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Mittheilungen aus dem Eisenhüttenlaboratorium. Zur Bestimmung von Kupfer im Eisen von Dr. M. A. von Reis. Wenn.es sich um gelegentliche Bestimmungen von Kupfer in Roheisen oder Stahl handelt, so ist die Instandsetzung und Anwendung des Schwefel wasserstoffapparates etwas umständlich, auch ge hört das Arbeiten mit Schwefelstoff nicht zu den Annehmlichkeiten; aufserdem ist das Schwefel kupfer ein schwer zu behandelnder Niederschlag, und nur ein sehr vorsichtiges Verfahren kann das trübe Durchlaufen des Waschwassers verhüten. Diese Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten sind nun vollständig zu umgehen, wenn statt Schwefelwasserstoff das von mir bereits zur Be stimmung von Arsen (»Stahl u. Eisen« 1889, S. 720) empfohlene sulfocarbonsaure Ammon benutzt wird. Diese Verbindung hat vor Schwefelwasser stoff den wesentlichen Vortheil, dafs der Nieder schlag sich sofort bildet und nach etwa 15 Minuten abfiltrirt werden kann. Der entstandene Nieder schlag ist bei weitem nicht so empfindlich wie Sehwefelkupfer, sondern kann bei unbedecktem Trichter filtrirt werden und liefert geglüht mit Leichtigkeit ein reines Kupferoxyd. Bei der Kupferbestimmung ist noch zu bemerken, dafs beim blofsen Auf lösen des Eisens in Salzsäure häufig ein Theil des Kupfers im Rückstände bleibt. Dies ist besonders bei hochprocentigem Spiegel und bei Ferromangan der Fall, wo bis zur Hälfte des Kupfers im Rückstände bleiben kann. Es ist deshalb immer angezeigt, die Lösung mit einem Oxydationsmittel zu behandeln. Am besten dient hierzu Wasserstoffsuperoxyd. Die nachfolgende Reduction läfst sich vorzüglich mit dem von Reinhardt empfohlenen Natriumhypophosphit be wirken. Die Kupferbestimmung ist in folgender Weise auszuführen: 10 g Eiseh werden in einem Becherglase von 800 bis 900 cc eingewogen und mit 50 cc Wasser und 100 cc concentrirtem HCl übergossen. Ist die erste Reaction vorüber, so läfst man das Glas in der Wärme, bis die Auf lösung erfolgt ist. Bei Ferromangan und Spiegel ist dies in 15 Minuten der Fall, Roheisen verlangt dagegen bis zu 1 Stunde. Nach vollendeter Auf lösung werden 30 cc Wasserstoffsuperoxyd zuge fügt und etwa 10 Minuten erwärmt, um den Ueberschufs zu entfernen. Hierauf fügt man etwa 5 g Natriumhypophosphit in fester Form bei und erhitzt bis zum Sieden. Nach einigen Minuten ist die Reaction vollendet. Die Flüssigkeit wird nun mit heifsem Wasser auf 600 bis 700 cc ver dünnt, 10 cc Ammoniumsulfocarbonat unter Um rühren zugesetzt und das Umrühren einige Zeit fortgesetzt. Bei ruhigem Stehen setzt sich nun der dunkelbraune Niederschlag schnell auf dem Boden ab und kann sofort filtrirt werden. Als Waschwasser dient eine Flüssigkeit, bestehend aus einem Liter heifsen Wassers, mit 10 cc Ammo- /Nachdruck verboten. Ges. v. 11 Juni 1870.' niumsulfocarbonat und 20 cc. concentrirter Salz säure versetzt. Mit dieser wird der Niederschlag zehnmal gewaschen, zum Schlufs noch dreimal mit heifsem Wasser zur Entfernung der Salzsäure. Das Filter wird nafs in einen Porzellantiegel ge bracht und vorsichtig erhitzt; nach dem Ver brennen des Filters wird der Rückstand nur etwa 5 Minuten bei schwacher Rothgluth gehalten. Man mufs genau darauf achten, dafs die Gluth nicht zu stark wird, da sonst das Kupferoxyd leicht mit der Emaille zusammenschmilzt. Ver gleichende Versuche mit der Schwefelwasserstoff und dieser Methode lieferten sehr gut überein stimmende Resultate. I II III Manganeisen 52 % Mn 0,0195 0,0110 0,0200 » 29 » » 0,0255 0,0232 0,0252 » 24 » » 0,0346 0,0273 0,0345 » 12 „ „ 0,0712 0,0705 0,0710 » 10 » V 0,0715 0,0713 0,0721 Die angeführten Zahlen geben das Gewicht des aus 10 g Manganeisen erhaltenen Kupferoxyds an. I giebt die beim Fällen mit Schwefelwasser stoff nach vorheriger Oxydation der Lösung mit Wasserstoffsuperoxyd und Reduction mit Natrium hypophosphit erhaltenen Zahlen; III giebt die Zahlen, welche bei der Behandlung mit sulfo carbonsaurem Ammonium erhalten wurden, wo hingegen II zeigt, welche Verluste entstehen, wenn keine Oxydation vorgenommen wird. Die Zubereitungsart des sulfocarbonsauren Ammoniums ist etwas geändert worden. Statt 50 werden 100 cc Schwefelkohlenstoff zu der an gegebenen Menge Alkohol und Ammoniak ge nommen. Bei tüchtigem Umsehütteln löst sich dieses vollständig auf. Die Lösung ist sehr halt bar. Eine vor mehr als Jahresfrist bereitete Lösung, die in einem Glase mit schlecht passendem Stöpsel aufbewahrt worden war, erwies sich noch als ganz brauchbar, obwohl sie mit Säure ziemlich viel Schwefel fallen liefs. Am besten wird sie im dunkeln Glase, gegen Licht und Luft geschützt, aufbewahrt. Titriranalytische Phosphorbestimmung in Stahlproben. Das Princip dieser Methode ist, dafs sich der gelbe Sonnenscheinsche Niederschlag von phos- phormolybdänsaurem Ammoniumin einer stark ver dünnten Ammoniaklösung sehr leicht vollständig auflöst und der Ueberschufs des Ammoniaks durch Säure zurücktitrirt werden kann. Zur Ausführung wählt man sich einen Stahl mit etwa 0,07 % P, in welchem man den Phos phorgehalt mehrere Male auf gewichtsanalytischem Wege bestimmt, bis man von der Richtigkeit des