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328 Nr. 4. 'n STAHL UND EISEN.“ April 1896. Diese Legirungen mit niedrigem Nickelgehalte bieten jedenfalls ein Interesse und könnte durch Verbesserung der Erzeugung eventuell deren Ver wendung im grofsen eingeführt werden. In England wurde eine mehr der Praxis entsprechende Methode versucht, und zwar setzte man einem gewöhnlichen, im Martinofen erzeugten Stahlbade Nickelblöcke zu; das Nickel wurde kaum oxydirt und ging fast vollständig in das Metall über; bei Bearbeitung war nur dann Vorsicht nolhwendig, wenn der Nickelgehalt 25 % überstieg, man constatirte aber, dafs das Ferro- nickel kohlenstoffarm sein soll, um in kaltem Zustande bearbeitet werden zu können; der Vor tragende erblickt hierin wieder eine neue Be stätigung der Unverträglichkeit des Kohlenstoffes mit den anderen fremden Körpern, welche im Eisen enthalten sein können. Folgende von Hrn. Gautier mitgetheilte Zer- reifsversuche mit verschiedenen Nickellegirungen seien hier angegeben, aus welchen gefolgert werden kann, dafs durch das Vorhandensein von Nickel die Dehnung des Stahles nicht wesentlich beeinflufst wird, während dasselbe eine gute Wirkung auf die Elasticitätsgrenze und die Zer- reifsfestigkeit ausübt. a) Stahl mit 1 % Ni. Kohlenstoff 0,42, Mangan 0,58. Metall, gegossen und geglüht » gewalzt » gewalzt und geglüht . b) Stahl mit 3 % Ni. Kohlenstoff 0,35, Mangan 0,57. Metall, gegossen » gegossen und geglüht » gewalzt » gewalzt und geglüht. c) Stahl mit 4,7 % Ni. Kohlenstoff 0,22, Mangan 0,23. Metall, gewalzt » gewalzt und geglüht. d) Stahl mit 25 % Ni. Kohlenstoff =0,27, Mangar.=0,85. Metall, gewalzt » gewalzt lind geglüht . e) Stahl mit 50 % Ni. Kohlenstoff 0,35, Mangan 0,57. Metall, gewalzt » gewalzt und geglüht . f) Gewöhnlicher Stahl mit ähn lichem C-Gehalt als Probe c) g) Stahl mit 25 % Ni, aber mit 0,82 % Kohlenstoff, gewalzt gewalzt und geglüht .... So =3 E E J 50 i 'S 2 E o — S s = © e kg kg % % 43 85 1,5 9,5 50 90 11,0 24,0 47 87 18,7 45,9 30,6 54,5 2,5 5,6 37,5 54,5 2,5 9,0 49,0 80,0 20,3 37,0 43,8 76,0 20,3 42,0 39,2 63,5 23,4 42,0 43,6 63,0 25,0 44,8 60,0 80,2 19,8 71,5 32,0 58,0 32,7 57,5 24,8 47,0 34.5 74,0 23,5 | 65,6 11,7 30,0 12,0 20,0 23,0 47,5 45,3 28,6 24,0 29,0 48,0 60,0 43,6 Hr. Gautier bemerkt endlich noch, dafs alle Ferronickellegirungen sich schön poliren lassen und dafs dieselben mit 25 % Ni 87mal weniger von der Luft angegriffen werden, als das gewöhn liche Flufseisen; bis zu 5 % Ni läfst sich das Metall leicht in kaltem Zustande bearbeiten, und kann dasselbe gestanzt werden, ohne Risse zu zeigen; bis zu 1 % Ni endlich ist das Metall noch gut schweifsbar.* Zur Vervollständigung obiger Mittheilungen bringt Hr. Garnier noch eine interessante histo rische Studie über die Erzeugungsart des Nickel metalles, welche in den Werken zu Audincourt mit neu-caledonischen Erzen und mittels Frischen im gewöhnlichen Frischfeuer durchgeführt wurde. Ferro-Aluminium.** Das Ferro-Aluminium ist in der Metallurgie des Eisens erst seit kurzer Zeit in den Vorder grund getreten und ist schon Vieles darüber ge schrieben und gesprochen worden; diese Industrie befindet sich aber doch noch im Anfangsstadium und lassen die bisher erzielten Erfolge eine grofse Ausdehnung derselben erwarten. In seinem Vortrage giebt Hr. Gautier eine kurze Uebersicht des bis heute bekannten, und bespricht hauptsächlich die Wirkung des Alumi niums im Roheisen. Mit den Behauptungen des Hrn. Oestberg aus Stockholm, welcher annimmt, dafs ein ge ringer Zusatz von einem halben Tausendstel Aluminiums im Stahlbade dessen Schmelzpunkt um 200° herunterdrückt, erklärt sich der Vor tragende nicht einverstanden und ist mit Prof. Ledebur derselben Ansicht, dafs nämlich die gröfsere Flüssigkeit des Metallbades, welche durch Aluminium erzielt wird, einer Entfernung der Eisenoxyde zuzuschreiben sei, welche Oxyde das Metall in teigigen Zustand versetzen; es würde sich hier einfach Thonerde bilden; nun scheint aber dies ebenfalls nicht aufgeklärt, da man ja des öfteren in dem so behandelten Stahle gar keine Spur von Aluminium wiederfindet. Im Laufe des Vortrages bemerkte Hr. Brust" lein, dafs möglicherweise das Aluminium die Silicate reducire, worauf Hr. Gautier erwidert, dafs entweder das Aluminium durch Oxydirung verschwindet oder auch, dafs der schwache Zu satz durch die der Analyse zu Gebote stehenden Mittel nicht mehr constatirt werden kann. Betreffs der Wirkung des Aluminiums auf die Qualität des Stahles theilt Hr. Gautier nur zwei in den Stahlwerken J. Spencer in Newcastle durchgeführte Versuche mit, aus welchen erhellt, dafs bei aluminiumhaltigem Flufs eisen die Wirkung des Glühens normal ist, d. h. dafs die Zerreifsfestigkeit nur eine geringe Aen- * »Stahl und Eisen« 1889, Seite 859. ** »Stahl und Eisen« 1889, S. 16 u. 106.