hervorheben, dafs es Sache eines jeden Berufenen unter uns ist, diese aufserordentlich wichtige Sache in den Kreisen, mit denen er in Berührung kommt, nach Möglichkeit zu fördern. Es ist diese Frage von so hoher Bedeutung für uns, dafs Keiner Zurückbleiben sollte, wo es gilt, aufklärend und fördernd zu wirken. Ich eröffne nunmehr die Discussion über den Vortrag. (Pause.) Es scheint, dafs Niemand geneigt ist, das Wort zu nehmen. Ich schliefse also die Discussion und schlage Ihnen vor, dafs wir jetzt eine viertelstündige Pause machen und um 3 Uhr uns wieder versammeln. (Beifall.) (Nach der Pause.) Vorsitzender: Ich eröffne die Versammlung wieder und habe zunächst mitzutheilen, dafs aus der Wahl des Vorstandes hervorgegangen sind als Wiedergewählte die HH. Krabler, Asthöwer, Daelen, Helmholtz, Brauns; neugewählt ist Hr. Ernst Klein. Ich gebe nunmehr Hrn. Ingenieur Lürmann das Wort zu seinem Vortrage. Mittheilungen über die Fortschritte in Koksofeneinrichtungen mit besonderer Berücksichtigung der Gewinnung der Nebenerzeugnisse.* Hr. Ingenieur Fritz W. Lürmann-Osnabrück: Der Verein deutscher Eisenhüttenleute hat die Entwicklung der Gewinnung der Nebenerzeugnisse bei der Entgasung der Kohlen in Koksöfen immer mit grofser Aufmerksamkeit verfolgt. Davon zeugen sowohl die Vovträge, welche in den Ver sammlungen des Vereins über diesen Gegenstand gehalten sind, als auch die Mittheilungen darüber in »Stahl und Eisen«.** Es sind jetzt 35 Jahre verflossen, seit die ersten Versuche gemacht wurden, bei der Entgasung der Steinkohlen, zwecks Erzeugung von Koks, zunächst Theer und Ammoniak als Nebenerzeugnisse zu gewinnen. Dieser neue Zweig der Ausbeutung der Steinkohlen, welcher vor 10 Jahren auch in Deutschland Aufnahme fand, hat sich bis jetzt sehr langsam aus gedehnt, weil man demselben mit einigem Mifstrauen gegenüber stand, und zum Theil noch heute steht. Die Einrichtungen zur Gewinnung der Nebenerzeugnisse sind nicht einfach und erfordern eine sehr aufmerksame Betriebsführung; man fürchtet die Berg- und Hüttenwerke durch Gewinnung * Diese Mittheilungen wurden in der Haupt-Versammlung am 31. Januar wegen vorgerückter Zeit in abgekürzter Form vorgetragen. ** 1882 Seite 311, 361, 505. 1883 „ 65, 349, 397, 423, 515, 534, 560, 564, 569, 607, 631. 637. 1884 , 325, 396, 414. 1885 " 281, 297, 385. 1886 " 395. 1887 , 243, 747. 1888 " 82. 1889 , 482, 787. 1890 " 417.