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114 Nr. 2. STAHL UND EISEN.“ Februar 1891. kanten sehr auf. Was mir als Fabricanten von Kesselblech aber ganz besonders auffiel, war das Fehlen jeder Einrichtung zum Bördeln und Kümpeln der Bleche auf allen Blechwalzwerken. Die Einrichtungen, welche ich in Kesselfabriken gesehen habe, waren höchst primitiv und nur für die geringsten Dimensionen brauchbar. Es mufs allerdings dabei bemerkt werden, dafs man in den Vereinigten Staaten anscheinend gar keine Kessel über 1500 mm Durchmesser baut, dieselben werden mit Feuer- oder Siederohren aller Art versehen und es stört dort anscheinend keinen Menschen, dafs bei solchen Kesseln jede Reinigung unmöglich ist. In der Beziehung also bin ich ziemlich enttäuscht aus Amerika zurückgekommen. Hr. J. Pohlig-Köln: Es ist mir aufgefallen, dafs bisher von keinem der Herren Referenten etwas über Fördermaschinen gesagt worden ist. Ich glaube, dafs es nicht ganz ohne Interesse ist, auch darüber einige Worte zu verlieren. Vielleicht ist einer der Herren von der Südpartie bereit, über seine Beobachtungen bezüglich dieses Gegenstandes auf den Kohlengruben uns Einiges mitzu- theilen; dagegen könnte ich kurz über die Fördermaschinen auf den Eisensteingruben berichten, die wir bei der Nordpartie gesehen haben. Da hätte ich denn mitzutheilen, dafs die Förder maschinen — ich habe deren blofs drei gesehen, die an einem senkrechten Schacht standen, während alle anderen Maschinen an tonlägigen Schächten arbeiteten — sich mit wenigen Aus nahmen im wesentlichen dadurch von den unsrigen unterscheiden, dafs sie nur einerlei Bewegung machen. Sämmtliche Fördermaschinen waren nichts als liegende Corlifsmaschinen mit einer Bewegungsrichtung, also ohne Umsteuerung, in der Weise, dafs die Maschinen central angeordnet waren im Grubencomplex, und die einzelnen Schächte, die in sehr primitiver Weise niedergebracht waren, wurden je mit einem Förderkorb betrieben, der durch sein eigenes Gewicht heruntergeht und dessen Geschwindigkeit durch eine Bremse regulirt wird, und der hinaufgezogen wird durch eine Frictionskupplung. Denken Sie sich die Fördermaschine einfach als liegende Maschine construirt, auf der Schwungradwelle ist rechts und links eine Transmissionswelle mit Trommel eingerichtet, je nach Gröfse des Grubenfeldes mit 4, 6 oder 8 Trommeln für ebensoviele Schächte versehen. An jeder Trommel steht ein Maschinist, der seinen Schacht regulirt; wird der Korb aufgezogen, dann rückt er die Frictionskupplung an seiner Trommel und der Korb geht oben hinauf; der Korb ist construirt mit 4 Rädern, so dafs er selbstthätig oben angekommen umkippt in den Eisenbahnwagen. Es ist das eine Anordnung, von der ich nicht behaupten will, dafs sie rationell sei gegen über unseren Fördermaschinen. Es hat sehr viel für sich, weil man vollständig unabhängig ist von der Lage der Schächte. Ich habe Schächte gesehen, die über eine Meile (engl.) von der Maschine entfernt waren, wo einfach durch Seiltransmission die Kraft übertragen wurde; ich bin aber nicht Bergmann genug, um feststellen zu können, ob von bergmännischem Standpunkte die Sache viele Vortheile bietet. Auf den ersten Blick hat es ja viel Bestechendes, man hat nicht mit langen Querschlägen zu thun, sondern man setzt sie direct in den Gang. Vorsitzender: Es hat sich Niemand weiter zum Wort gemeldet, ich schliefse also die Discussion, und wir würden nun weiter gehen können. Es ist vielfach der Wunsch ausgesprochen worden, dafs der Vortrag über die Kleineisenindustrie verschoben würde, und Hr. Haedicke hat sich damit einverstanden erklärt, allerdings unter der Voraussicht, dafs möglicherweise für seinen Vortrag heute keine Zeit mehr übrig bleibt und derselbe in diesem Falle erst in einer späteren Versammlung vorkommt.* Wenn kein Widerspruch erfolgt, so nehme ich an, dafs die Versammlung mit dieser Verschiebung einverstanden ist (Zustimmung) und ertheile Hrn. Macco das Wort. Ueber amerikanisches Eisenbahnwesen. Hr. Macco - Siegen: M. H.! Es thut mir leid, meinen heutigen Vortrag damit beginnen zu müssen, dafs ich unsern verehrten Reisevorsitzenden Hrn. Thielen an eine Vergefslichkeit in seinem Bericht über unsere Reise erinnere, und zwar an eine Thatsache, bei welcher derselbe im allgemeinen am allerwenigsten vergefslich ist. Hr. Thielen hat unterlassen zu erwähnen, dafs am folgenden Tage nach der Ankunft des Dampfers »Lahn« in New York in dem officiellen Reise- büreau ein riesengrofses Blumenbouquet abgegeben wurde mit einer schriftlichen Widmung der amerikanischen Damen auf der »Lahn« an die 17 Mitglieder des Vereins deutscher Eisenhüttenleute mit der Hinzufügung: „In Dankbarkeit für die liebenswürdige Unterhaltung auf der »Lahn«“. Nachdem Hr. Thielen dies vergessen hat, glaube ich, dafs es angebracht ist, heute, wo ich Ihnen über die Verkehrsverhältnisse auf unserer Reise berichten soll, obige Thatsache in Erinnerung zu bringen, denn dieselbe zeigt, dafs unsere Verkehrsverhältnisse recht geordnete waren und sehr * Dank der Freundlichkeit des Hrn. Haedicke ist die Redaction in der Lage gewesen, den Anfang des Vortrags bereits in dieser Nummer abzudrucken. (Vergl. Seite 126.)