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Januar 1892. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 1. 13 Zugang von kalter Luft in den Herdraum be günstigt und in bekannter Weise nachtheilig wirkt. Die horizontalen Wärmespeicher von grofser Länge werden selten verwendet, sie sollten wo möglich gänzlich vermieden werden, weil sie nur im oberen Theil zur Wirkung gelangen und die Reinigung erhebliche Schwierigkeiten ver ursacht. Bezüglich der Dicke der feuerfesten Wände und des Gewölbes hat die Ansicht, dafs, je geringer sie ist, um so gröfser die Abkühlung und die Dauer, eine gewisse Berechtigung, in dessen werden die Grenzen durch den Verlust an Wärme und die Belästigung der Arbeiter durch dieselbe vorgezeichnet, namentlich sind die Futter der Thüren mit nur 70 bis 80 mm zu dünn und würde durch eine auf dem, meistens nur 230 mm starken Gewölbe liegende Sandschicht voraussichtlich eine Ersparnifs an Brennmaterial erzielt werden, welche eine geringe Mehrdauer derselben aufwiegen und durch Erhöhung der Temperatur im Ofen vortheilhaft wirken würde. Da die ferner benannten Mängel der An wendung von Charnottesteinen, des Baus von runden oder an den Enden ungleich geformten Oefen wohl kaum noch vorkommen, so können sie unberücksichtigt bleiben. Der Schlufs der Betrachtungen lautet, dafs der Umbau eines mangelhaft gebauten Ofens nur selten volle Be friedigung ergiebt, weil meistens die Aenderung wieder neue unvorherzusehende Fehler erzeugt und daher eine solche an einem einigermafsen gut gehenden Ofen nur nach reiflicher Ueber- Icgung vorzunehmen ist. Ist es, wie gesagt, schwierig, in einer solchen Aufstellung alle wesentlichen Mängel anzuführen, so dürfte andererseits ein grofser Theil derselben durch die neueren Einrichtungen der Herdöfen beseitigt sein, während wieder andere im Betriebe auftauchen können, wenn an dieselben stets wachsende Anforderungen gestellt werden. Diese werden sich stets vornehmlich in der Richtung der Vermehrung der Tageserzeugung eines Ofens bewegen, denn wenn die Erzeugungskosten noch höher sind als diejenigen des Converter- betriebes, so liegt die Hauptursache in der zu langen Dauer der Hitzen und der zu geringen Zahl im Tage. Noch bis vor wenigen Jahren betrug dieselbe bei Einsätzen von festem, meist gefrischtem Material 4 in 24 Stunden, jetzt hat man es auf 6 gebracht, während dieselbe immer noch auf 3 bis 2 herabsinkt, wenn vorwiegend festes Roheisen eingesetzt wird. In dieser Rich tung ist nun das vereinte Verfahren von Con verter- und Herdschmelzbetrieb geeignet, einen weitgehenden Umschwung hervorzurufen, denn wenn schon bei einem Einsätze von 85 % Roh eisen und Vorfrischen während 5 bis 6 Minuten die Leistung von 2 bis 3 auf 6 bis 7 Hitzen steigt, so sind bald noch weitere Fortschritte in dieser Richtung zu erwarten, zumal sich ergeben hat, dafs das Vorfrischen in der Birne erheblich billiger ist, als auf dem Herde, die Kosten des Fertigschmelzens auf diesem aber auch bedeutend sinken, wenn flüssiges, vorgefrischtes Material eingesetzt wird. Die Brennmaterial-Ersparnifs beträgt bereits bei 6 bis 7 Hitzen gegenüber dem ersten Einsatz von vorwiegend gefrischtem Material 50 bis 60 %, wird also bei 10 bis 12 Hitzen in ebenso entsprechender Weise steigen, wie diejenige an Instandhaltungskosten und Löhnen. Dafs eine solche Leistung thatsächlich zu erzielen ist, hat man bereits erprobt, dabei indessen die Erfahrung gemacht, dafs die feuerfeste Decke des Herdes infolge der steten Einwirkung der hocherhitzten flüssigen Masse schwieriger vor dem Erweichen zu schützen ist, als bei festem Einsätze, so dafs besondere Kühlvorrichtungen an den, zum Tragen der feuerfesten Decke dienenden Eisenplatten in Aussicht genommen sind, da unter Verhältnissen, wie hier vorliegenden, eine möglichst schnelle Entziehung der Wärme den einzig sicheren Schutz gegen die Zerstörung durch dieselbe bietet. Das zweite Verfahren zur Beförderung des Frischens des Eisenbades auf dem Herde besteht im Zusatze von reichen Eisenerzen, von welchem man annehmen sollte, dafs es am meisten ge eignet sei, dem vorliegenden Zwecke zu dienen, da das Erz Sauerstoff abgiebt und durch die Lieferung von Eisen bezahlt wird. Es würde auch wohl unübertroffen dastehen, wenn es aus reinem Eisenoxyd bestände und eine innige Ver mengung desselben mit dem Eisenbade möglich wäre. So aber geben die fremden Bestandtheile, welche die Erze mitführen, die Veranlassung zu grofsen Uebelständen, indem sie Wärme zum Schmelzen bedürfen, durch zu grofse Schlacken mengen belästigend wirken und zur Zerstörung der feuerfesten Zustellung des Ofens sehr viel beitragen. Die oxydirende Wirkung auf die Fremdkörper des Schmelzmaterials ist dabei nur während des Einschmelzens eine beschleunigte, während dieselbe nach dem Uebergange in den flüssigen Zustand nur in sehr träger Weise fortschreitet, wenn nicht die Vermischung von Schlacke und Eisen durch Rühren mit Hacken befördert wird, eine Arbeit, welche im Herdofen schwierig zu vollziehen ist. Durch eine schau kelnde oder kreisende Bewegung des Herdes, wie vielfach versucht worden ist, kann keine wesentliche Aenderung erzielt werden, weil die Ursache der langsamen Wirkung darin liegt, dafs die auf dem Eisenbade schwimmenden Schlackentheilchen nach Abgabe ihres über flüssigen Sauerstoffs ebensowenig Veranlassung zu einem beschleunigten Platzwechsel haben, als die Oberfläche des Eisenbades, welches den | Sauerstoff aufgenommen hat, so dafs die Wechsel- J Wirkung unter den sich berührenden Stoffen nur