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Februar 1892. ,STAHL UND EISEN.“ Nr. 4. 169 gehend, den Vorschub des Arbeitskolbens E bewirkt. Dieser trägt den Hammer F, dem gegenüber der Ambofs G befestigt ist. Zwischen beiden hängt das Schmiedestück I in Ketten an den Krahn- rollen H. Die Rahmenplatten K bestehen aus gewalztem Stahl, sind auf den Fundamentrahmen L be festigt und tragen den Cylinder D und den Ambofs G. Der im Cylinder h gehende kleine Kolben N wird durch einen Handhebel mit niederem Wasserdruck gesteuert und bewegt den Prefskolben E, indem gleichzeitig das Rückschlagventil 0 gehoben wird, wenn E zurückgehen und frei fallen gelassen wird, wenn E vorgeschoben werden soll; P und Q sind die Zu- und Ablafsrohre für den niederen Wasserdruck. Das Füllen des grofsen Prefscylinders D geschieht durch Wasser aus einem Hoch behälter. R R sind Stollen, welche auf Hebetischen angebracht werden, um beim Strecken das Vorschieben des Schmiedestückes in leichterer Weise zu bewirken, als dieses durch die Schmiede krahne geschehen kann. Die Hammer- und Ambofseinsätze werden vermittelst letzterer ausgewechselt. Um die seitliche Schwankung des Gerüstes der Schmiede pressen aufzuheben, welche die verticalen Säulen gestatten und welche bei jeder seitlichen Druckwirkung des Prefs- kolbens eintritt, habe ich nach (»Stahl und Eisen« Nr. 12, 1889, Seite 1044) die Schrägstellung derselben vorgeschlagen, Fig. ioa. Fig. lob. Fig. ioc. wodurch gleichzeitig der obere Träger fortfällt, indem die Zugbolzen an dem Deckel des Prefscylinders angreifen. Die verticale Presse von F. W. Walker (»Stahl und Eisen« 1891, Nr. 11) beruht auf gleichen Grundsätzen und ist in England im September 1890 patentirt worden. Die Schmiedepresse von B. Walker, Hunslet-Leeds, ist besonders zu dem Zwecke eingerichtet, Stahlblöcke in rechteckigen Querschnitten auszurecken, und besteht aus einer senkrechten und einer wagerechten Presse a und b, welche dicht hintereinander liegen. Die senkrechte Presse a hat einen feststehenden Ambofs c. Der Prefsbär d hängt an 3 Kolben e, die entsprechend dem verlangten Druck einzeln oder alle unter Druck gesetzt werden. Vermittelst der stets unter Wasserdruck stehenden Kolben f wird der Bär d hochgehalten, wenn Prefsdruck nicht gegeben wird. Die wage rechte Presse b hat ebenfalls einen festliegenden Ambofs g und einen vermittelst 3 Wasserdruck kolben beweglichen Prefsbär h. Um das Schmiedestück zwischen der wagerechten und senkrechten Presse hin und her zu führen, ruht es auf 2 Wagen i, die je auf einem besonderen Geleise k laufen. Letztere sind freitragend an den oben geführten Wasserdruckkolben l befestigt, die be ständig unter Wasserdruck stehen, so dals sie das Schmiedestück vom Ambofs abheben, wenn Prefsdruck nicht gegeben wird. Infolgedessen kann dasselbe leicht über den Ambofs c hinweg geschoben werden. In jedem Geleise k sind 2 Rollen m angeordnet; ferner ist unter diesen im Fundament eine Kettentrommel n gelagert, über welche Trommel n und Rollen m eine an den Wagen i befestigte endlose Kette gelegt ist. Durch Hin- und Herdrehen dieser Trommel n ver mittelst zweier hydraulischer Flaschenzüge o können demnach die Wagen i hin und her geschoben werden. Bei der Construction der 4000-t-Schmiedepresse von Ghatilion & Gommentry (»Stahl und Eisen« Nr. 2, 1892) wird die seitliche Wirkung des Prefskolbens nicht auf die Säulen und das Gerüst übertragen, sondern auf die zwischen den Säulen in tief liegenden Cylindern gehenden Tauchkolben zum Heben der Traverse und des Prefskolbens, eine Einrichtung, welche bei ge nügender Stärke der letzteren wohl ihren Zweck erfüllen wird, aber den Uebelstand hat, dafs sie den Raum zwischen den Säulen versperrt und daher eine um so gröfsere Entfernung derselben voneinander bedingt. Bezüglich der Wirkung der Presse im Vergleich zum Hammer, so ist dieselbe für die Ver arbeitung von Flufseisen günstiger, weil die Wirkung unbedingt den ganzen, unter dem Prefskolben stehenden Theil eines Blockes treffen mufs, denn wenn der Druck nicht genügt, um den Widerstand desselben zu überwinden, so mufs der Kolben stehen bleiben. Es mufs daher die in Fig. 10a gezeichnete Figur als Prefswirkung entstehen, während der Hammer im günstigsten Falle diejenige nach Fig. 10b erzeugt, wenn dessen Fallmoment genügt, um den ganzen Blockquerschnitt zusammenzudrücken. Es ist aber ein Uebelstand der Hammerwirkung, dafs eine solche auch dann ausgeübt wird, wenn der Hammer für den Blockquerschnitt zu leicht ist, indem dann nur die Oberfläche bearbeitet wird und die Figur 10 c entsteht. Die dadurch bedingte ungleichmäfsige Ver dichtung des Gefüges wirkt, wie leicht erklärlich, höchst schädlich auf die Festigkeit des Stahls und es sind infolgedessen erfahrungsmäfsig schon oft Brüche von Schmiedestücken veranlafst worden. Die, in der Beschreibung der Presse von Ghatilion & Gommentry, Berechnung zur Bestimmung der Druckwirkung einer Presse im allgemeinen ist nicht recht verständlich, während nach dem Versuche des Ingenieurs Ghomienne ein warmer Stahlcylinder von 100 mm durch eine Presse von 80 t zusammengedrückt wird, was mit anderen Erfahrungen übereinstimmt, wo nach 10 kg/qmm dazu erforderlich sind. IV.12 3