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Februar 1892. STAHL UND EISEN.* Nr. 3. 117 und beim Wegnehmen des Windes leicht ein fallen, da jedoch hierdurch der Kohlenstoff nicht verschwindet, sind -die Bedingungen einer fort währenden Wiederholung derselben Erscheinung gegeben und endlich kann eine so hohe Schicht der Beschickung Zusammenhängen, dafs das Ge wölbe nicht mehr einstürzt; in dieser ruhenden Schicht wird immer mehr Kohle abgesetzt, wäh rend wenig verzehrt wird; den Gasen kann da durch nach kurzer Zeit der Durchgang beinahe versperrt sein: das dritte Stadium des Hängens ist eingetreten. Die Wirkung des kalten Windes wird nun folgende sein: erstens wird bei der durch denselben sofort ver ursachten Verminderung der Temperatur die Kohlen stoffausscheidung an der Stelle, wo die Beschickung hängt, nachlassen, der vorhandene Kohlenstoff wird allmählich auf normalem Wege verbraucht, das Gewölbe lockert sich, der Ofen nimmt mehr Wind an und bald fallen die Gichten; zweitens verbrennt der Koks bei kaltem Wind weniger direct vor der Form als bei warmem, der kalte Wind geht weiter in den Ofen hinein als der warme und kann deshalb unter Umständen einen Theil der Kohle erreichen und verbrennen, sei es durch Sauerstoff, sei es durch Kohlensäure. Auf diese Weise erklärt es sich auch, dafs vor und auf den Formen immer Koks liegt, auch wenn der untere Theil des Ofens bis zum Ge wölbe leergeblasen ist. Soweit der Wind reicht, brennt er die verkitteten Theile los und diese fallen nach. Ferner ist es erklärlich, dafs nach einem starken Hängen, trotzdem so viel kaltes Material nachfällt und trotzdem oft lange Zeit mit kaltem Wind geblasen ist, eine weiter erheb liche Störung in der Regel nicht folgt; es ist eben eine Menge von Ueberschufsbrennmaterial in Form von Kohlenstoff aufgespeichert, welches mithilft, die Störung zu überwinden. Auch ist es natürlich, dafs das Gas eines hängenden Ofens rein und staubfrei ist: es wird ja durch ein Kohlenstofffilter filtrirt. Auch die directen Beobachtungen bei grofsen Störungen, wie die im Textbild abgebildete, sind durchaus mit der Theorie im Einklang, das nach fallende herausgeblasene Material besteht aufser aus Koks nur zum kleinen Theil aus Schlacke, gröfstentheils aber aus verhältnifsmäfsig kaltem, ungeschmolzenem, halb reducirtem Erz und aus halbgebranntem Kalkstein, während besonders gegen Ende des Hängens Unmassen brennender Kohlenstofffunken und schwarzer Staubwolken mit ausgeblasen werden. Das Fallen der Beschickung nach dem Hängen geht entweder ruhig vor sich und macht sich dann nur durch ein Ausströmen von Gas an den Undichtigkeiten der Düsenstöcke, sowie durch ein Zurückdrängen von brennendem Gas in die Windleitung bemerkbar, oder es ist mit einem explosionsartigen Herausschleudern von Beschickung an der Gicht verbunden, welches bisweilen so heftig ist, dafs Theile des Gasfangs losgerissen und mit fortgeschleudert werden. Wodurch diese Explosionen verursacht werden, < ist bis jetzt nicht genügend klargestellt, nur so viel scheint mir festgestellt zu sein, dafs, wenn die Stelle, wo sich das Gewölbe gebildet hat, tief liegt, die Beschickung ruhig stürzen wird, ist aber der Sitz derselben höher, so wird häufig ein Herausschleudern von Erz und Koks statt finden. Haben sich z. B. die Massen in der Mitte der Rast festgesetzt, so ist die auf dem Gewölbe ruhende lockere Beschickungssäule viel zu hoch und schwer, als dafs es möglich wäre, dafs ein Theil derselben mitgerissen würde; das Gas, welches durch die niedersinkende Masse comprimirt wird, findet aufserdem leicht Ge legenheit , zum Theil durch die Undichtigkeiten der Düsenstöcke nach aufsen zu entweichen, zum Theil kann es die Windleitung als Luftkissen be nutzen, und wenn auch aufserdem ein grofser Theil desselben nach oben entweicht, so wird es sich durch die Reibung in dem lockeren Theil der Beschickung so vertheilen, dafs es an der Gicht verhältnifsmäfsig ruhig ausströmt. Ganz anders verhält sich die Sache, wenn die Gichten in einer höheren Ofenregion hängen, es ist dann unter dem Gewölbe noch eine hohe ziemlich dichte Beschickungssäule vorhanden, welche das in dem leeren Raum befindliche Gas von den Düsenöffnungen trennt; fällt nun die obere Masse nach, so wird das Gas in dem Hohlraum durch das Gewicht und durch die lebendige Kraft derselben stark comprimirt, es kann häufig nach unten nicht rasch genug entweichen und bricht sich deshalb an der schwächsten Stelle des Ge wölbes mit Gewalt nach oben hin Bahn, wobei es die auf seinem Wege liegenden Massen mit herausschleudert. Man mufs hierbei berücksichtigen, dafs, wenn die Gichten in der nach unten verengten Rast hängen, das Gewölbe, indem es einfällt, zerbrechen mufs, während, falls das Hängen im Schacht stattfindet, das Gewölbe gröfstentheils zusammen hängend herunter kommen kann und unter Um ständen erst zerbrechen wird, nachdem das Gas comprimirt ist. Ich habe früher bei Oefen mit offener Gicht häufig Gelegenheit gehabt zu sehen, dafs jedesmal nach einem solchen explosiven Fallen die Be schickung des Ofens auf einer Stelle weit tiefer war als auf der übrigen Oberfläche, und habe damals angenommen, dafs an dieser Stelle das Gas durchgebrochen und die Beschickung weg geschleudert war. Da es sich um Hohlräume von 40 bis 50 cbm Inhalt handeln kann, so ist es klar, dafs auf die oben angegebene Weise heftige Wirkungen erfolgen können; ich weifs jedoch nicht, ob die Erklärung für alle Fälle ausreicht, und ist mir