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März 1891. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 3. 229 und Kesseln sehr nachtheilige Folge war die, dafs man, um möglichst an Raum zu gewinnen, resp. jedes vorhandene Plätzchen günstig auszunützen, genöthigt war, Kessel und Maschinen über ein ander aufzustellen in verschiedenen Stockwerken, wodurch deren Bedienung und Wartung sehr er schwert und die Disposition derselben oft auf Kosten einer rationellen Gonstruction erkauft wurde. Ferner mufste die Nachbarschaft sich die unausbleiblichen Belästigungen durch Rauch, Rufs und geräuschvollen Gang wohl oder übel gefallen lassen. Diese Mifsstände konnten nun zunächst be seitigt werden durch Anwendung des Wechsel- stromsystems. Bei diesem letzteren ist es mög lich, die Maschinen-Centralstation aufserhalb der belebten und dichtbevölkerten Bezirke zu ver legen, wodurch sowohl die Grunderwerbsunkosten als auch die Disposition der Anlage selbst sich bedeutend günstiger gestalteten; auch konnte dabei die elektrische Centrale meistens mit den schon bestehenden städtischen Gas- und Wasser werken vereinigt werden, wodurch deren Ver waltung und Betriebsführung ziemlich vereinfacht wurden. Da dieses System mit möglichst geringen Verlusten grofse Gebiete mit elektrischem Strom versehen soll, so ist eine hohe Spannung geboten. Praktisch ist bis jetzt in den meisten Fällen eine Spannung von 2000 Volt angewandt worden. Diese hohe Spannung läfst sich aber nicht direct anwenden, sondern mufs erst durch sogenannte Transformatoren auf 50 bis 100 Volt umge wandelt werden; die Aufstellung dieser Apparate ist an jedem leicht verfügbaren Orte möglich. In demselben Mafse, wie man hochgespannten Wechselstrom auf gröfsere Entfernungen ver schicken kann, ist dies auch mit ebensolchem Gleichstrom möglich, der ebenfalls wieder wie jener durch Transformatoren auf niedrige Span nung gebracht werden mufs, bevor er zu Be- leuchtungs- oder Kraftabgabezwecken verwandt werden kann. Welches dieser beiden Systeme den Vorzug verdient, vermag man nur schwer zu beantworten, indem jedem derselben Vor- wie Nachtheile anhaften; bei uns in Deutschland ist die Anwendung von Gleichstrom vorherrschend, während in Amerika und England der hochge spannte Wechselstrom wiederum eine bedeutende Verwendung erlangt hat. Ein weiterer sehr wesentlicher Fortschritt in der Verwerthung elektrischer Energie wurde mit der Einführung elektrischer Accumulatoren erzielt. Es ist dabei möglich, die Gentralstation mit kleineren Maschinen auszustalten als bei Einrich tungen ohne Accumulatoren; man kann zu der Zeit, wo Licht nicht oder nur wenig gebraucht wird, die Maschinen zur Speisung der Accumulatoren laufen lassen und beim Beginn des Stromver brauchs das Stromnetz von den Accumulatoren nebst den mitlaufenden Maschinen versorgen. Und gerade hierin dürfte der Hauptschwerpunkt liegen, Accumulatoren anzulegen, indem dabei die Gonstruction der Betriebsmaschinen als zwei- und dreicylindrige Compoundmaschinen, sowie die damit erhofften Dampf- resp. Kohlenersparnisse auch voll und ganz zur Geltung kommen, wie dies bei Anlagen ohne Accumulatoren oder bei den vorher erwähnten hydraulischen Central- Stationen nicht der Fall sein kann. Es dürfte somit für solche Anlagen, bei denen die Kraft abgabe eine häufig wechselnde ist, die Anlage von Accumulatoren von vornherein zu empfehlen sein, will man auf einen einigermafsen ökonomischen Betrieb rechnen. Es sei andererseits aber auch dabei erwähnt, dafs z. Z. sich die Anlagekosten einer Centrale mit kleineren Maschinen und Accumulatoren ziemlich decken mit einer Centrale ohne Accumulatoren und mit grofsen Maschinen. Es haben aber die Betriebsergebnisse solcher Anlagen, die nach ersterem System ausgeführt sind, sich als günstigere gegenüber den letzteren ergeben. Man war stets geneigt, den Kohlen verbrauch einer exacten mehrcylindrischen Dampf maschine auch für diese Betriebe mit 1 bis 1,5 kg anzunehmen, wie er sich für möglichst ununter brochenen Betrieb ergiebt; dafs man darin aber ziemlich fehl gegangen ist, beweisen die Jahres berichte der elektrischen Gentralstationen ohne Ausstattung mit Accumulatoren, nach denen ein durchschnittlicher Kohlenverbrauch von 2,5 bis zu 4 kg pro Stunde und 1 HP zu verzeichnen war, welcher Mehrverbrauch durch das theilweise Wiederanheizen der Dampfkessel, Vorwärmen der Rohrleitungen und Dampfmäntel an den Maschinen hervorgerufen wurde. Die Vorzüge von Accumulatoren lassen sich kurz in drei Rubriken zusammenfassen : 1. Aufspeicherung der Elektricität, welche die Maschinen bei normaler Inanspruchnahme über den zeitweiligen Bedarf hinaus zu liefern vermögen; 2. Unterstützung der Maschinen bei dem höch sten, die Normalleistung übersteigenden Be darf ; 3. Uebernahme der ganzen Strömlieferung, so bald die im normalen Maschinenbetriebe aufgespeicherte Elektricität dafür, ausreicht. Ein Umstand, der etwa gegen die Anwendung von Accumulatoren sprechen könnte, ist der, dafs dieselben etwa 20 bis 25 % der gelieferten Elektricitätsmenge absorbiren. Bezüglich der Anwendung von Gleichstrom und Wechselstrom mögen hier noch einige kurze Auszüge aus dem Frankfurter Gutachten zur Frage der elektrischen Beleuchtung u. s. w. vom Jahre 1889 angeführt sein: Eine Gefahr für die Betriebsmannschaft kann bei fachgemäfser Gonstruction und Handhabung der Maschinen und Apparate sowohl bei dem