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Januar 1892. „STAHL UND EISEN.* Nr. 1. 9 Neuerdings wird indessen auch das phosphor haltige Erz an Ort und Stelle zu Flufseisen verarbeitet. Das gröfste Eisen- und Stahlwerk Schwedens, Stora Kopparbergs Bergslags Actiebolag inFalun, das über eine Wasserkraft von 4000 HP aus 15 Turbinen verfügt, hat seine ältere Bessemer- Stahlanlage zu Domnarfvet, bestehend aus 3 Convertern zu 5 t Inhalt, durch den Neubau von 5 Convertern sehr wesentlich vergröfsert, und zwar sind von diesen 3 Converter für den Thomas- und 2 für den Bessemer-Procefs be stimmt. Es ist Vorkehrung getroffen, dafs das Roheisen in Chargen von 6 l direct von den vor handenen 4 Hochöfen convertirt werden kann. Das für den Thomas-Procefs bestimmte Roheisen enthält 0,5 bis 0,75 % Mangan, 0,5 bis 0,75 % Silicium, 0,02 % Schwefel, 2,5 bis 3 % Phosphor und 3,5 bis 4 % Kohlenstoff. Am 26. October setzte unser Landsmann Ferdinand Vahlkampf das Thomas - Stahlwerk mit bestem Erfolg in Betrieb. Ueber einzelne technische Einrichtungen, welche von der in unseren Stahlwerks-Anlagen gebräuchlichen abweichen, vermögen wir nach einem in »Jernkontoret Annaler« von 1891, Seite 231, Folgendes zu berichten. Die von Carl Angström construirten 6-t- Converter sind von cylindrischer Form mit halb sphärischem Helm und ebenem Boden. Der cylin- drische Theil ist mittels doppelter Nietenreihen aus 20 mm dickem Blech hergestellt. Aufsen sind die Niete versenkt, so dafs der Converter glatt ist, wo durch sich Auskochmasse u. s. w. weniger leicht ansetzen kann. Durch aufgenietete Winkeleisen, Flacheisenringe und Schrauben ist der Converter- cylinder mit dem Gürtel verbunden, und mit ihm der Helm mittels 12 Stück angenieteter Ohren aus Stahlgufs nebst Bolzen und Keilen. Den Bodentheil bildet ein dünner, schalenförmiger, stählerner Ring, der herausspringende Ohren be sitzt, welche denen des cylindrischen Theiles entsprechen. Die Innenkante des Ringes besitzt aufserdem Bolzen zum Befestigen des Wind kastens. Der eigentliche Formboden ist weiter so eingerichtet, dafs er nachgesehen und gedichtet werden kann, ohne den Deckel des Windkastens Quantitäten geringerer Erze ähnlicher Art, die auch aus der Nähe von Grängesberg stammen, ausgeführt. Wm. H. Müller & Go. theilen uns folgende Ana- lysen mit: Kieselsäure . 2,65 2,76 6,07 2,06 Eisenoxyd. . 59,20 16 78 1, 79,64169 v, Eisenoxydul . 21,40 ) 62,18 Fe 9,64/6,02 Fe 57,361 60,56 6m) 67,38 26,26) Thtonerde . . 2,85 1,29 1,58 1’82 Mangamoxydul 0,36 0,14 0,24 0,06 1,98 Kalk . . . 3,24 3,38 3,39 Magnesia . . 0,94 1,41 2,07 0,64 Phosphor . . 0,982 0,881 0,870 0,547 Schwefel . . 0,073 1.12 0,016 0,041 Spur öffnen zu müssen. Beim Auswechseln kann also entweder der ganze Boden entfernt werden, oder man wechselt nur den eigentlichen Formboden aus. Der Convertergürtel besteht aus 4 Theilen, welche durch Bolzen und gekrümmte Schmiede ringe zusammengehalten werden, und diese ur sprüngliche Construction Bessemers erweist sich als sehr vortheilhaft; sie ist stark, solide und frei von inneren Spannungen, was bei den Gürteln aus einem Stück nicht zutrifft; auch kann man sie in gewöhnlichen Reparaturwerkstätten aus führen, während diese grofse Arbeitsmaschinen in Anspruch nehmen. Die Gebläseluft tritt durch den hohlen Gürtelzapfen ein. Der Converter ruht in den Lagern zweier triangulärer Böcke oder Stühle, welche auf den Grundplatten stehen. Diese Böcke dienen auch zur Befestigung der Balkenlage, welche den oberen Koksboden rings um die Converter trägt. Die Wendung des Converters erfolgt mittels eines auf dem Zapfen der Gürtelwelle befestigten stählernen Zahnrades, welches in eine verticale stählerne Zahnstange eingreift. Letztere ist wieder an die Kolbenstange des mit der Bodenplatte zusammengeschraubten doppeltwirkenden hydraulischen Cylinders fest gekeilt. Der Arbeitsdruck in diesem Cylinder erreicht 50 Atm., wie in allen anderen dortigen hydraulischen Maschinen. Die Einzelheiten des Cylinders sind aus der Abbildung zu ersehen. Die Gufskrähne, welche derselbe Druck von 50 Atm. treibt, sind für 6-t-Chargen con- struirt. Das Wasser tritt von unten in den hohlen, oben geschlossenen Krahnpfeiler, der auf einer Bodenplatte ruht, während sein Oberende ein Lager umfafst, welches an der Balkenlage des oberen Converterbodens befestigt ist. Der Krahncylinder bewegt sich aufserhalb des Krahn- pfeilers, und die Krahnbalken sind an jenem direct befestigt. Das in den Pfeiler eingelassene Druckwasser tritt durch ein Loch in den Cylinder und hebt diesen infolge des Querschnitt-Unter schiedes an seinem oberen und unteren Ende. Die Drehung des Krahns erfolgt mittels eines am Krahnpfeiler befestigten Zahnrades und eines Getriebes mit zugehöriger Welle, welche direct von einem umsteuerbaren hydraulischen Motor bewegt wird. Um den Krahn möglichst leicht beweglich zu machen, sind beide Enden des Krahnpfeilers mit Frictionsrollen gestützt; unten liegen dieselben in einem kugelförmigen Stück, wodurch sie sich nach dem Zapfen stellen, so dafs bei etwaiger schiefer Pfeilerstellung einem Brechen vorgebeugt wird. Diese Einrichtung ist bekanntlich von Wellman auf dem Otiswerk. Die Zapfen der Gufspfanne liegen in mit Rollen versehenen Sätteln, die durch zwei Zug stangen und ein Querstück mit einer Schraube verbunden sind. Mit Hülfe eines Handrades kann eine Mutter nach beiden Seiten gedreht werden, 2