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Juni 1890. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 6. 537 Zweifel mit Genugthuung und Vergnügen hören werden. Auf Vorschlag des Minister-Präsidenten hat Ihre Majestät die Königin geruht, Herrn Matthäus Wilhelm Thompson, Vorsitzenden der Forth - Brücken - und der Midland - Eisenbahn- Gesellschaften, sowie auch Sir John Fowler, Ober ingenieur der Forth-Brücke, zu Baronen des Ver einigten Königreichs zu ernennen. (Lauter Beifall.) Die Königin hat ferner verliehen oder wird ver leihen dem Herrn Benjamin Baker, Collegen von Sir John Fowler, die Ritterschaft des Ordens vom heiligen Michael und Georg — (Beifall) — und dem Herrn Wilhelm Arrol, Unternehmer, die Würde eines Ritters. (Beifall.) Ich kann diese Gelegenheit nicht vorüber gehen lassen, ohne die werthvollen Dienste zu erwähnen, welche Herr Wieland, der fähige und unermüdliche Secretär der Forth-Brücken-Gesell- Schaft, derselben geleistet hat, und besonders die bewunderungswürdige Art zu loben, in welcher der selbe die für ein Unternehmen von solcher Grofs- artigkeit so wesentlichen und wichtigen Geld angelegenheiten geleitet hat. Es freut mich auch, Major - General Hutchinson und Major Marindin hier zu sehen, zwei Inspectionsbeamte des Han delsamts. (Beifall.) Obgleich in diesem Lande grofse Unterneh mungen der Art, wie wir sie heute feiern, weis lich völlig dem Unternehmungsgeist von Privat personen, ohne Hülfe der Begünstigung seitens des Staates, überlassen werden, so hat doch in diesem besondern Falle das Parlament sich mit dem Handelsamt in Verbindung gesetzt, damit Beamte des letzteren den Bau der grofsartigen Brücke von Anfang an überwachen und dem Par lamente vierteljährlich über die Ausdehnung, die Art und den Fortgang der Arbeiten Bericht er statten möchten. Dieser wichtige und delicate Auftrag ist durch Major-General Hutchinson und Major Marindin ausgeführt worden, und ich be glückwünsche dieselben zur Beendigung ihrer ver antwortungsvollen Pflichten, denen sie in einer Art obgelegen haben, welche ihnen selbst und dem Amt, welches sie so verdienstlich vertreten, Ehre gemacht hat. (Beifall.) Gestatten Sic mir nochmals, meine Herren, indem ich Ihnen für die freundliche Aufnahme des auf mich ausgebrachten Toastes danke, zu versichern, wie ich mit grofsem Vergnügen und mit Genugthuung bei dieser Gelegenheit hier an wesend gewesen bin, um einen grofsen Erfolg der Ingenieurkunst, ein Werk, das ich mit Recht ein Wunder des Jahrhunderts nennen darf, einzu weihen. (Hochrufe.) Man hat mich auf eine merk würdige Thatsache aufmerksam gemacht, welche vielleicht nicht uninteressant ist, nämlich dafs gerade heute vor 40 Jahren die grofse Menai- Eisenbahnbrücke eröffnet wurde. (Hochrufe.) Ich habe jetzt einen Toast auszubringen, welcher sicher die vollste Billigung und Würdigung finden wird. Es ist „Auf die glückliche Vollendung der Forth-Brücke“, indem ich damit zugleich die Namen der Directoren, Ingenieure und Unter nehmer verbinde, vertreten durch den Vorsitzenden Sir John Fowler und Herrn Wilhelm Arrol. (Bei fall.) Gestatten Sie mir, denselben persönlich meinen aufrichtigsten Glückwunsch darzubringen zu den erfolgreichen Ergebnissen ihrer Arbeiten, welche die Königin durch Verleihung der Ehren bezeugungen so hoch gewürdigt hat.“ (Beifall.) Unter den übrigen Reden führen wir noch diejenige des den Lesern dieser Zeitschrift wohl bekannten Vertreters der preufsischen Eisen- bahnverwaltung, Eisenbahnbau- und Betriebs- Inspektors Mehrtens aus Bromberg, welcher in englischer Sprache nach der üblichen Anrede etwa Folgendes ausführte, an: „Als Vertreter der Königl. Preufsischen Eisen bahn Verwaltung, im Namen meines sächsischen Genossen und im Namen der österreichisch-unga rischen Abgeordneten gestatten Sie mir einige wenige Worte. Dabei mufs ich um Entschuldigung bitten, wenn ich die englische Sprache nicht voll kommen beherrsche, aber in Erwiderung auf den so überaus freundlichen Toast und seine Auf nahme drängt es mich, den Directoren unsern Dank auszusprechen für ihre gütige Einladung und für die Gastfreundschaft, die wir überall hier gefunden haben. Ferner mufs ich unsere Gefühle der Bewunderung ausdrücken über alle herrlichen Dinge, die wir das Vergnügen hatten, bei der Feier dieses Tages, der Eröffnung der Forth-Brücke durch Seine Königliche Hoheit den Prinzen von Wales, zu sehen und zu geniefsen. Die Nachricht von diesem hochwichtigen Er- eignifs wird sich bald über die ganze Erde ver breiten und wird überall mit Enthusiasmus em pfangen werden. Mit diesem Tage wird ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Brückenbaues beginnen, in welchem die Anwendung des Aus legersystems und der allgemeinere Verbrauch von Stahl für die Ueberbauten weitgespannter Brücken eine Rolle zu spielen berufen sind. Ich beglückwünsche die berühmten Erbauer und Unternehmer zu dem grofsen Erfolge ihres ausgezeichneten Planes. Ich beglückwünsche alle Ingenieure, welche zu ihrem eigenen Besten Mit arbeiter des grofsartigen Werkes waren, und zu letzt, aber nicht zum wenigsten, beglückwünsche ich das Vereinigte Königreich von Grofsbritannien, wo die Kunst, eiserne Brücken zu bauen, ihren Anfang nahm und das, neben so manchem hervor ragenden und geschichtlichen Bauwerke, nun sich des Besitzes der gröfsten Spannweite und vielleicht der stärksten Brücke der Welt rühmen kann. Ich danke Ihnen nochmals 1 (Beifall.) 0.—