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324 Nr. 4. «STAHL UND EISEN.“ April 1890. Theil des Siliciums entfernte, während ein ge nügendes Quantum an Kohlenstoff in dem Metall Zurückbleiben konnte, welches gleich schmelzbar erhalten wurde. Hr. Gautier theilt diesbezüglich folgende Analysen eines gefeinten Roheisens mit, und zwar auf Grund einer in Bowling (Yorkshire) durchgeführten Feinarbeit: Kohlenstof Silicium Eingesetztes Roheisen .... 3,886 1,255 Nach Schmelzung 3,510 0,575 10' nach „ 3,707 0,478 20' „ 3,644 0,273 28' » » 3,544 0,154 Gefeintes Roheisen 3,342 0,130 Im Frischfeuer treten ähnliche Verhältnisse auf. Bei dem sauren Bessemerverfahren aber fällt die Hauptrolle dem Silicium zu, da, wie bekannt, das Roheisen wenigstens 1,5 bis 2% Si enthalten mufs, und da eigentlich dieser Körper hier eine doppelte Rolle zu spielen hat. Im Anfang des Blasens bildet sich nämlich zuerst Eisenoxyd, wenn daher kein Sauerstoff absor- birender Körper vorhanden wäre (Si, Mn oder P), so würde dieses Eisenoxyd auf den Kohlenstoff wirken und einen heftigen Auswurf herbeiführen. Ist dagegen genügend Silicium vorhanden, so bildet sich einfach Schlacke und kein Gas, während zugleich die Verbrennung des Kohlen stoffes verzögert wird. Aufserdem weifs man, welche Wärme das Silicium durch Verbrennung im Converter ent wickelt, und erinnert Hr. Gautier an die ersten, diese wichtige Frage betreffenden, von Hrn. S. Jordan mitgetheilten Studien; die durch diese Ver brennung gebildete Schlacke bleibt im Converter zurück, die Temperatur des Metallbades steigt und dessen Flüssigkeit wird gröfser, endlich geht die Reaction des Eisenoxyds auf den Kohlenstoff successiv und regelmäfsig vor sich. In dem Martinofen, insofern man den Gang der Chargen allein betrachtet, ist ein hoher Siliciumgehalt im Roheisen von Nachtheil, da hierdurch das Frischen verzögert wird und sich ein gröfseres Quantum von Schlacke bildet. Umgekehrt verhält es sich aber, wenn man die Wirkung des Siliciums auf die Blasen im Flufsstahl und im Flufseisen in Be tracht zieht. Im Jahre 1871 wurde in Terrenoire im Martinofen ein siliciumhaltiges Bessemereisen mit Zusätzen von Schienenabfällen geschmolzen und bezweckte man damals die Erzeugung eines Metalls, welches sich genügend durch Giefsen in Coquillen härten lassen und eine grofse Wider standsfähigkeit gegen dynamische Wirkungen besitzen sollte; nach den der Analyse unter zogenen Probestäben bemerkte man bald, dafs das Vorhandensein von Blasen mit der Ab wesenheit des Siliciums zusammenfiel; ein Con- trolversuch, bestehend in einem Zusatz von siliciumhaltigem Roheisen in ein Bessemerstahl- und in ein Martinstahlbad, welche beide Blasen aufwiesen, zeigte, dafs alle Blasen hierdurch entfernt wurden; es konnte somit kein Zweifel mehr obwalten, und die Thatsache, dafs das Silicium die Blasenbildung verhindere oder vor handene Blasen entferne, welche Thatsache überhaupt schon in Bochum und in Essen be kannt, aber geheim gehalten worden war, war damit klar festgestellt. Ueber die Natur der in den Blasen enthaltenen Gase und die chemischen Wirkungen, welche die Siliciumzusätze hervorrufen, bemerkt Hr. Gautier nur, dafs, wie immer diese Gase geartet seien, die Blasen von deren Bildung beim Er starren herrühren und dafs das Silicium jeden falls die praktische Wirkung hat, dafs es diese Gase in gelöstem Zustande bis nach Erstarrung des Stahles erhält. Es wurden somit Versuche angestellt, sili ciumreiche Legirungen zu erzeugen, und gelang dies schon im Jahre 1872 Hrn. Valton, welcher durch Schmelzung in Tiegeln von Eisen oxyd, Kieselsäure und Kohle, solche Eisen- legirungen mit 10 bis 12 % Si erzielte. Ebenfalls im Jahre 1872 machte Hr. Pourcel in Terrenoire Versuche im Hochofen und erzeugte derselbe aber ein sogenanntes Silico-Spiegel- eisen mit schwachem Gehalt an Kohlenstoff. Die von der Go. de Terrenoire in der 1878er Ausstellung befindlichen Legirungen hatten fol gende Zusammensetzung: a b c d Silicium 10,20 7,45 5,45 5,55 Kohlenstoff gebunden . 2,65 2,65 2,30 2,10 Eisen 66,75 71,50 79,00 85,50 Mangan 20,50 19,50 13,00 6,50 Phosphor 0,185 0,178 0,145 0,14 Heute wird Ferrosilicium laufend erzeugt, und werden hierzu vorzugsweise solche Erze verwendet, welche viel freie Kieselsäure ent halten und hauptsächlich thonerdehaltige Erze, da die Thonerde die Reducirung des Siliciums erleichtert; in England verarbeitet man vielfach Eisensilicate; so benützt man z. B. in Govan (bei Glasgow) die Schlacken der Martinöfen, in Middlesborough setzt man Bessemer schlacken mit Bilbaoerzen; einige von Hrn. Gautier nitgetheilte Analysen dieser Materialien seien hier wiedergegeben: