Volltext Seite (XML)
126 Nr. 3. STAHL UND EISEN.“ Februar 1892. Quecksilber findet ebenfalls ein Verlust durch Einwirkung der Flüssigkeit auf die Verunreini gungen während der Dauer der Elektrolyse statt. Deshalb ist die Ausführung eines blinden Ver suches bei jeder Elektrolyse empfehlenswerth, damit die entstehenden Verluste berücksichtigt werden können. Die Bestimmung wird in folgen der Weise ausgeführt: 5 bis 10 g Eisen werden in verdünnter Schwefelsäure gelöst, eingedampft und bis zum Auftreten der weifsen Dämpfe erhitzt. Nach dem Erkalten werden die Salze in heifsem Wasser zur Lösung gebracht, Kohle und Kiesel säure abfiltrirt und mit schwach schwefelsäure haltigem Wasser ausgewaschen; das Filtrat wird mit Ammoniak nahezu neutralisirt. In das zur Elektrolyse zu benutzende Becherglas wird etwa 100mal soviel Quecksilber, als das verwendete Eisen beträgt, gebracht; hierzu wird die Lösung gegossen, die 300 bis 500 cc betragen soll, und das Quecksilber durch Einführen einer Platinspirale in den Stromkreis gebracht; der Schaft der Spirale ist, soweit dieselbe in der Flüssigkeit steckt,, in einem Glasrohr eingeschmolzen; am besten giefst man zur Beschwerung der Spirale etwas Queck silber in das Glasrohr. Als Anode benutzt man ein grofses Platinblech, in Form von einem Kegel gebogen. Nunmehr wird ein Strom von etwa 2 Amperes oder 20 cc Knallgas während etwa 12 Stunden durch die Lösung geleitet; ist nach dieser Zeit noch etwas Eisen in Lösung, so wird die freigemachte Säure mit Ammoniak nochmals abgestumpft und die Elektrolyse fortgesetzt. Ist das Eisen ausgefällt, so wird das Amalgam ohne Unterbrechung des Stroms soweit ausgewaschen, dafs die noch bleibende Säure das Eisen nicht anzugreifen vermag. Hierauf wird die Anode herausgenommen und das Amalgam vollständig ausgewaschen. Das Waschwasser wird nun filtrirt, ein Ueberschufs von Natriumphosphat und 10 g Natriumacetat zugefügt. Die Flüssigkeit wird hierauf mit Ammoniak nahezu neutralisirt und hierauf etwa eine Stunde lang gekocht. Der Niederschlag von phosphorsaurer Thonerde wird abfiltrirt, geglüht und gewogen. Die Verfasser finden, dafs der Niederschlag nicht aus gleichen Molecülen Phosphorsäure und Thonerde, wie bis jetzt angenommen, besteht, sondern die Zusammen setzung 7 Al:O3, 6 P:Os hat und berechnen dem- gemäfs den Gehalt des Niederschlags an Thonerde zu 24,14 %. Das bei der Elektrolyse erhaltene Eisenamalgam reinigt man am besten zuerst durch Filtriren durch Waschleder, wobei der gröfste Theil des Eisens zurückbleibt, und dann mittels Durchleiten von Luft, wobei der Rest des Eisens sich als schwarzes Pulver ausscheidet. Zuschriften an die Redaction. Neuere Erfahrungen mit Kohlenstoffsteinen im Hochoienbetriebe. In letzter Zeit sind mir mehrere Fälle zur Kenntnifs gelangt, bei denen die im Boden an gewendeten Kohlenstoffsteine sich nicht bewährt haben sollen. Meist waren die Erscheinungen die gleichen und zwar der Art, dafs sich vor dem Stichloch einige Steine lösten und als dicke Brocken am Stichloch zum Vorschein kamen. Der Herd wurde im Boden gröfser und hat dann ernste Bedenken erregt gegen das Material selbst. Da ein Loslösen einiger Steine auch in hiesigem Betriebe vorge kommen ist, so habe ich die neueren Zustellungen im Boden mit ganz erheblich gröfseren Steinen vorgenommen als bei den ersten beiden Oefen, bei welchen ich, um den Fabricanten die Fabrication mit dem neuen Material zu erleichtern, nur eine Keilsteinfa<?on angewendet habe von 400 mm Höhe. Soviel ich weifs, ist diese Construction auch an anderen Hochöfen zur Anwendung gekommen. Heute macht es keine Schwierigkeit, Steine von 600 bis 700 mm Gröfse herzustellen, und ich habe die Ueberzeugung, dafs damit der Uebelstand gänzlich behoben ist. An unserm Ofen II, angeblasen 1886, ist der Herd ohne Wasserkühlung noch in vorzüglichem Zustande. Bei Ofen V, angeblasen Mai 1891, ist aufser dem Boden und Gestell auch die ganze Rast nur mit Kohlensteinen armirt und hält sich bis heute ausgezeichnet. Gestell und Boden sind bis heute ohne jede Wasserkühlung. Die ungünstigen Resultate speciell des Bodens rühren meines Erachtens nur von der Mangel haftigkeit der Bodenconstruction her, die durch die gröfseren Steine behoben werden kann. Die Qualität der Steine ist ebenfalls durch die Con- currenz ganz bedeutend verbessert, und somit ist dem Kohlenstoffmaterial zweifellos die Zukunft gesichert. Januar 1892. F. Burgers.