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STAHL UND EISEN? April 1890. Nr. 4. 321 Internationaler Berg- und Hüttenmännischer Congrefs, gehalten zu Paris vom 2. bis 11. September 1889. Bericht von A. Gouvy, Ingenieur und technischem Inspector der Berg-u. Hüttenwerke der österr.-ung. Staatseisenbahn - Gesellschaft. (Fortsetzung von S. 51, Nr. 1, 1890.) III. Die Legirungen des Eisens. (Nachdruck verboten. Ges. v. 11. Juni 1870./ Die Frage der Eisenlegirungen bildet heute einen der Kernpunkte der Metallurgie des Stahles. In einem längeren Vortrage, dessen Ausführungen meistens auf eigener Erfahrung begründet waren, behandelte Gautier der Reihe nach die Er zeugung, die Eigenschaften und die Verwendungen folgender Eisenlegirungen : das Ferromangan, das Ferrosilicium, das Silico-Spiegel- eisen, das F e r r o n i c k e 1, und endlich könnte man sagen »last not least« das Ferro- aluminium; eine sechste hier nicht berück sichtigte Legirung wurde von Hrn. Bru st lein einer Besprechung unterzogen, es ist dies das Ferrochrom, deren Wirkungen in der Aus stellung der Firma J. Holtzer & G o. aus Unieux in hervorragender Weise versinnlicht erschienen. Ferromangan. Redner erinnert zuerst an die Entstehung des Mangans, dann des Ferromangans in der Industrie. Im Jahre 1774 erzeugte Dr. Gahn das Mangan in metallischer Form, und in der selben Zeit fand Rinman, dafs durch Schmelzung einer Mischung zu gleichen Theilen von grauem Roheisen und Manganoxyd ein weifses und brüchiges Metall erzielt werden konnte, auf welches das Magnet ohne Einllufs blieb. — Gegen 1839 bemerkte Marshall Heath die vortheilhafte Wirkung des Mangans im Roheisen auf die Qualität des in Indien erzeugten Wootz- Stahles und führte er, leider ohne für sich selbst bleibenden Vortheil hieraus erzielen zu können, die Anwendung des Mangans in der Tiegelgufsstahlfabrication in Sheffield ein. Robert Mushet versuchte ebenfalls Mangan in das Roheisen zu bringen und soll derselbe nach Karsten eine 40 % Mn enthaltende Legirung erzielt haben. Hauptsächlich aber wurde die Aufmerksamkeit auf das Mangan durch die Erzeugung von nianganhaltigem Roheisen im Siegerlande ge lenkt (Spiegeleisen mit 5 bis 12 % Mn). Vortragender giebt eine Analyse der Erze vom Stahlberg bei Müsen, und erinnert an die Verwendung des Spiegeleisens sowohl bei den Frischfeuern als beim Stahlpuddeln, endlich bei dem Bessemerprocefs, welcher erst durch diese IV.io Verbesserung wirklich in die Praxis eingeführt werden konnte. Im Jahre 1866 bemerkte in einer damals erschienenen Brochüre Hr. Val ton, Ingenieur in Terrenoire, dafs das Spiegeleisen eine doppelte Rolle in der Bessemerstahlerzeugung spielt, und zwar eine desoxydirende und eine rückkohlende; dies war die richtige Erklärung, welche seit jener Zeit nicht geändert wurde. Die ersten Ferromangänlegirungen wurden im Tiegel erzeugt, und später im Martin- Siemensofen mit einem aus Kohlenstoff be stehenden Herde, welcher nach Angaben des Chemikers Henderson aus Glasgow hergestellt wurde. Zur Anfertigung des Herdes verwendete man reinen pulverisirten Koks, welcher, mit Theer gemischt, in gufseisernen Formen gebrannt wurde; diese so erhaltenen Ziegel wurden mittels eines aus Koks und Theer gebildeten Mörtels verbunden; auf einem solchen Herde wurde das kohlensaure Mangan mit Kleinkohle reducirt. Auf Grund dieses Verfahrens wurden in dem Werke von Terrenoire weitgehende Proben durchgeführt, welche auch zu praktischen Re sultaten führten, nur waren die Gestehungskosten ziemlich hohe. Nach Gautier hatten die Chargen in den Siemensöfen und die dabei fallenden Schlacken folgende Zusammensetzung. Für eine Legirung mit: 42% Mn 62 und 64% Mn 75 u.80%Mn Charge Eisenoxyd aus Mokta- el-Hadid Manganoxyd aus Ro- 100 100 100 100 mansche 220 450 750 550 Kalk 20 20 20 120 Kohle 225 375 500 500 Schlacke Kieselsäure 12,80 12,10 12,20 12,80 Thonerde 4.00 3,25 3,70 3,90 Kalk 17,55 10,52 ,21,00 43,10 Bariumoxyd 11,72 15,52 22,20 Manganoxyd 53,33 58,61 56,00 18,00 Da die kalkhaltige Schlacke für 75procentiges Ferromangan sehr dick war, so gab man Spath- fluor hinzu; später mit derselben Chargen zusammensetzung erzielte man eine 40 bis 50 procentige Legirung durch einfachen Zusatz 5