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Januar 1892. STAHL UND EISEN. nach fallenden von denen der niedrigste wohl haben dürfte. Die Untersuchungen erstreckten sich auf die Ermittlung der Zugfestigkeit, Verwindungs- und Biegungsfähigkeit und zwar io je drei Versuchen. Nur die Verwindungsproben wurden zum gröfseren Theil in 5 Einzelversuchen durchgeführt, weil viele Brüche in der Einspannung erfolgt waren. Von der Mittelbildung wurden die durch den Druck der Einspannung sichtlich beeinflufsten Werthe ausgeschlossen. Die zum Vergleich herangezogenen Mittel- werthe sowie die aus ihnen gebildeten Verhält- nifSzahlen, bezogen auf die für den Anlieferungs Wärmegraden ausgeführt sind, höchste über 1000° und der nicht über 400° G. betragen zustand gefundenen Werthe, diese gleich 100 gesetzt, sind in Tabelle 3 aufgeführt. Ferner sind in Fig. 4 — 7 die Mittelwerthe graphisch aufgetragen. Wie man aus dem Verlauf dieser Schaulinien erkennt, sind unter den fünf untersuchten Drähten zwei Gruppen zu unterscheiden. Die Drähte A, B und C der ersten Gruppe zeigen mit zu nehmender Glühwärme im allgemeinen eine Ab nahme der Spannung an der Streckgrenze und beim Bruch, mit der eine Zunahme der Bruch dehnung und der Verwindungszahl parallel geht. Die Drähte D und E der zweiten Gruppe weisen dagegen nach dem Glühen eine mit der Glüh hitze steigende Festigkeit und dementsprechend eine Abnahme der Dehnung und Verwindungs fähigkeit auf. Die Biegungsfähigkeit scheint nach den Werthen der Tabelle 3 überhaupt nur bei den Drähten B und C und zwar bei diesen im 68 Nr. 2. Sinne einer Zunahme der Zähigkeit durch das Glühen beeinflufst zu sein. Eine Erklärung für das verschiedenartige Ver halten der Drähte in den beiden Gruppen dürfte wohl in dem Einflufs des Glühens auf die chemische Zusammensetzung und im besonderen auf den Kohlenstofigehalt des Materials gefunden werden können. Nach den in Tabelle 1 mitgetheilten Analysen zeigen nämlich die Drähte A und B der ersten Gruppe nach dem Glühen bei etwa 800° G. eine Abnahme des Kohlenstoffs von 0,46 % auf 0,32 % und von 0,15 % auf 0,05 % , während der Draht E der zweiten Gruppe selbst im An lieferungszustande nur 0,02 %, d. li. so geringe Mengen Kohlenstoff enthielt, dafs durch dessen Verbrennen beim Glühen eine Abminderung der Festigkeit der Drähte nicht wohl herbeigeführt werden konnte. Die Linienzüge Fig. 4 lassen für die Drähte der ersten Gruppe ferner erkennen, dafs die Abnahme der Festigkeit durch das Glühen auch bei den Drähten A, B und C, in Ueberei ns tim m ung mit den Ergebnissen der Vorversuche, bis zu 500° G. kaum merklich ist, sich bei weiterer Steigerung der Glühhitze aber schnell vollzieht, bis die Festigkeit nach dem Glühen bei etwa 1000° C. ihr Minimum erreicht und dann nach der Einwirkung höherer Hitzegrade wieder um Weniges zunimmt. Dieses Ergebnifs stimmt bezüglich des Be ginnes und der Dauer der Festigkeitsabnahme mit demjenigen der eingangs erwähnten Versuche von Krell gut überein. Auch findet es insofern seine Begründung durch die Analyse, als nach dieser der Kohlenstoffgehalt erst bei Hitzegraden über 450° G. eine Abnahme erleidet. Die Verschiedenartigkeit des Materials scheint sich nach einem Vergleich der Linienzüge für die Drähte A, B und G (Fig. 4 und 5) in der Weise geltend zu machen, dafs der Einflufs des Glühens auf die Festigkeit sowohl beim Bruch als auch an der Streckgrenze bei um so niederen Wärmegraden anhebt, je gröfser die ursprüngliche Festigkeit der Drähte ist. Die Bruchdehnungen und Verwin dungszahlen werden nach Fig. 6 und 7, wenn überhaupt, so schon durch die ge ringsten Glühhitzen gesteigert, jedoch äufsert sich der Haupteinflufs des Glühens auch auf die Zähigkeit zwischen den Wärmegraden von 500 —1000° G. Durch Glühen bei höheren Wärmegraden gingen die Werthe wieder zurück. Die Verhältnifszahlen verlieren dadurch er heblich an Werth, dafs die wirklich in Anwendung gekommenen Glühhitzen nicht hinreichend genau ermittelt werden konnten, um aus den Versuchs-