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220 Nr. 3. „STAHL UND EISEN.* März 1891. machte die Beobachtung, dafs ein ununter brochener Betrieb des Ofens statt des beim Stückofenbetriebe üblichen jedesmaligen Nieder schmelzens die Bildung von Roheisen befördere und fand es schliefslich infolge der gesteigerten Nachfrage nach Eisengufswaaren vortheilhaft, einen Ofen so zu betreiben, dafs er ausschliefs- lieh Roheisen lieferte. So entwickelte sich jedenfalls in verschiedenen Gegenden ganz allmählich der Hochofenbetrieb. Die ursprüngliche Benennung „Blaseöfen“ (Blauöfen, Uast-furnaces) statt Hochöfen deutet darauf hin, dafs dieser Betrieb erst möglich wurde, nachdem man kräftigere Gebläse, durch Wasserräder betrieben, zur Anwendung* gebracht hatte, und der Wunsch, die Grofsartigkeit einer solchen Anlage deutlich zum Ausdruck zu bringen, spielte vielleicht eine Rolle bei der Wahl der Bezeichnung. Auch heute noch be zeichnet mancher Müller seine Anlage ausdrück lich als „Dampfmühle“, wenn er statt des un modernen Wasserrades oder gar des Windrades eine Dampfmaschine .aufgestellt hat, und viele Hausfrauen finden den aus „Dampfmehl“ ge- Abbildung 1. Abbildung 2. backenen Kuchen entschieden wohlschmeckender, I als den aus gewöhnlichem Mehle erzeugten. ( Als dann aber ein wagehalsiger Eisenhütten mann es unternahm, die Schmelzöfen, welche bis dahin nur etwa 3 bis 4 m hoch gewesen waren, 5 oder gar 6 m hoch zu bauen, und als das Unterfangen guten Erfolg hatte, fühlte er sich vollständig berechtigt, seine Oefen abermals durch eine neue Benennung auszuzeichnen; er nannte sie, da sie an Höhe alles bis dahin Da gewesene übertrafen, hohe Oefen oder Hochöfen. Nicht gering waren indefs die Schwierigkeiten, welche einem re gelmäfsigen Betriebe dieser Oefen sich entgegenstellten. Wie die Stücköfen zur Schmiedeisendarstellung, waren die älteren „Blaseöfen“ ringsum geschlossen; nur die eine Windform und das Stichloch ge währten beschränkten Zugang ins Innere. Traten Versetzungen ein — und dieser Fall wird ver- muthlich recht häufig vorgekommen sein — so blieb nichts Anderes übrig, als den Ofen aufzu- ; brechen. Da verfiel ein anschlägiger Kopf auf i den Gedanken, den Ofen an der Arbeitsseite bis zur Höhe der Windform offen zu lassen und 1 durch einen in einiger Entfernung vor die Oeff- i nung gesetzten Wall das Ausfliefsen der ge- schmolzenen Massen zu hindern. So entstanden die Oefen mit Tümpel und Wallstein, die Oefen mit „offener Brust“. Wie man annimmt, ist diese Verbesserung gleichzeitig mit jener Erhöhung der Oefen, wegen deren man ihnen den Namen Hochöfen gab, eingeführt worden, und noch in