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Von Maschinen, bei denen der Regulator nicht auf die Steuerung, sondern auf ein Drossel ventil wirkt, bietet die hier im Bilde vorzuführende Maschine zum Betriebe des Lauthschen Blech walzwerks der HH. Park Brothers & Co. in Pittsburg ein Beispiel. Die Maschine ist mit entlasteter Flachschiebersteuerung versehen und hat 1066 mm = 42" Cylinderdurchmesser und 1219 mm Hub. Die Zeichnung der Maschine und des Blechwalzwerks verdanke ich der Güte des Hrn. Fawells, des Oberingenieurs der Maschinenfabrik von Mackintosh, Hemphill & Co. in Pittsburg, die sowohl Maschine als auch Walzwerk ausführten. (Vergl. Taf. V.) Hr. R. M. Daelen hat mich in den Stand gesetzt, Ihnen noch zwei Walzenzugmaschinen amerikanischen Ursprunges zu zeigen. Es ist dies erstens eine horizontale Compound-Dampf maschine (Tandem-Anordnung) der Southwark Foundry mit 1016 mm = 40" Durchmesser des kleinen, 1778 mm = 70" Durchmesser des grofsen Dampfcylinders, 1676 mm = 66" Hub, 70 Umdrehungen in der Minute. Leider fehlen die interessanten Einzelheiten der Steuerung, wir sehen nur aus der Zeichnung, dafs jeder Dampfeylinder mit vier Flachschiebern versehen ist. Wahr scheinlich ist indessen der kleine Dampfeylinder mit der beschriebenen Porter-Allen-Steuerung aus gerüstet und der grofse Cylinder mit feststehender oder von Hand zu verstellender Expansions steuerung. Die Condensation und die Luftpumpen, es sind zwei vorhanden, sind getrennt von der Maschine angeordnet und werden die Luftpumpen durch eine horizontale Compound - Maschine mit unter 90° versetzten Kurbeln betrieben. Drei solcher Maschinen sollen das neue Drahtwalzwerk, welches die Firma Washburn & Moen, Worcester, Mass., in Chicago anlegt, treiben. Die Ueber- tragung auf die Walzenstrafsen erfolgt durch Riemen. Die zweite Maschine, die ebenfalls ein Drahtwalzwerk der Firma Washburn & Moen antreibt, finden Sie auf der andern Zeichnung. Es ist dies eine Drillings-Compound-Maschine mit 457 mm — 18" Durchmesser des kleinen, 610 mm = 24" Durchmesser der beiden grofsen Dampfeylinder, 610 mm = 24" Hub, 250 Umdrehungen in der Minute. Der Dampf tritt aus dem kleinen Dampf- cylinder durch das unter den beiden grofsen Cylindern befindliche Rohr gleichzeitig in die beiden letztgenannten Cylinder. Als Steuerung dienen entlastete Kolbenschieber und zwar wird hier Ein- und Austritt durch denselben Schieber bewirkt. Hr. Daelen hat mir nicht mitgetheilt, ob die Walzen- strafse von dieser Maschine direct angetrieben wird, bei der grofsen Tourenzahl erscheint dies beinahe so. Erwähnenswerth ist noch bei dieser Maschine, dafs die gekröpften Kurbelachsen aus Gufseisen, sogenanntem Kanonenmetall, bestehen. Wie versichert wird, haben sich dieselben sehr gut gehalten. Alle die genannten Walzenzugmaschinen sind gut construirt, in kräftigen Dimensionen aus geführt und machen in ihrer äufseren Erscheinung einen verhältnifsmäfsig einfachen Eindruck. Ein Dampfmantel scheint nur bei den Porter-Allen- und den Corlifs-Maschinen vorhanden zu sein. Ueber die Construction der Schwungräder möchte ich hier noch einige Bemerkungen machen. Hier zu Lande wendet man, gewitzigt durch schlechte Erfahrungen und vielleicht auch mit Rück sicht auf unsere schärferen Gesetze, für schnelllaufende Schwungräder in Walzwerken in der neueren Zeit in der Regel schmiedeiserne Arme an. In Amerika habe ich nichts dergleichen gesehen. Die Schwungräder waren bis zu den gröfsten Dimensionen fast alle so construirt, dafs ein Theil des Kranzes mit je einem Arm in einem Stück Gufseisen gegossen ist, die Kranztheile sind durch Schrumpfbänder zu einem vereinigt, während die Arme durch Keile oder durch Schrauben an der Nabe, die aus einem Stück besteht, befestigt sind. Wende ich mich nun zu den Betriebsmaschinen der Reversirwalzwerke, so fällt uns in der Construction derselben kein wesentlicher Unterschied gegenüber den bei uns gebräuchlichen auf. Ich urtheile, wie ich schon eingangs erwähnt habe, dabei nur nach dem, was ich selbst gesehen habe. Die Maschinen sind horizontale Zwillings-Reversirmaschinen mit Zahnradvorgelege. Die Zahnkränze und die Getriebe bestehen aus Gufsstahl und sind mit Winkelzähnen versehen. Als Steuerung dient bei den Reversirmaschinen, ebenso wie bei den übrigen Walzenzugmaschinen, die Gorlifs-, Ventil-, entlastete Schieber- oder Kolbensteuerung. Die Umsteuerung erfolgt durch Coulisse mit Dampf oder hydraulischem Vorspann. Bei der Ventilsteuerung fallen die langen Daumenhebel auf, wodurch der einseitige Druck auf die Ventilstangen wesentlich vermindert und Verschleifs derselben vor gebeugt wird. Zu den Blockwalzwerken zurückkehrend, bemerke ich, dafs die Triowalzwerke sich nicht wesentlich von dem durch Hrn. R. M. Daelen in »Stahl und Eisen«, Jahrgang 1886, Heft I, Seite 317, mitgetheilten Walzwerk der Edgar Thomson Steel Works unterscheiden. Vor und hinter den Walzen befinden sich reversirbare Rollen auf Tischen, die hydraulisch gehoben und gesenkt werden. Das Kanten der Blöcke erfolgt durch eine Reihe von Daumen, die den Block beim Sinken der Rolltische fassen und um 90 0 drehen, das Verschieben der Blöcke von Kaliber zu Kaliber wird durch dieselben Daumen bewirkt, die auf einem gemeinschaftlichen Wagen stehen, der durch Hydraulik zwischen den Rollen horizontal verschiebbar ist. Die Mittelwalze liegt fest