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Die Rundreise war — wie Sie sehen — eine sehr flüchtige, meine Berichterstattung macht auch auf kein anderes Prädicat Anspruch. Ein Urtheil über die Kohlen- und Eisensteinvorkommen abzugeben, ist mir nicht möglich. Ob der Reichthum an Eisenstein so grofs ist, dafs derselbe einer grofsen Eisenindustrie eine langdauernde Grundlage bietet, kann selbst der nicht beurtheilen, der jahrelang die geognostischen Verhältnisse der Gegend studirt hat. Augenscheinlich sind die bis jetzt erschlossenen Hülfsquellen grofsartig genug, um bei der Energie der Amerikaner erwarten zu lassen, dafs die Eisenindustrie des Südens in den nächsten Jahren stetig zunehmen, auch dem Norden später grofsen Wettbewerb bereiten wird. Hr. Geheimrath Wedding-Berlin: M. H.! Ich möchte, dem Wunsche des ersten der beiden Herren Berichterstatter nachkommend, Ihnen einige Ergänzungen geben, in der Hoffnung, dafs auch diese Sie interessiren werden. In erster Linie handelt es sich um die Vorrichtungen zur Beförderung und Abladung der Materialien. Sie finden dort auf jenem blauen Blatte einen jener grofsen Erz förderwagen, von denen öfters die Rede gewesen ist, mit genauer Angabe der Gonstruction.* Die Mafse sind eingeschrieben, und im übrigen ist diese Construction schon so klar angegeben, dafs ich von einer näheren Erläuterung absehen zu können glaube; dagegen gestatten Sie mir etwas ausführlicher zu verweilen bei den Ein- und Abladevorrichtungen für Kohlen und Erze, welche besonders für diejenigen Rotheisenerze entwickelt sind, die von den Gruben des Oberen Sees kommen und auf die Halden der Hüttenwerke an den Ufern des Michigan-Sees geschafft werden. Von den Schiffen, welche diese Erze befördern, ist dort in einer mafsstäblichen Zeichnung eines Längsschnittes ein Beispiel gegeben. Wer sich für die Einrichtung besonders interessirt, findet dabei eine Rolle mit Zeichnungen aller Einzelheiten. Ich denke, dafs sowohl die amerikanischen Erz- Eisenbahnwagen als auch die Schiffe, wenn sie auch nicht unmittelbar übertragbar sind, doch gute Vorbilder geben mögen, wenn wir erst einmal den Moselkanal haben und zu, auf und von demselben Erze und Koks befördern werden. (Hört! hört!) Besonders interessant sind die Auslade- und Förder-Vorrichtungen in den South Works bei Chicago, welche Hr. Schlink bereits erwähnte; sie sind in sehr grofsartiger Weise entwickelt, denn sie müssen die Erze für 1600 t Roheisen täglich zur Halde schaffen. Die Vorrichtungen sind aus Eisen und bestehen aus langen Brücken. Jede der Brücken, deren dort zahlreiche vorhanden sind, hat eine Unterstützung von zwei Ständern auf der Rückseite, deren jeder zwei Räder hat, so dafs also das Hintertheil der Vorrichtung auf einem vierrädrigen Wagen steht, der auf einem Doppel schienengeleise läuft. Vorn dagegen sind die Brücken, die eine Spannweite von 60 m haben mögen, durch je einen Ständer getragen, der zwei Räder hat und auf einem einzigen Schienengeleise läuft. Dieses ganze grofse Gestell ist dadurch leicht beweglich, und nicht nur im ganzen verschiebbar, sondern auch mit seinem vorderen Ende dahin zu führen, wo sich gerade die Ausladestelle des Schiffs befindet, während das andere Ende dahin geführt wird, wo die Halde geschüttet werden soll. Auf diese Weise hat man es in der Hand, von jedem Orte der Landungsbrücke an jeden beliebigen Platz des 100 mal 400 m grofsen Haldensturzes zu fördern. Das Fördergefäfs ist ein Kasten aus zwei Seitenwänden von Eisenblech mit einem annähernd halbkreisförmig gebogenen Boden. Wegen dieser Form ist es möglich, das Gefäfs im Schiff umzulegen, und ihn erst bei der Füllung allmählich aufzurichten, um ihn bis zum obersten Theile zu füllen. Der Boden besteht aus einem doppelten Bleche mit Filzzwischenlage. Das Gefäfs ist oben mit einem Haken versehen, der mittels eines Widerhakens vor dem Loslösen geschützt ist. Das Seil, an dem er hängt, läuft über die Rolle des auf der Brücke laufenden Wagens und wird von der Seiltrommel einer Dampf maschine aus bewegt. Auf jeder Brücke befindet sich ein Wärter. Es geht nun der gefüllte Kasten bei Stillstand des Wagens allein in die Höhe und wird dann, an dem Wagen hängend, bis zu der Stelle, wo er entladen werden soll, horizontal gefördert. Hier ist eine selbstthätige, an verschiedenen Stellen leicht einstellbare Ausrückvorrichtung angebracht, welche das schaufelartige Behältnifs, indem es hier ausgelöst wird, immer an derselben Stelle umkippt und entleert, bis die Halde hoch genug aufgefüllt ist. Durch eine kleine Verrückung dieses Hemmnisses kann man die Ausladestelle beliebig verlegen; dadurch ist es möglich, eine ungeheure Förderung mit einem ein zigen Mann zu bewältigen. Diese Einrichtungen werden zu einem grofsen Theile von der Brown Hoisting and Conveying Machine Go. in Cleveland, Ohio, hergestellt und die Gesellschaft hat die Freundlichkeit gehabt, mir mehrere Exemplare ihrer Kataloge, sowie Photographieen der Apparate zur Verfügung zu stellen, welche hier ausgelegt sind und aus denen Sie einen näheren Einblick von der Einrichtung gewinnen können. Ich hoffe bei späterer Gelegenheit in der Lage zu sein, genauere Zeichnungen vorzulegen. Hier nur noch ein paar Beispiele. Mit der Einrichtung, die ich eben beschrieben habe, können in 6 bis 7 Monaten (der eisfreien Zeit) 275000 t entladen werden. * Wir bemerken dazu, dafs wir diese Zeichnungen, ebenso wie diejenigen, deren später Erwähnung gethan ist, demnächst veröffentlichen werden. Red.