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ist Ihnen bekannt geworden, dafs der Marquette-Bezirk schon im Jahre 1889 mit 2 677 130 t an der Gesammt - Eisenerz - Production des Lake superior- Districts theilgenommen hat. Eine weitere erhebliche Steigerung der Förderung ist, wie uns mitgetheilt wurde, im Jahre 1890 durchgeführt, und darf bei der Grofsartigkeit des Vorkommens und der günstigen Lage des Platzes für die Ver schiffung der Erze nach den Verbrauchsstellen bei Chicago, Cleveland u. s. w. eine weitere Steigerung - der Production dieser hochwerthigen Erze auch für die Zukunft erwartet werden. Während der beiden Tage, welche wir in Marquette verweilen konnten, besuchten wir die bedeutenderen Gruben des Bezirks, unter denen besonders die Champion- und die Cleveland-Mines mit beziehungsweise 230 000 und 285 000 t Jahresförderung zu beachten sind. An einzelnen Stellen konnten wir in Tagebauten den sehr reinen Magneteisenstein in mäch tigen Gängen anstehen sehen, ein Anblick, bei dem es trotz aller Dankbarkeit, welche wir unseren amerikanischen Freunden schulden, für den deutschen Eisenhüttenmann unmöglich war, das auf- kommende Gefühl des Neides zu unterdrücken. Die Erze des Bezirks erreichen nach kurzem Transport mit der Eisenbahn den Hafen von Marquette, wo Ladevorrichtungen und Vorrathsbehälter in Form von leicht zu entleerenden Taschen in grofsartigster Weise angebracht sind und die Ueberführung der bedeutenden Production des Bezirks in die Schiffe spielend bewirken. Das im Jahre 1890 von Marquette aus zur Verschiffung gekommene Quantum wurde uns auf 4 000 000 t angegeben. Eine, der Grofsartigkeit des Erzvorkommens entsprechende Eisenindustrie findet sich weder bei Marquette noch bei den übrigen Eisenstein - Bezirken des Lake superior — nur bei Marquette sind einige Holzkohlen-Hochöfen von geringerer Bedeutung im Betrieb — und es liegt die Frage nahe, ob es nicht richtig wäre, wenigstens einen Theil der Erze am Orte ihrer Gewinnung zu verarbeiten, zumal dadurch eher die Möglichkeit geboten wäre, auch die geringhaltigen Erze, welche man jetzt, wie schon bemerkt, entweder in der Grube läfst, oder auf die Halde stürzt, zu ver- werthen. Nach der von mir über diese Frage an verschiedenen Stellen eingeholten Information hält man es für bedenklich, am oberen See Eisenhütten zu betreiben, welche auf Brennmaterial aus dem südlicher gelegenen Pittsburger Gebiet angewiesen sein würden. Die Seen, über welche der Transport von Koks und Kohlen zu geschehen haben würde, der Lake superior, Michigan und Huron, sind regelmäfsig während 3 Monate im Winter zugefroren, und während man im Süden die für diese Zeit nöthigen Erze aufstapelt, meint man, im Norden dasselbe mit dem Brennmaterial nicht durchführen zu können. Ohne Zweifel gehört dazu ja auch erheblich mehr Platz, wie auch zugegeben werden mufs, dafs das Aufstapeln von Brennmaterial überhaupt umständlicher ist, wie das von Eisensteinen. Indessen scheinen mir doch die Vortheile, welche die Eisenwerke nahe den Erzgruben gegenüber denen im Kohlenrevier voraus haben würden, so erheblich, und würden die Frachten für Erze und Brennmaterial durch den dann möglichen Hin- und Rücktransport soviel billiger, dafs mit gröfster Wahrscheinlichkeit demnächst wenigstens die Erbauung von Hochöfen dort zu erwarten ist. Die Stadt Marquette, wo wir uns, wie schon bemerkt, 2 Tage aufhalten mufslen, gehört entschieden zu den landschaftlich schönsten Plätzen am Oberen See. Es ist, wie der Name schon schliefsen läfst, eine französische Ansiedlung und findet man heute noch in dem, von etwa 10 000 Einwohnern bewohnten Städtchen viele Namen französischen Klanges. An die Besichtigung der Hafenanlage schlofs sich bei prachtvollem Wetter ein Spaziergang nach dem Leuchtthurm, einem schönen Aussichtspunkt am See, und am Nachmittage wurde uns auf einer Spazierfahrt am See ein Stück amerikanischen Waldes und mehrere grofsartig ein gerichtete Holzschneide-Werke mit für unsere Begriffe ganz erstaunlicher Leistungsfähigkeit gezeigt. Von Marquette aus führte uns unser Weg am Morgen des 22. October nach Sault St. Marie. Das Städtchen, ebenfalls französischen Ursprungs, liegt landschaftlich sehr schön, zwischen dem Lake superior und dem Lake Huron und nahe der Grenze des canadischen Gebiets. Ueber felsigen Untergrund führt der höher gelegene Lake superior sein Wasser dem tiefer gelegenen Lake Huron bei Sault St. Marie zu und war es in früheren Zeiten nicht möglich, Schiffe von dem einen See zum andern überzuführen. Erst im Jahre 1853 sind die Seen durch einen Kanal mit Schleuse, wofür die Kosten mit 999 800 8 angegeben werden, verbunden. Die Schleuse war 350 Fufs lang, 70 Fufs breit und 13 Fufs tief und genügte schon bald den Bedürfnissen nicht mehr, so dafs im Jahre 1881 schon eine Schleuse mit bedeutend gröfseren Dimensionen erbaut wurde. Zur Zeit genügen weder die Dimensionen dieser zweiten Schleuse, noch reicht dieselbe überhaupt für den sich von Jahr zu Jahr mehr entwickelnden Verkehr aus, und hat der Congrefs der Vereinigten Staaten infolgedessen weiter eine Summe von über 3 000 000 8 zur Ver fügung gestellt für den Bau eines neuen Kanals nebst Schleuse neben der letzteren und an Stelle der im Jahre 1853 erbauten. Wir sahen diese Schleuse im Bau und wurde uns gesagt, dafs dieselbe 800 Fufs lang, 100 Fufs breit und 21 Fufs tief würde. (Hört! Hört!)