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Mittheilungen über neuere Schlackenwagen. Von Fritz W. Lürmann, Hütten-Ingenieur in Osnabrück. Für die Beseitigung der Schlacken der Hoch öfen sind viele verschiedene Verfahren und Ein richtungen vorgeschlagen, versucht worden und in Anwendung befindlich.* Welche derselben am zweckmäfsigsten für einen bestimmten Fall zur An wendung kommen, hängt von den Umständen ab. Hier soll nur die Beseitigung der Schlacken durch Wagen besprochen werden. Bei diesem Verfahren läfst man die Schlacken in Hauben laufen, welche auf Wagen stehen, * »Stahl und Eisen«: 1882, Seite 31, Drahtseil bahn zum Schlackensand-Transport auf der Gute- hoffnungshütte zu Oberhausen. 1883, Seite 547, Ueber Schlackentransport und Schlackengranulation von W. Tiemann. 1884, Seite 143, Ueber Schlacken transport von Fritz W. Lürmann. und stürzt sie dann im erkalteten, also festen Zustande, als Klötze ab, nachdem die Hauben abgehoben sind; oder man sticht die noch flüssige Schlacke aus den Hauben ab. Ein anderer Weg ist der, dafs man die Schlacken in Wannen laufen läfst, aus welchen sie im flüssigen Zustande durch Abstechen oder Kippen entleert werden. In dem Mafse, wie die Erzeu gungsfähigkeit der Hochöfen gestiegen ist, haben auch diese Einrichtungen für Beseitigung der Schlacken vergröfsert werden müssen. Die Hauben und Wagen, welche früher ge braucht wurden, und noch bei vielen Hochöfen angewendet werden, sind in Fig. 1 dargestellt. Die Höhe dieser Wagen bis Oberkante - Haube beträgt 1000 mm. Die Haube fafst 0,30 cbm Fig. 1. oder 750 kg Schlacken. Die Fortbewegung dieser Wagen geschieht durch Menschen; die dadurch veranlafste Arbeit ist eine sehr mühsame und gefahrvolle, wie jedem Hochofen - Betriebs leiter bekannt. Man vergröfserte die Hauben und Wagen allmählich und brachte das Fassungs vermögen ersterer auf 3000 kg bis 5000 kg da, wo sich die Schlackenform zur Hüttensohle so hoch legen liefs, als der Einlauf in die er höhten Wagen dies verlangte. Bei den neuesten deutschen Hochofen - Anlagen, z. B. auf den Rheinischen Stahlwerken in Ruhrort und den Rombacher Hüttenwerken in Rombach, liegt die Schlackenform 5700 mm über Schienenoberkante und können Schlackenwagen, wie in Fig. 2 dar gestellt, zur Anwendung kommen, deren Höhe bis Oberkante - Haube 2650 mm beträgt und welche 3 1/2 bis 4 cbm oder 10 000 kg Schlacken fassen. Die Spurweite der Geleise ist 1435 mm, d. h. normal; auf jeder Seite der Hochöfen sind zwei dieser Geleise angeordnet. Infolge dieser Geleisausdehnung lassen sich 16 Wagen bei einem Hochofen aufstellen, welche zusammen 64 cbm oder 160 000 cbm Schlacken fassen, so dafs der Hochofenbetrieb für 16 bis 24 Stunden ein ungestörter sein kann, was besonders für Sonn- und Feiertage als eine wichtige Einrichtung angesehen werden mufs. Um die schweren Schlackenklötze von diesen grofsen Wagen leichter abkippen zu können, hat Ingenieur Gonst. Bochkoltz in Weiler bach den Wagen, wie in Folgendem beschrieben, so eingerichtet, dafs dessen Platte schräg gestellt werden kann*; es sind dies Einrichtungen, welche dem Erfinder unter Nr. 55 086** im Deutschen Reich patentirt und hier in Fig. 2 dargestellt sind. A ist ein Wagen-Untergestell, dessen Längs träger und Querträger aus • Eisen bestehen, welche durch Flacheisen verstrebt sind und auf 4 Achslagern s mit Schutzrippen ruhen, in welchen die Radachsen rs sich frei drehen. Die Querträger tragen in bekannter Weise die Zug- * »Stahl und Eisen« 1884, Seite 144, wurde die Construction von mir noch als schwer durchführbar angesehen. Verf. ** Vergl. Seite 326.