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376 Nr. 4. STAHL UND EISEN? 1 April 1890. Kohlenfunde in Kent. In England hat die durch Tageszeitungen und ' Fachblätter verbreitete Nachricht von Kohlenfunden in Kent nicht geringes Aufsehen erregt. Sir Ed ward Watkin, der Präsident der Süd-Ost-Eisenbahn und ; der Kanal-Tunnel-Gesellschaft, hat anläfslich von Ver- i suchsbohrungen, welche er behufs Bodenuntersuchung I für einen etwaigen Kanalbau zwischen England und Frankreich vornimmt, seine Aufmerksamkeit auf die Auffindung von Kohlenfeldern im Bereiche der ihm unterstehenden Eisenbahnlinien gelenkt. Nach einem Bericht, den sein Oberingenieur F. Brady ver- öffentlicht, hat derselbe am 15. Februar in einer Teufe J von 1180 Fufs Steinkohlen gefunden. Das Kohlen gebirge soll direct unter der Liasformation anstehen, und wird vermuthel, dafs das Vorkommen mit den früheren Kohlenfunden in Sommersetshire und grofsen Kohlenfeldern von Belgien und Frankreich in Verbindung steht. Das Bohrloch liegt am Shakespeare- Clif bei Dover. Es hat sich ein grofses und einflus- , reiches Comit gebildet, welches die weiteren Unter- ; suchungen in die Hand nehmen will. Deutsche und englische Schnellzüge. Im »Engineering« vom 14. März lesen wir: „Ein deutscher Schriftsteller widersetzt sich im »Archiv | für Eisenbahnwesen« der Klassification, welche die HH. Fox & Farrer in ihrem interessanten Werke »Exprefs Trains, English and foreign«* aufgeslellt haben. Man wird sich erinnern, dafs die Verfasser dieses Buches alle englischen Züge als Schnellzüge bezeichnen, welche eine Normalgeschwindigkeit von j 40 Meilen in einer Stunde, einschliefslich der Auf enthalte, erreichen, während auf dem Continent hier unter alle solche Züge verstanden werden, welche eine Normalgeschwindigkeit von 29 Meilen, einschliefslich Aufenthalte, in der Stunde erreichen. Trotz der günstigen Auffassung, welche hierdurch den continentalen Eisen bahnen im Verhältnifs zu ihren englischen Schwestern zugestanden wird, ist der deutsche Kritiker nicht zufrieden, sondern besteht darauf, dafs alle solche Züge als Schnellzüge aufzufassen sind, welche von der Eisenbahnverwaltung (in ironischer Weise ver- muthlich) so bezeichnet werden, gleichviel, ob sie jene Geschwindigkeit erreichen oder nicht. Er findet alsdann heraus, dafs Deutschland eine Meilenzahl von 29000 im Tage hat, eine Zahl, von der die »Railroad Gazette« aussagt, dafs sie eine so scharfe Verurthei- hing des preufsischen Systems enthalte, wie sie nur möglich sei, denn der kleine Staat New Jersey habe [ zufolge einer auf derselben Basis vorgenommenen Berechnung bei nur 1/20 der Bodenfläche und der Be völkerung von Preufsen 15 000 Meilen dieser deutschen Schnellzüge täglich.“ Wir bedauern recht sehr, feststellen zu müssen, dafs die deutsche Eisenbahnzeitung von ihrer eng lischen Kollegin gründlich ad absurdum geführt worden ist. Wasserstands - Fernmelder. D. R.-Patent Nr. 47 744. Der neuerdings patentirte Wasserstandsanzeiger, dessen Verwerthung die Actien-Gesellschaft Mix & Genest in Berlin übernommen hat, gehört zu den jenigen Apparaten, welche den jeweiligen Wasser stand eines Reservoirs nach einer entfernten Stelle (dem Pumpwerke oder einem Bureau) oder gleich zeitig nach mehreren Stellen melden. * Vergl. »Stahl und Eisen«, 1889, Seite 772. Es existiren zwar verschiedene Systeme von Wasserstandsanzeigern, die entweder nur einen be stimmten Zweck erfüllen (Maxima und Minima anzeigen) oder complicirl sind, oder eintretende Fehler addiren, oder zweier Leitungen benöthigen. Der Wasserstandsanzeiger, Patent Dupre, erfüllt nicht allein alle Zwecke, sondern er ist wegen seiner technischen Einfachheit und unbedingten Zuverlässig keit, sowie mit Rücksicht auf solide Ausführung sehr geeignet, andere unzuverlässige Apparate zu ersetzen und kann nicht nur in städtischen Wasser-Hebe-