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Untersuchungen über den Einflufs des Ausglühens auf die physikalischen Eigenschaften von Eisen- und Stahldrähten. Von M. Rudeloff, Ingenieur zu Charlottenburg. Gelegentlich einer in der Königlichen mecha nisch - technischen Versuchsanstalt angestellten umfassenden Untersuchung mit deutschem und schwedischem Drahtmaterial* ** — welche den Zweck hatte, „den auf die Vervollkommnung des basischen Bessemerprocesses, des Siemens-Martin- Verfahrens gegründeten Bestrebungen der inlän dischen Eisenindustrie, welche auf die Herstellung eines dem schwedischen Herdfrischeisen und Flufseisen an Trag-, Verwindungs- und Leitungs fähigkeit gleichstehenden Materials zur Verarbeitung als Grubenseil und Telegraphendraht oder als Kratzendraht gerichtet sind, entgegenzukommen und festzustellen, ob und in welchem Mafse die Behauptung zutreffe, dafs zur Zeit schwedisches Material noch nicht entbehrt werden könne“ — wurde durch den Vergleich der physikalischen Eigenschaften der im Anlieferungszustande und nach dem Glühen geprüften Drähte dargelhan, dafs es von Werth sei, durch eine besondere Versuchsreihe den Einflufs verschiedener Glüh hitzen auf die Festigkeitseigenschaften und auf die Leitungsgüte des Materials, beziehentlich der Drähte festzustellen. Als Vorbild für die gedachte Versuchsreihe wurden Versuche von Krell-Petersburg be zeichnet, welche bezweckt hatten, für Drähte ' verschiedenen Ursprungs und verschiedener Festig keit geeignete Glühtemperaturen aufzufinden, um die Verwindungsfähigkeit dieser Drähte auf das für Telegraphendrähte geforderte Mafs zu erhöhen, ohne die Zugfestigkeit übermäfsig herunterzu drücken. Die Ergebnisse der Krellschen Versuche sind in Fig. 1 zeichnerisch dargestellt.* Sie bedürfen einer weiteren Erörterung nicht, nur möge hervor gehoben sein, dafs nach dem Verlauf des Linien zuges 8 weiches Flufseisen durch die Glühung bei 700 bis 750° eine plötzliche Festigkeits abnahme erlitt, während die durch die übri gen Linienzüge gekennzeichneten verschiedenen Schweifseisensorten im allgemeinen mit i wachsender Glühhitze stetig an Festigkeit ver loren. Zu der anzustellenden Untersuchung wurden aus ) dem Drahtmaterial, welches bei der oben erwähnten älteren Versuchsreihe erübrigt war, fünf Drähte mit ■ 126,3 — 84,7 — 76,7 — 45,1 und 36,3 kg/qmm * A. Martens, Mittheilungen aus den Königlichen technischen Versuchsanstalten, 1887, Ergänzungsheft II. ** Diese Figur ist der oben angeführten Quelle entnommen. Bruchfestigkeit ausgewählt und der Reihe nach mit A bis E gezeichnet. Die drei ersten Proben waren Seildrähte, die beiden letzteren Telegraphen drähte. Bei der Auswahl war indessen nicht der Verwendungszweck der Drähte, sondern viel mehr der Umstand berücksichtigt, dafs Proben von möglichst verschiedener Festigkeit zur Unter suchung gelangten. Für die Glühungen wurden fünf Wärmestufen mit 1300° - 1100° —900°— 700° und 500° G. Glühhitze in Aussicht genommen und zwar sollten sämmtliche Glühungen im Bleibade ausgeführt werden. 1. Westfälisches Schweifseisen, höchste Qualität. 2. Westfälisches Schweifseisen, geringe Qualität. 3. Westfälisches Schweifseisen, geringe Qualität für Drahtstifte. 4. Westfälisches Schweifseisen, rothbrüchig. 5. Weiches schwedisches Schweifseisen, gute Qualität. 6. Schwedisches Schweifseisen, höchste Qualität. 7. Demidoff-Schweifseisen, höchste russische Qualität. 8. Flufseisen (weiches), hohe Qualität.