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nahm. Nach anderen Angaben (Howe) ist dieser Verlust indessen gröfser und beträgt 19,7 %, und der Eisengehalt der Luppen ist noch nicht 62 %. Nimmt man indessen auch an, dafs, wenn 100 Gew.-Th. Erz 27 Gew.-Th. Koks brauchen, hiermit nur 49,5 Gew.-Th. Eisen ausgebracht würden statt 62 Gew.-Th., so würde doch immerhin der Reductions-Kohlenverbrauch nur etwa die Hälfte wie im Hochofen der Gesammtverbrauch sein und dabei unmittelbar schmiedbares Eisen erhalten werden. Man könnte also selbst noch erheblich ungünstigere Ergebnisse zugestehen, ohne einen Nachtheil zu erblicken, welcher die nicht unerheblichen Kosten der Zerkleinerung und die geringen Kosten des natürlichen Gases als Heizmaterial aufwöge. Indessen ändert sich die Sachlage sofort, sobald statt eines reichen und reinen Erzes ein ärmeres, namentlich kieselsäurereiches verwendet werden soll; für unsere Verhältnisse, unter denen wir nur arme Erze anwenden können und bei denen wir Generatorgas statt Petroleumgas benutzen müfsten, würde sich die Einführung dieses Processes niemals empfehlen. Im übrigen wird die Discussion eines von Hrn. Bell in Pittsburg gehaltenen Vortrags noch weitere Aufschlüsse über diesen immerhin sehr interessanten Gegenstand bringen. Einen dritten Rennprocefs fanden wir in dem dicht bei der vorher genannten Hütte gelegenen Werke von Blair. Hier werden die Erze in drei oder vier Kammern (abwechselnd) durch natürliches Gas reducirt. Jede dieser Kammern kann durch einen verschliefsbaren Kanal mit dem unterhalb liegenden Flufseisenflammofen in Verbindung gesetzt werden. Die Erze gleiten in das Roheisenbad und sollen dort an Stelle von Eisenabfällen dienen. Wie weit hier eine Irrung vorliegt, und die Absicht, einen Martinprocefs zu bewerkstelligen, infolge mangelhafter Reduction der Erze vereitelt und ein Siemens- (d. h. Oxydations-) Procefs in Wirklichkeit ausgeführt wird, ist ohne Analyse nicht nachzuweisen. Alle bisherigen Erfahrungen sprechen indessen dafür, dafs das Erz, wenn es wirklich reducirt war, sofort auf der Oberfläche des Roheisens wieder oxydirt, also ein Siemens-Procefs herbeigeführt wird. M. H.! Wenn auch bisher alle Versuche, unter gewöhnlichen Verhältnissen, d. h. mit Erzen von 35 bis 50 % Eisen und bei Anwendung von Kohlen- oder Generatorgasfeuerung, zur Herstellung von schmiedbarem Eisen aus Erzen mifsglückt sind, so sind doch die amerikanischen Ausführungen ein Beweis, dafs eine Rennarbeit mit reichen Erzen rentabel sein kann, wenn billiger Heiz-Brenn stoff noch dabei zu Gebote steht. Nichtsdestoweniger sind aber auch alle weiteren Versuche, welche oft mit grofsen Kosten vergeblich angestellt worden sind, überaus dankenswerth, um die Frage der Rennarbeiten, wenn auch nach vielen Richtungen hin negativ, zu lösen. Ebenso wie die lebenslangen erfolglosen Bemühungen von Wilhelm Siemens unvergessen bleiben werden, so wird denen von Blair in Amerika, von Friedrich Siemens und Ehrenwerth in Deutschland, auch wenn sie ökonomisch ebenfalls erfolglos verlaufen sollten, der Dank der eisenhüttenmännischen Welt nicht fehlen. Hinsichtlich des von Hrn. Daelen angedeuteten Entphosphorungsprocesses auf den Cambria-Werken erwähne ich, dafs der Procefs genau nach den Angaben der Erfinder, der HH. Narjes und Bender, als Kruppscher Procefs ausgeführt wird, und zwar in der Art, dafs in einem Dreh-Teller ofen entphosphort, in drei anderen das entphosphorte Product zu Flufseisen verarbeitet wird. Hinsichtlich des von Hrn. Daelen erwähnten Kippofens in Steelton bei Harrisburg möchte ich noch bemerken, dafs ich denselben durch die Güte des Hrn. Majors Bent im Betrieb habe sehen können. Die Hitze, die wir beobachten konnten, verlief nach allen Richtungen hin ganz vorzüglich. Der Ofen war für 30 t eingerichtet, basisch zugestellt und ruhte auf zwei Wiegen, welche durch eine hydraulische Vorrichtung mittels Zahnübersetzung ohne Schwierigkeit gedreht werden konnten. Die Frage, warum diese Art von Ofen gewählt worden wäre, wurde dahin be antwortet, dafs man häufig sehr viele Schwierigkeiten mit dem Abstich gehabt hätte, und namentlich dann, wenn es darauf ankäme, ein genau gekohltes Product zu erzeugen, welches in dem Augen blick, wo der Kohlungsgrad auf den genau bestimmten Grad geführt wäre, nun auch abgestochen werden müfste. Ein solcher Uebelstand war durch das Kippen des Ofens thatsächlich beseitigt worden und man setzte die besten Hoffnungen auf den Betrieb. Die Flammenführung machte gar keine Schwierigkeiten. Im übrigen waren auf demselben Werke noch manche andere interessante Gegenstände zu sehen, so eine Reihe älterer Oefen, deren Gewölbe abnehmbar waren. Das Ge wölbe hing an Rädern, welche auf Schienen rollten. Das Gewölbe wurde etwas angehoben und dann vor den Ofen zur Reparatur gefahren, eine Einrichtung, die vielleicht in manchen Fällen für basische Oefen empfehlenswerth sein möchte, schon zur Entlastung des basischen Gemäuers. Schliefslich gedenke ich noch zweier Einrichtungen in Harrisburg, erstens einer mechanischen Einschiebevorrichtung für die Blöcke in den Wärmofen, welche in einer einfachen Stange bestand, deren hakenförmiges Ende durch Vorsprünge eines mechanisch bewegten Rades mitgenommen wurde, sobald es eingehängt war; zweitens einer Einrichtung an Vorwalzwerken, die auch noch