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350 Nr. 4. STAHL UND EISEN.“ April 1891. 7» Trotzdem er viele Ehrenämter bekleidete, blieb der Dahingeschiedene, dessen Thätigkeit von dem höchsten Erfolge begleitet war, stets der anspruchslose und bescheidene Mann, welcher sein Glück einzig und allein im Kreise seiner von ihm über Alles geliebten Familie und in seiner Arbeit suchte; die Milde und Biederkeit seines Charakters fand die Anerkennung Aller, welche mit ihm in nähere Berührung kamen. Trauernd umstehen sein Grab nicht nur seine An gehörigen, denen er der treueste Gatte und Vater war; Tausende seiner Arbeiter betrauern in dem Heimgegangenen den Fürsorger ihrer Arbeit; seine Beamten beklagen bei seinem Tode den Verlust ihres väterlichen Freundes; sie Alle verlieren mit seinen vielen Freunden in ihm einen Mann, welcher sein ganzes Leben hindurch das Wort bewahrheitet hat: „Sein Schicksal schafft sich selbst der Mann!' Marktbericht. Düsseldorf, Ende März 1891. Der Zustand der Beharrung, welcher die all gemeine Lage des Eisen- und Stahlmarktes 1 charakterisirt, hat sich seit unserm letzten Berichte nicht geändert. Im Gegensatz hierzu hat der Kohlenmarkt sich dem bestrickenden Einflüsse der noch immer drängenden Nachfrage nicht zu entziehen vermocht. Das Beispiel der Bahnen, welche ihren vorgeschrie benen, durch die Verkehrsstockungen erheblich ver- 1 ringerten eisernen Bestand binnen kürzester Frist wieder zu ergänzen trachten, hat auch in anderen gewerblichen Kreisen ansteckend gewirkt und einen Bedarf erzeugt,, welcher über den derzeitigen Ver brauch weit hinausreicht. Die Vereinigung der Gasflammkohlenzechen hat daraus Veranlassung nehmen zu müssen geglaubt, eine Preiserhöhung von 1 JC pro Tonne eintreten zu lassen. Es liegt auf der Hand, dafs durch diese neue Erhöhung der Selbstkosten unsere Ausfuhr, welche ohnedem bereits trotz der äufsersten Gegenwehr einen sehr empfind lichen Rückgang zu verzeichnen hat, in dem ent sprechenden Mafse weiter sinken wird. Die Zukunft wird es lehren, ob jene Erhöhung, deren Noth- , wendigkeit wohl von keiner Seite vertreten werden dürfte, deren Angemessenheit aber be rechtigten Zweifeln unterliegt, nicht geradezu zum Unsegen ausschlägt. — . In gleicher Weise hat sich die Nachfrage für Koks gesteigert. Wenn nun die eisernen Bestände nicht zu einer dauernden Einrichtung erhoben werden sollen, so verlohnt es sich wohl der Mühe, die Frage aufzuwerfen, wann und in welchem Zeit- mafse denn diese Bestände am letzten Ende ver braucht werden können, ohne zum allgemeinen Nachtheile den Markt wieder in eine der heutigen entgegengesetzte Richtung zu drängen. — Die Lage des Roheisengeschäftes bleibt nach wie vor eine gedrückte. Der Rheinisch - west fälische Roheisenverband sah sich in seiner am 19. ds. Mts. zu Köln abgehaltenen Hauptversammlung genothigt, mit Rücksicht auf den ausländischen Wettbewerb durchweg Preisermäfsigungen für die i verschiedenen Sorten um 1 bis 4 K eintreten zu lassen. Die von 28 Werken vorliegende Statistik er- giebt nachfolgende Uebersicht: Vorräthe an den Hochöfen: Ende Februar 1891 Ende Januar 1891 Qualitäts-Puddeleisen ein- Tonnen Tonnen schliefslich Spiegeleisen . 39 258 39 552 Ordinäres Puddeleisen . . 5 901 6 498 Besseniereisen 9 467 12 297 Thomaseisen 27 840 29 721 Summa 82 466 88 068 Die Vorräthe der Hochöfen an Giefsereiroheisen betrugen Ende Februar 1891 = 21540 t gegen 23 245 t Ende Januar 1891. Im Stab- (Handels-) eisen markte will trotz der äufserst gedrückten Preise das Frühjahrsgeschäft noch immer nicht in Zug kommen. Infolgedessen erreicht die einlaufende Arbeitsmenge nicht den für vollen Betrieb erforderlichen Umfang, ganz abge sehen davon, dafs auch der Einlauf von Bestellungen aus dem Auslande noch sehr weit, unter der Durch schnittsziffer steht. Vom W alz drahtmarkte ist irgend eine Wen dung zum Besseren leider noch immer nicht zu berichten. Im Grobblechgeschäft hält die lustlose Stim mung an. In trostloser Lage verharrt der Feinblech- markt, namentlich im Siegerlande, wo man bereits zu Lohnreductionen und Betriebseinschränkungen schreitet. Die Eisenbahnmaterial herstellenden Werke sind infolge der neuen Verdingungen ausreichend beschäftigt. Uebrigens haben sich bei den Parla mentsverhandlungen gelegentlich der Berathung des Eisenbahnetats über In- und Auslandspreise, Ver gebung von Lieferungen ins Ausland u. s. w. volks- wirthschaftliche Anschauungen gezeigt, die im hervorragendsten Sinne des Wortes durch keinerlei Sachkenntnifs getrübt waren. Wollte man die Wirthschaftspolitik diesen Anschauungen gemäfs einrichten, so würde sich gar bald die Frage er heben , wer denn nun eigentlich noch die aus der socialpolitischen Gesetzgebung erwachsenden pecu- niären Lasten aufzubringen in der Lage wäre, ganz abgesehen davon, dafs dem Arbeiter bald das Beste fehlen würde, was er hat, - die Arbeitsgelegenheit. Maschinenfabriken und Eisengiefsereien sind, einzelne Ausnahmen abgerechnet, noch gut beschäftigt. Die Preise stellten sich wie folgt: Kohlen und Koks: Flammkohlen Kokskohlen, gewaschen . . » Koks für Hochofenwerke . . » » » Bessemerbetrieb. . » 10,00-12,00 8,50— 9,00 13,00-14,00 14,00-16,00 Erze: Gerösteter Spatheisenstein . » Somorrostro f. a. B. Rotterdam » 10,50-12,00 14,00 — Roheisen : Giefsereieisen Nr. I. . . . » » » III. ...» Hämatit 71,00 — 60,00 — 71,00 —