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auf die Länge der laufenden Drahtschlinge 31/2 bis 4 m. Trotzdem und obgleich an jedem Stich ein Hakenjunge steht, der die 4 Schlingen auseinander halten soll, giebt es eine Menge Schwierig keiten. Auch ist der Draht nicht gleichmäfsig rund, da die 4 Drähte, gleichviel ob kalt oder warm, unter demselben Druck laufen. Ebenfalls kann der Walzmeister den fertigen Draht nicht leicht genug controliren, da er, wie gesagt, direct von der Fertigwalze aus in einem Rohr nach den Haspeln läuft. Die Production steigt, wie ich aus dem Schichtenbuch gesehen, bis 120 tons in der 12 stündigen Schicht bei Nr. 5 engl., jedoch sind Schwankungen bis 50 und 60 % darunter recht häufig.“ M. H.! In Eisen- und Stahldraht waren die Vereinigten Staaten früher Rheinland und Westfalen in hohem Mafse tributpflichtig. Heute producirt Amerika wohl den gröfsten Theil des Drahtes selbst, den es braucht, und es scheint mir die Zeit nicht mehr fern, wo überhaupt kein Draht mehr nach drüben geschickt zu werden braucht. An die Beschreibung der Walzwerke anschliefsend, möchte ich Ihnen noch die Zeichnung des von Hrn. Spannagel erwähnten Bandagenwalzwerks von Munton vorführen, ebenso auch die interessante Einrichtung des ebenfalls erwähnten Walzwerks zum Verdichten des Kranzes der aus Stahlfaqongufs hergestellten Eisenbahnwagenräder der Fowler Car Whecl Co. in Chicago erwähnen. (Redner zeigt von dem Muntonschen Walzwerk eine Reihe von Zeichnungen vor, auf die wir in nächster Zeit zurückkommen werden.) Die sonstigen Hülfsmaschinen, die zum Schneiden und Adjustiren der Walzwerks- producte benutzt werden, hätte ich Ihnen gern noch vorgeführt, wenn ich nicht fürchtete, Ihre Geduld schon zu lange in Anspruch genommen zu haben. Ich beschränke mich daher darauf, Ihnen die Zeichnung einer hydraulischen Scheere hier zu zeigen, die ich ebenfalls der Güte des Hrn. Fawells von Mackintosh, Hemphill & Co. verdanke. Die Zeichnung ist wohl ohne weitere Erklärung verständlich. (Siehe Abbildung 6 und 7.) Zum Schlufs erwähne ich noch die grofsartigen Kesselanlagen, die nöthig sind, um den Dampf für die kolossalen Maschinen zu erzeugen. Fast alle Kesselsysteme sind vertreten, die auch bei uns in Gebrauch sind. Die Wasserrohrkessel spielen in der neueren Zeit eine grofse Rolle. Vielfach bilden Hochofen- oder Generatorgase, in einzelnen Staaten das natürliche Gas und Petroleum, das Heizmaterial, dann sieht man häufig mechanische Stochvorrichtungen, so dals auch hier so viel wie möglich die Handarbeit gespart wird. Die Kesselhäuser sind daher meist sehr sauber gehalten, und machen die mit Gufseisenplatten hübsch verkleideten Wände des Kesselmauerwerks mit den gefällig angeordneten geschmackvollen Armaturen einen äufserst wohlthuenden Eindruck. (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender: Ich eröffne nunmehr die Discussion über die Vorträge der HH. Spannagel, Brauns, Daelen und Klein. Hr. Geh. Bergrath Dr. Wedding- Berlin: Ich bin gern bereit, die von Hrn. Daelen angeregte Ergänzung der Berichterstattung durch Angaben über die in den Vereinigten Staaten von uns vor gefundenen unmittelbaren Darstellungsarbeiten von schmiedbarem Eisen aus Erzen zu liefern. Es war wohl für uns Alle aufserordentlich interessant, in einem Lande, in dem die Roheisen- production im Hochofen durch reiche und reine, dabei leicht reducirbare Eisenerze so ausnahms weise begünstigt ist und wo diese Art der Eisendarstellung zu so ungeheuren Productionsmengen geführt hat, sowohl Ueberbleibsel alter Methoden zur unmittelbaren Darstellung von schmiedbaren Eisen aus Erzen, d. h. also ältere Rennarbeiten anzutreffen, als auch auf den gegenwärtigen Stand punkt von Wissenschaft und Technik gegründete neuere Rennarbeiten nicht nur als Versuche, sondern sogar als regelmäfsig ausgeübte Betriebsarten vorzufinden. Dabei ist es nicht ganz zutreffend, wie Hr. Daelen angab, dafs diese Methoden ganz unrentabel geblieben sind. Die er haltenen Angaben über die Betriebsergebnisse der Garbon Iron Co. in Pittsburg lassen vielmehr die Annahme eines recht rentablen Betriebes daselbst zu. Uebrigens kann die Bemühung, einen Rennprocefs einzuführen und anzu wenden an Stelle der Verbindung von Hochofen- und Bessemerprocefs, nicht auffallen, wenn man in Betracht zieht, dafs bei jedem Hochofen im Durchschnitt 26 bis 32 % der erzeugten Wärme durch Strahlung und Leitung verloren gehen und dafs der werlhvolle Brennstoff in demselben auch deshalb schlecht ausgenutzt wird, weil das Verhältnifs von Kohlensäure zu Kohlenoxyd in den Gichtgasen der Regel nach 0,5, höchstens 0,6 ist, während doch die Benutzung der Gichtgase als Brennstoff dafür keinen Ausgleich bietet; denn man kann aus schlechterem Brennmaterial billiger, als aus Koks, Kohlenoxydgas herstellen. Der von mir berechnete Wärmehaushalt des sehr vortrefflich betriebenen Hochofens zu Gleiwitz zeigt einen Gesammtverlust an Wärme von 54,8 %. Die erste erwähnenswerthe Rennarbeit, deren Product wir auf den Werken bei Philadelphia kennen zu lernen Gelegenheit fanden, ist die alte deutsche Rennarbeit, in Amerika Bloomary process oder irrigerweise Catalan forge genannt. Sie wird hauptsächlich an den Ufern des Cham-