Volltext Seite (XML)
374 Nr. 4. „STAHL UND EISEN.“ April 1890. Modelle einer Anzahl von Leuchtthürmen, deren Bau einige Besonderheiten bietet, ausgestellt. Unter diesen dürfte der Leuchtthurm von Port-Vendres in den südlichen Pyrenäen die Beachtung der Eisenhütten leute verdienen, weil er ganz aus Eisen construirt ist. Der Leuchtthurm steht, lesen wir in dem »Gnie civil«, auf dem Endpunkt einer Mole, welche den Hafen von Port-Vendres gegen das offene Meer schützt und zur Beleuchtung der Ein- und Ausfahrt der zum regelmäfsigen Dienst zwischen Port-Vendres und Algier bestimmten Packetboote dienen. Da die Mole nur 4 m über der ebenen Linie erhaben war, dieselbe mithin bei hohem Seegang ganz unter Wasser gesetzt wurde, und da man ferner für den Leuchtthurm - Wärter ein gesichertes Unter kommen zu schaffen hatte, so nahm man von einem Steinbau, wegen der Gröfse der Fundirungskosten, Abstand. In der Nähe von Calais sind nun zwar schon eiserne Bauten, welche zur Beleuchtung dienen, aufgeführt, welche aus einer schiefen, durch Zug stangen und Anker befestigten Ebene bestanden, j Diese Bauten haben sich jedoch nicht sonderlich bewährt, einestheils weil die Meeres-Algen und Thiere sich in die Constructionstheile setzen und dadurch dem Winde eine grofse Anhaltsfläche geboten wird, anderntheils weil die zum Anziehen bestimmten Schrauben sich lockerten. Infolgedessen hat man den Leuchtthurm von Port-Vendres ganz ohne Zwischenglieder angeordnet; derselbe besteht aus 6 röhrenförmigen Eisensäulen von je 141/2 m Länge, die in einem regelmäfsigen Sechseck von 2,2 m Seitenlange angeordnet sind. Jede Säule besteht aus 3 Theilen, von denen der unterste, von 30 cm äufserem Durchmesser und 30 mm Wandstärke, 2 m tief in das Grundmauer werk eingefügt ist, der mittlere Theil besitzt den gleichen Durchmesser bei geringerer Wandstärke und ist mit dem unteren durch eine Muffe verbunden und der obere Theil endlich ist direct zur Befestigung der Wände des Wächterzimmers und der Gallerie um das Feuer bestimmt. Auf diese Art und Weise hat man erreicht, dafs die Construction erst in der Höhe von 16 m über Niederwasser Querverbindungen hat; der Anprall des Wellenschlages ist dadurch fast ganz aufgehoben, und diejenige des Windes auf das erreichbare Minimum zurückgeführt. Die Böhren sind aus ge walztem Schmiedeisen über einem Dorn geschweifst; die Herstellungskosten derselben stellten sich indessen ziemlich hoch, und stiegen dadurch die gesammten Ausgaben für den Leuchtthurm auf 59 489 Fres. (Es scheint, dafs die Herstellung von geschweifsten Röhren in Frankreich als eine ganz besondere Leistung be trachtet wird, während derartige Röhren in Deutsch land schon seit vielen Jahren in vorzüglicher Weise, u. a. durch die Firma Schulz Knaudt in Essen und W. Fitzner in Laurahütte hergestellt werden.) Das Leuchtfeuer und Wächterzimmer sind durch eine Wendeltreppe, die im Mittelpunkt des Thurms liegt, zugänglich. Die Stofsbretter der Treppe sind durchbrochen und ruhen auf 4 Zapfen , wodurch es ermöglicht ist, dafs jedes Stofsbretl für sich um die mittlere Säule gedreht werden kann. Dadurch ist der Wächter in der Lage, bei eintretendem Sturme die sämmtlichen Stofsbretter nach der Richtung des Windes umzustellen; auch bilden in dieser Stellung die Stufen eine Leiter, welche den Zutritt zu dem Thurm immer gestattet. Der Leuchtthurm steht bereits seit 4 Jahren und hat sich während dieser Zeit trotz heftiger Stürme ausgezeichnet bewährt. Pferdekummet aus Stahlblech. In dem Decemberheft der »Socit de l’Industrie minärale« finden wir einen Bericht über die Sitzung in St. Etienne am 17. December v. J., in welchem ein Pariser Ingenieur L’homme über Pferdekummete aus Stahlblech für Bergwerks-Pferde berichtete, die von der Socit du Harnachement metallique gefertigt werden. Die beigegebene Abbildung zeigt, dafs das Kummet sich aus 2 U-förmig gebogenen Stahlblechen zusammensetzt, und dafs dieselben durch Gharniere auf einem Bogenstück, welches auf dem Halse des Pferdes liegt, zusammengehalten werden. Unten be ¬ findet sich eine Verschlufs-Vorrichtung , für die Zügel sind an dem innern Bogenstück 2 Binge befestigt, für die Zugleine an den 2 Seitenstücken je ein Haken. Der Vortragende wies auf die zahlreichen Mängel der jetzt gebräuchlichen Geschirrtheile aus Leder und Holz hin und führt aus, dafs sich diese Con- struction aufserordentlich gut bewährt habe; dieselbe ist eine amerikanische Erfindung. Die eingangs ge nannte Gesellschaft fertigt das Kummet in 8 Gröfsen an, von denen jede vermittelst einer an der Ver- schlufsstelle angebrachten Verstellvorrichtung in 9 verschiedene Varianten umgestellt werden kann,