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Februar 1891. n STAHL UND EISEN.* Nr. 2. 103 Zwillingsgebläsemaschine nach dem Gompound-System mit Gondensation, die dasselbe wie oben be schriebene Maschine leistet, etwa 200 000 kg wiegen, vielleicht etwas mehr als die Hälfte kosten und etwa 15 bis 20 Procent weniger Dampf gebrauchen. Die Schwärmerei unserer amerikanischen Freunde für verticale Hochofengebläsemaschinen ist auffallend, sie kann, wie Hr. Schlink in seiner Arbeit über Gebläsemaschinen hervorhebt, nur dadurch entstanden sein, dafs sie fürchteten, eine horizontale Gebläsemaschine, die jahraus jahrein arbeiten soll, würde zu rasch einseitig verschleifsen. Nach den in Deutschland gemachten Er fahrungen ist dies durchaus nicht der Fall, und sind heute hier im Lande noch viele horizontale Gebläsemaschinen im Betriebe, die vor 25 bis 30 Jahren in Gebrauch genommen wurden. Von Gichtaufzügen weifs ich Ihnen wenig zu sagen. Soviel ich mich erinnere, wurde die Beschickung, wie bei uns, entweder durch Fördermaschinen oder durch hydraulische oder Dampf aufzüge nach Armstrongschem System auf die Gicht gezogen, die Aufzüge waren nicht immer vertical, sondern häufig, wie z. B. bei den bereits erwähnten Thomas Furnaces, schrägliegend. In den Puddelwerken, deren Einrichtungen in maschineller Beziehung sich sonst nicht wesent lich von den bei uns gebräuchlichen unterscheiden, fielen uns die statt der Dampfhämmer zum Zängen der Luppen vielfach verwendeten Luppenmühlen (squeezers) auf. Die Gonstruction dieser Mühlen läfst sich folgendermafsen kurz angeben: Eine verticale Achse, die von unten durch conische Räder angetrieben wird, trägt an ihrem oberen Ende einen sehr kiäftigen, mit Zähnen versehenen niedrigen cylindrischen Körper. Dieser gezahnte Cylinder bewegt sich excentrisch in einem auf einer Platte befindlichen Hohleylinder, der ebenfalls mit Zähnen versehen ist. An der Stelle, wo der innere Cylinder am weitesten von dem äufseren absteht, wird die gepuddelte Luppe zwischen beide Gylinder geworfen-, sie wird von den Zähnen des inneren Cylinders erfafst und zwischen beiden Cylindern so gerollt und gequetscht, dafs ein unseren geschmiedeten Luppen ähnlicher Körper entsteht, der, wenn er fertig, aus einer Oeffnung des äufseren Hohlcylinders herausfällt. Dampfhämmer sahen wir überhaupt selten in Anwendung, da gerade wie bei uns die schweren Walzwerke und in neuerer Zeit die Schmiedepressen das Bearbeiten der schweren Stahl- und Eisenblöcke übernehmen. Einige interessante Hämmer zum Ausschmieden von Wagenachsen und Wagenbeschlagtheilen aus Schrottpacketen waren in den Werken der Pullmanns Palace Car Company in Chicago vertreten. Die Hämmer glichen bis in die Einzelheiten genau den alten Siegener Aufwerfhämmern mit hölzernem Helm und Reitel, nur dafs die Hämmer nicht durch Hebedaumen, die auf einer Wasserradachse sitzen, sondern durch den unter dem Helm (Hammerstielen) befindlichen Dampf- cylinder mit selbstthätiger Steuerung gegen den Reitel (die HoJzfeder) geworfen und von diesem zurück auf das Schmiedestück geschleudert wurden. Der moderne Dampfeylinder mitten in der alten Holzconstruction machte einen merkwürdigen Eindruck. Die Hämmer schienen aber ihre Schuldigkeit zu thun. — M. H. Ich komme zu der Hauptaufgabe meines heutigen Berichtes, Ihnen die grofsartigen Maschinen und maschinellen Einrichtungen der Stahl- und Walzwerke zu schildern. Aus der Literatur ersehe ich, wie wenig wir selbst verhältnifsmäfsig von den Anlagen gesehen haben. Wenn ich häufig in das von den HH. Spannagel und Daelen besprochene Gebiet dabei hin übergreife, so bitte ich Sie, das zu entschuldigen, es ist nicht möglich, die Maschinen und die mit den Maschinen zusammenhängenden Dinge ganz von einander zu trennen. Die Bessemer-Gebläsemaschinen, um mit diesen anzufangen, sind meist liegender Gon struction, und fand ich dieselben mit einer Ausnahme als Einzelmaschinen ausgeführt. Der Grund, dafs bei uns die Zwillingsmaschinen bevorzugt werden, weil sie in jeder Stellung sofort angehen, sollte doch auch drüben mafsgebend sein. Ob die Einzelmaschinen des leichteren Angehens wegen Handsteuerungen besitzen, kann ich nicht sagen, vermuthe es aber. Die South Works der Illinois Steel Gotnp. besitzen zwei ältere Einzelmaschinen mit Ventilsteuerung, soviel ich mich erinnere, an den Dampfeylindern, die Gebläsecylinder sind mit Tellerventilen, ähnlich wie sie die Märkische Maschinenfabrik baut, versehen. Die Dimensionen dieser Maschinen sind 1625 mm = 64" Gebläsecylinderdurchmesser, 1524 mm = 60" Dampfcylinderdurchmesser, 1524 mm = 60" Hub. In der Montage begriffen war eine dritte Gebläsemaschine, von der Southwark Foundry & Machine Co. in Philadelphia geliefert. Diese Maschine, ebenfalls eine Einzelmaschine, hat 1524 mm = 60" Gebläsecylinderdurchmesser, 1422 mm = 56" Dampfcylinderdurchmesser und 1168 mm = 46" Kolbenhübe, sie arbeitet mit Flachschiebersteuerung. Leider habe ich die Bessemergebläsemaschine der Edgar Thomson Steel works nicht ge sehen, was mir besonders unangenehm ist, weil dies nach der Beschreibung der Werke, die uns zugestellt wurde, verticale Maschinen sind. Ich entnehme der Beschreibung, dafs drei verticale Einzelmaschinen mit 1372 mm = 54" Gebläsecylinderdurchmesser, 1067 mm = 42" Dampf cylinderdurchmesser und 1219 mm = 48" Hub und eine Zwillingsmaschine mit 1372 mm — 54"