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512 Nr. 6. »STAHL UND EISEN.“ Juni 1890. Sobald die Wahrnehmung gemacht wird, dafs der Schacht B die nöthige Temperatur nicht mehr besitzt, genügt eine einfache Umschaltung des Reversirventils, um den Schacht B mit der Luft und den Schacht A mit dem überhitzten Dampf in Verbindung zu bringen. Das Ableiten der Gase geschieht alsdann an dem unteren Theil des Schachtes A, wobei die selben Reaclionen wie vorhin, aber in umgekehrter Richtung, vor sich gehen. Der Dampfzutritt kann so regulirt werden, dafs das Maximum der Wassergaserzeugung er zielt wird. Man ersieht hieraus, dafs dieser Apparat in continuirlichem Betriebe ein Gas von stets gleicher Zusammensetzung erzeugt. Es ist dies nicht das eigentliche Wassergas, doch nähert es sich sehr dem letzteren und zwar um so mehr, als die Ueberhitzung schärfer betrieben wird. •Es kann angenommen werden, dafs die Zu sammensetzung des Gases, welches aus dem mit dem Körtingschen Gebläse in Verbindung stehen den Schachte ausströmt, annähernd folgende ist: Stickstoff 56 Volumenprocente Kohlenoxydgas 27 » » Wasserstoffgas 13 » » Kohlensäure 4 » , Das in dem andern Schachtofen erzeugte Wassergas wird annähernd folgende Zusammen setzung haben: Wasserstoffgas 50 Volumenprocente Kohlenoxydgas ...... 50 » „ Das aus dem Apparat ausströmende Mischgas wird schliefslich, bei Annahme einer richtigen Zuführung von Dampf und Luft, also bei Erzeu gung von gewöhnlichem Gas und von Wassergas zu gleichen Theilen, wie folgt zusammengesetzt sein: Stickstoff 28 Volumenprocente Kohlenoxydgas 38,50 „ , Wasserstoffgas 31,50 " , Kohlensäure 2 " _ Vergleicht man dieses Gas mit dem gewöhn lichen aus mageren Kohlen oder selbst mit dem aus sogenannten Generatorkohlen erzeugten Gene ratorgas, so ersieht man, dafs die Heizkraft des ersteren bedeutend gröfser ist als die des letzteren. Die Behandlungsweise des Apparates ist, wie gezeigt, eine aufserordentlich einfache. Auch wird durch besondere Einrichtungen eine bequeme Reinigung desselben ermöglicht, sowie jede Explo sionsgefahr vermieden. Der Apparat kann gänzlich aus Steinen ge mauert werden; es ist jedoch zweckmäfsig, einen äufseren Blechmantel anzuwenden, wodurch ein Gasverlust vollständig ausgeschlossen ist. Der Apparat würde besonders für kleinere Stahlgufs-Giefsereien zu empfehlen sein, bei wel chen es auf eine billige Anlage und gleichzeitig auf eine nur beschränkte Gaserzeugung ankommt; denn bei dem Gas von der angegebenen Zu sammensetzung wird die Anlage von Wärme speichern, welche stets ein anhaltendes Vorwärmen erfordern, entbehrt werden können und es ist demnach auch nicht nöthig, den Betrieb ununter brochen zu führen. Auch wird der Apparat bei gröfseren Oefen verwendet werden können, nur würde bei solchen die Abhitze zu anderen metal lurgischen Zwecken auszunutzen sein. B.