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Februar 1892. STAHL UND EISEN.“ Nr. 3. 123 Die Anstalt machte auf die Besucher den besten Eindruck. Die prächtigen, hellen, gut aber ohne Verschwendung ausgestatteten Räume, die auf voller Höhe der Wissenschaft stehenden Lehrer mit weitsichtigem Blick, die verfügbaren reichlichen Geldmittel bewiesen uns, dafs die neue Welt bezüglich ihres Schulwesens nicht hinter der alten zurückbleibt. Deutschen Bergleuten wäre ein kurzes Studium in Houghton sehr anzurathen. Da »Stahl und Eisen« im Lesezimmer der Michigan Mining School aufliegt, so benutzen wir die gute Gelegenheit, von den Ufern des Rheines unseren Freunden und Gastgebern an den Gestaden des Lake Superior ein herzliches , Glückauf“ zu zurufen , ihnen bestes Gedeihen ihrer trefflichen Lehranstalt zu wünschen und nochmals für die freundliche Aufnahme zu danken. J. Schlink. Fünf Jahre Unfallversicherung. Für die ersten fünf Volljahre berufsgenossen schaftlicher Thäligkeit liegen nunmehr in den dem Reichstage zugänglich gemachten Rechnungs ergebnissen die amtlichen Berichte vor. Man hat darin die authentische Unterlage für eine Betrach tung über die Resultate des ersten Lustrums, in welchem die von Kaiser Wilhelm I. und seinem grofsen Kanzler eingeführte Socialpolitik auf dem Gebiete der Unfallversicherung zur Anwendung gelangt ist. Die Zahl der gewerblichen Berufs genossenschaften hat durch das Ausdehnungs gesetz vom Jahre 1885 eine Erhöhung erfahren, das Bau- und das See-Unfallversicherungsgesetz schufen zwei neue Genossen.chaften. Seit 1888 ist die Zahl der gewerblichen Berufsgenossen schaften auf 64 stehen geblieben. Sie umfafsten Ende 1890 nahezu 5 Millionen Versicherter, während am Schlüsse des ersten Volljahres 1886 in den damals vorhanden gewesenen 62 Genossen schaften 3,4 Millionen versichert waren. Rechnet man von der ersteren Summe die noch nicht einmal 0,2 Millionen zählenden Versicherten der See- und Tiefbau - Berufsgenossenschaft ab, so haben wir in den alten 62 Berufsgenossenschaften eine Steigerung der Versichertenzahl in einem Zeitraum von 4 Jahren um 1,4 Millionen. Man erkennt daran, wie für die deutsche Bevölkerung ein immer mehr sich erweiterndes Arbeitsfeld gerade von denjenigen Berufszweigen geboten wird, welche der Unfallversicherung unterliegen. Die Versichertenzahl in der versicherungspflichtigen Eisen- und Stahlindustrie betrug Ende 1886 noch 411 281 Personen, sie war Ende 1890 auf 582 823, also um 171 542 gestiegen. Die allgemeine Versichertenzahl hatte demnach genau in demselben Mafse wie die der Eisen- und Stahlindustrie, beide um je 41 %, zugenommen. Gewaltige Summen sind in dem ersten Lustrum für die Unfallversicherung ausgegeben worden. Das deutsche Gewerbe hat dafür nicht weniger als 117,6 Millionen verausgabt. Davon entfielen auf die Entschädigungen, welche den Versicherten bezw. deren hinterbliebenen Ange hörigen unmittelbar zu gute gekommen sind, nicht weniger als 42 Millionen. Die Unfall verhütung erforderte einen Kostenaufwand von 1,4 Millionen, die laufende Verwaltung 15,9 Millionen. In den Reservefonds der Berufs genossenschaften ruhten Ende 1890 nicht weniger als 55,3 Millionen. Man wird zugeben, dafs dies Zahlen sind, welche in ihrer gewaltigen Höhe nicht blofs dem Auslande zu imponiren geeignet sind, sondern auch den Demagogen zeigen könnten, dafs die deutschen Arbeitgeber den Arbeitern denn doch etwas Anderes bieten, als die Phrasen, die man aus dem socialdemokratischen Verhetzungslexikon billig erhalten kann. Die deutsche Eisenindustrie steht entsprechend ihrer ganzen Stellung im deutschen Erwerbs und Gewerbsleben an der Spitze der Berufszweige auch auf dem Gebiete der Unfallversicherung. Von den erwähnten 117,6 Millionen, welche die Allgemeinheit aufgebracht hat, hat sie nicht weniger als 17,4 Millionen oder nahezu 15 % getragen. Man wird diese Procentzahl richtig schätzen können, wenn man einen procentualen Vergleich zwischen den Versichertenzahlen sämmt- licher 64 mit denen der 8 Eisen- und Stahl-Berufs genossenschaften zieht. Sie betrugen am Ende des Jahres 1890, wie gesagt, nahezu 5 Millionen und rund 583 Tausend. Die Eisenindustrie umfafste demnach von der Gesammtheit rund 11 %. Sie hat also verhältnifsmäfsig weniger Versicherte, dagegen gröfsere Ausgaben gehabt, eine Thatsache, die für die Arbeitgeber der Eisen industrie, welche die Kosten der Unfallversicherung ihres Berufszweiges aufgebracht haben, nur Anerkennung in sich schliefst. Am besten gewirthschaftet haben nun inner halb des fünfjährigen Zeitraums diejenigen Berufs zweige bezw. deren Genossenschaften, welche relativ viel für die Entschädigungen, die Unfall verhütung und den Reservefonds, dagegen relativ wenig für die laufende Verwaltung geleistet haben.