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Statistik des Eisens. Von Dr. H. Wedding in Berlin. (Forts, von S. 1083, 1890.) (Nachdruck verboten.) Ges. v. 11. Juni 1870.1 Unter dem in Oberschlesien erzeugten Roh eisen für Flufseisendarstellung war 1888 bereits das für den Thomasprocefs bestimmte überwiegend. Es waren von der Gesammt-Roheisenerzeugung des Bezirks für Flufseisen 47 % Bessemerroheisen, 53 % Thomasroheisen. Oberschlesien trug zur Gesammt-Roheisen erzeugung Deutschlands 1888 10,1 % bei. b) Mitteldeutsche Gruppe. Diese Gruppe umfafst zerstreute Hüttenwerke des Königreichs Sachsen (Königin-Marienhütte bei Zwickau) und des Thüringer Waldes (Schmalkalden u. s. w.). Die Erze sind mannigfaltigen kleineren Vorkommen entnommen, der Brennstoff ist theils Holzkohle, theils Koks der Zwickauer Steinkohlen mulde. Die Roheisenerzeugung betrug 1888 24, 1889 nur noch 22 Kilotonnen, also etwa 1/e % der Ge- sammterzeugung Deutschlands. c) Norddeutsche Gruppe. Die Gruppe umfafst die Hütten der preufsischen Provinzen Sachsen, Brandenburg und Hannover, d. h. den Oberbergamtsbezirk Clausthal, sowie Braunschweig. Im Jahre 1888 wurden hier 159 Kilotonnen und zwar im Oberbergamtsbez. ) Clausthal .... 120 Kilot. Roheisen Y erzeugt. in Braunschweig . . 39 „ , J Die Erze sind hauptsächlich die Roth- und I Brauneisenerze des Harzes und die in der Jura- und Kreideformation am Nordwestrande dieses Gebirges abgelagerten Bohnerze. Hier (im Harze) sind Holzkohlen (Blankenburg, Harzburg, Ilsede) I und Koks aus Westfalen der Brennstoff. Es wurden dargestellt: 1880 1883 1886 1888 im Oberbergamtsbez. Clausthal .... 84 109 108 120 Kilot. in Braunschweig . . 23 36 36 39 107 145 144 159 Kilot. Die Entwicklung der Gruppe ist fast aus- schliefslich dem Werke zu Ilsede zuzuschreiben. Der Bezirk hat einen Antheil von 4,8 % an der Gesammt-Roheisenerzeugung Deutschlands. Von dem hier erzeugten Roheisen ist der gröfste Theil zum Thomasprocefs bestimmt. Von der Production waren nämlich: 53 % Thomasroheisen, 44 „ Giefsereiroheisen, 3 „ Puddelroheisen. d) Niederrheinisch-westfälische oder norddeutsche Gruppe. Diese Gruppe zerfällt in vier gröfsere Bezirke, von denen der bedeutendste der Ruhrbezirk ist. Seine Grundlage sind nur zum kleinsten Theil eigene Erze (Kohleneisenstein, Raseneisenerze), sondern hauptsächlich eingeführte Spathe vom Siegerland, Rotheisenerze von der Lahn, Minette von Luxemburg und Raseneisenerze von Holland, ferner spanische und asiatische Erze, sowie Purpur erze (vergl. S. 369, 1890). An diesen engen Bezirk schliefst sich im Süden das Siegerland an, in welchem eigene Spath und Brauneisenerze neben Rotheisenerzen der Lahn verarbeitet werden. Zu diesem Bezirk gehören auch die mittelrheinischen Werke. Ferner schliefst sich im Norden der Bezirk Osnabrück (Georg - Marien - Hütte) mit eigenen Spath- und Brauneisenerzen und eingeführten spanischen Erzen an. Die Gruppe erzeugte im Jahre 1888 über 2000 Kilotonnen Roheisen, d. h. 42 % der Gesammt- Roheisenerzeugung Deutschlands. Die amtliche Statistik weder, noch die Statistik des »Vereins deutscher Eisen- und Stahlindu strieller« läfst eine sichere Vertheilung der Gesammtproduction dieser Gruppe auf die Einzel bezirke zu. Der Vergleich der preufsischen amt lichen und der Reichs-Statistik gestattet indessen eine annähernd richtige Aufstellung. Die Entwicklung ist hiernach folgende gewesen: 1886 1888 1889 Ruhrbecken {Rgb.Arnsber 618 618 Kilot. \ „ Düsseldorf 514 635 403 „ Siegerland / Rgb. Arnsberg . 335 422 409 „ u. Mittelrhein 1 , Coblenz . 279 384 701 , Osnabrück 60 67 76 " 1744 2126 2207 Kilot. Nach der Statistik der Eisen- und Stahlindustriellen . . . 1613 2001 ? , Der Antheil dieser Gruppe an der Gesammt production Deutschlands betrug 1888 46 %. Hiervon waren: 43 % Bessemerroheisen, 20 „ Thomasroheisen, 20 „ Puddel- und Spiegeleisen, 17 „ Giefsereiroheisen. Das Bessernerroheisen wurde hauptsächlich auf den Kruppschen Werken aus spanischen, auf den Osnabrücker Werken aus eigenen und fremden Erzen erzeugt. Puddel- und Spiegeleisen fallen besonders dem Siegerländer und mittelrheinischen Bezirke zu.