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Neuerungen an Siemens-Martin-Oefen. Von H. Schönwälder in Friedenshütte, O.-S. Diese Neuerungen an Siemens-Martin-Oefen* bezwecken, einen gleichmäfsigen Gang dieses Ofens und infolgedessen einen vollständigeren Wärmeverbrauch und eine ganz bedeutend längere Dauer des Ofens herbeizuführen. Bei der jetzigen, allgemein üblichen Gonstruction, die sich auf die Anbringung von vier Regeneratoren gründet, werden die Züge, welche Gas und Luft vom Regenerator zum Ofen leiten und ebenso die abziehende Flamme durch die entsprechenden Regeneratoren zurückführen, ungleichmäfsig in Anspruch genommen. Infolgedessen wird auch der Ofen einseitig überangestrengt, die constant der höchsten Hitze ausgesetzten Ofenparthieen verbrennen in kurzer Zeit, während andere Theile gar nicht in die Zonen der höchsten Intensität des Feuers kommen und deshalb so gut wie unversehrt bleiben. Bei der unausbleiblichen Reparatur der in verhältnifsmäfsig kurzer Zeit verbrannten Ofentheile müssen aber dann auch die unversehrt gebliebenen Parthieen, die häufig genug drei Viertel des ganzen Ofens ausmachen, mit weggerissen werden. Dieser Uebelstand ist auch beim sorgfältigsten Bau des Ofens nicht zu vermeiden, denn kaum ist der Ofen im flotten Betrieb, schmelzen dort die feuerfesten Steine weg, da wachsen sie an, und die Dimensionen der Züge ändern sich damit auf das wesent lichste. Auch ist nicht zu übersehen, dafs die beim Oeffnen der Arbeitsthüren einströmende kalte Luft die Flamme gegen die Hinterwand zurückdrängt, welche dadurch stets der gröfsten Hitze ausgesetzt ist. Sobald sich nun einmal infolge dieser einseitigen Inanspruchnahme be sonderer Ofentheile der eine oder andere Zug durch Ausbrennen etwas vergröfsert hat, so zieht er durch die erweiterten Züge mit verstärkter Intensität die abströmenden Flammen an sich. Die Sohle und das Gewölbe, sowie die Gitter werke der Regeneratoren, in welche die Flamme besonders gezogen wird, erliegen der Einwirkung des Feuers; beim basischen Ofenbetrieb übt noch der mitgerissene Kalk- oder Magnesitstaub einen zerstörenden Einflufs durch Sehlackenbildung aus. Diese einseitige Inanspruchnahme der Züge, durch welche alle die geschilderten Uebelstände herbei geführt werden, beseitigt meine Verbesserung da durch, dafs jeder Zug seinen eigenen Regenerator erhält, von denen jeder mit einem Schieber derartig regulirbar ist, dafs er stärker oder schwächer zur Arbeit herangezogen werden kann. Jeder der bis jetzt üblichen vier Regeneratoren * Vergl. D. R.-P. Nr. 55 707. wird durch eine Zwischenwand getheilt, so dafs nun acht Regeneratoren entstanden sind, von welchen je ein Kanal A nach dem Ofen B führt. Der Ofen hat darnach auf jeder Seite statt wie bisher einen grofsen, zwei kleine Luft- bezw. Gaswärmespeicher. Bei den vom Regenerator zum Ofen führenden verticalen Zügen liegen die Gaskanäle nebeneinander und sind von den Luft kanälen durch Zwischenmauern, die stärker sind wie bei den jetzt üblichen, getrennt, so dafs also ein Durchbrennen oder Undichtwerden dieser Scheidewände ausgeschlossen ist. Die abziehende Flamme passirt die gegenüber liegenden vier (früher zwei) Regeneratoren und geht wie bisher durch die beiden Reversirglocken D und F in den Essenkanal C. Mittels dieser beiden Reversir- ventile wird die Umsteuerung nach Bedarf in gewöhnlicher Weise vollzogen. Für jeden der acht bezw. vier unter den Regeneratoren an geordneten Kanäle G, G 1 und H sind Schieber angebracht, welche man heben und senken kann, um den im Kanal herrschenden Zug nach Be lieben reguliren zu können und so eine gleich- mäfsige Inanspruchnahme der Züge und der dadurch beeinflufsten Regeneratoren und Ofen theile zu erzielen. Die Schieber können also, um dies wiederholt zu betonen, so gestellt werden, dafs die hitzigsten Stellen im Ofen nach rechts und nach links gegen das Metallbad oder das Gewölbe zu verlegt werden können. Dadurch hat man es an der Hand, den Ofen gleichmäfsig anzustrengen, also seine Dauerhaftigkeit wesent lich zu erhöhen. Um insbesondere noch eine gleichmäfsige Ausnutzung des Ziegelgitterwerkes in den Re generatoren zu erreichen, sind die zu den rück wärtigen Regeneratoren führenden Züge G und G1, deren Summenquerschnitt gleich dem des Querschnittes von H ist, möglichst flach über wölbt und werden gegen rückwärts niedrig und breit angelegt. Die vorderen Regeneratoren werden über den Zügen G und G 1 dicht, da gegen über dem Zug H locker verpackt. Aufser- dem ist dafür gesorgt, dafs die einströmende Flamme, um zu den oberen, entgegengesetzt liegenden Zügen d und e zu gelangen, seitwärts durch die Verpackungen geleitet wird. Es ist selbstverständlich, dafs die Gleichmäfsigkeit des Ofenganges auf den metallurgischen Procefs selbst den günstigsten Einflufs ausübt, der sich in der Qualität des Productes und in der Niedrigkeit des Abbrandes und der Abfälle äufsert. Die in Vorstehendem beschriebene Neuerung ist mit verhältnifsmäfsig geringen Kosten an jedem