Volltext Seite (XML)
Schottische Warrants , welche noch vor nicht langer Zeit auf 66 sh. 3 d. standen, erzielen nicht einmal 50 sh., Middlesborough -Warrants sind von 68 sh. 6 d. auf 49 sh. gefallen, und Hämatites von 82 sh. auf 58 sh. 6 d. Infolge der Lohnerhöhungen waren die Fahricanten nicht imstande, ihre Preise in Einklang mit dem Warrantmarkt zu bringen, und die Käufer haben sich ihren Bedarf vermittelst der Warrantläger gedeckt. Während des letzten Vierteljahres haben dieselben um ungefähr 140 000 t (also etwa 11 000 t pro Woche) abgenommen, in der letzten Zeit stieg sogar die Abnahme pro Woche auf 20 000 t. Dagegen ist es wahrscheinlich, dafs die Vorräthe der Fahricanten zugenommen haben; binnen kurzem werden sie genöthigt sein, zu den Warrantpreisen zu verkaufen oder ihre Hochöfen auszublasen. Dieser Lauf der Dinge ist ungewöhnlich, er tritt auch nur in Ausnahmefällen ein; aber es hat eben den An schein , als ob gegenwärtig eine Geschäftslage ganz aufserordentlicher Art vorläge. Nach beiden Richtungen: Verkauf zu Warrant preisen und Ausblasen von Hochöfen, liegen bereits Anzeichen aus Cumberland, Lincolnshire und Stafford shire vor, und auch in anderen Bezirken wird ein ähnliches Vorgehen Platz greifen, wenn die Preise sich nicht bessern. Seit dem letzten Preisrückgang hat eine Verringerung der Löhne nicht stattgefunden; im Gegentheil, die Löhne der Bergleute sind um 5% erhöht worden,* und ein weiterer gleich grofser Aufschlag ist für August versprochen. Koks sind zwar im Preis gewichen, aber sie stehen noch immer sehr hoch und müssen auf dieser Höhe bleiben, wenn Kohlen nicht wesentlich billiger werden. So lange also diese Situation andauert, ist keine Aussicht vor handen, Eisen billiger herzustellen. Nur das Ausblasen von Hochöfen könnte einen geringeren Kohlen- und Koksverbrauch herbeiführen und hierdurch niedrigere Preise und geringere Löhne im Gefolge haben. Es würde jedoch lange anstehen, bis ein solcher Rückgang zur Durchführung gelangen könnte, da die Arbeiter sich voraussichtlich sehr energisch gegen jede Lohnherab setzung zur Wehr setzen werden. Inzwischen werden die Roheisenproducenten sich einerseits höheren Gestehungskosten gegenüber sehen, andererseits einem Rückgang der Preise; diese Lage mufs aber mit Sicherheit zu einer ernsten Krisis binnen kurzem führen. Dafs eine grofse Firma im West-Cumberland- Bezirk ihren Betrieb eingestellt hat, das verkündigt schon jetzt die schlimmen Zeiten, welche über die Roheisenproducenten hereinbrechen.“ Der »Economist« geht sodann dazu über, die Gründe zu prüfen, aus welchen vielleicht auf eine günstigere Gestaltung des Geschäfts gerechnet werden könnte: „Während der kurzen Periode der hohen Preise war die Versuchung grofs, neue Hochöfen anzu blasen ; infolge der theuren Notirungen für Koks und Kohlen, und der Schwierigkeit, sich Brennmaterial zu verschaffen, ist dies zum Glück nur in geringem Umfang geschehen. Die geringste Anzahl Hoch öfen, welche 1889 im Gang war, betrug 416 im Februar, jetzt sind 462 vorhanden, was eine Zunahme von über 10 % ergiebt; da aber im Durchschnitt 433 vor handen waren, so beläuft sich dieselbe auf nicht ein mal 5 %. Man schätzt, dafs 1889 der Verbrauch 10% gröfser als die Production war, so dafs noch kein Beweis dafür vorliegt, dafs die Production in einer gefährlich erscheinenden Weise zugenommen hat; wenn man in Betracht zieht, wie bedeutend die Warrantläger jede Woche abnehmen, so läfst sich wohl behaupten, dafs sie nunmehr dem Bedarf gerade entspricht. Wird eine Anzahl Hochöfen ausgeblasen, so könnte sich dies sehr fühlbar machen, da die Warrantläger rasch aufgezehrt sein werden; in Middlesborough sind sie bereits auf eine I verhältnifsmäfsig sehr geringe Höhe zusammen geschrumpft. Die Warrantvorräthe stellten sich näm lich Ende März d. J. wie folgt: In Schottland 827 316 t „ Middlesborough 151 288 t „ Cumberland 365 482 t Zum Vergleich lassen wir noch die Angaben über die Roheisen-Production von 1889 folgen: In Schottland 998 928 t „ Middlesborough 2 771 181 t „ Cumberland 1 415 200 t Der vor kurzem erfolgte Rückgang hat zu einer Verminderung der Aufträge geführt; da aber in zwischen in den Vorräthen der Consumenten eine Abnahme wird stattgefunden haben, so läfst sich mit Recht eine Zunahme der Bestellungen erwarten, sobald die Preise wieder mehr Stetigkeit zeigen und I das Vertrauen zurückgekehrt ist. Es ist nicht zu erwarten, dafs zu den hohen Preisen unsere Auslands kunden Einkäufe in grofsem Umfang gemacht haben; die Statistik weist im Gegentheil nach, dafs die Ver schilfungen nach Indien, Australien, Nordamerika und Italien geringer als im vorigen Jahr gewesen sind, und es werden deshalb die Vorräthe unserer Ab nehmer nicht bedeutend sein. Der heimische Bedarf ist anhaltend gut; nur die Schiffsbauindustrie erweckt Befürchtungen. Obwohl es den Werken an Arbeit auf Monate hinaus nicht fehlt, so läfst sich doch der Gedanke nicht abweisen , dafs dies nicht so bleiben wird; fällen jedoch die Preise der Rohmaterialien so könnten sich die Aussichten recht gut bis zu einem gewissen Grad anders gestalten. Der Rück gang des Bankdisconts begünstigt gleichfalls die Entwicklung von Handel und Industrie, namentlich die der grofsen Unternehmungen, welche ganz be sonders auf Credit angewiesen sind. Aber der wich tigste Factor, welcher auf den Gang der Preise von Eisen und Stahl einwirkt, ist die Lohnfrage; nach den in den letzten Monaten gemachten Erfahrungen ist an zunehmen, dafs auf diese Frage in Zukunft ein gröfserer Einflufs als bisher auszuüben ist. Die Niederlage der Grubenbesitzer beim letzten Streik beweist jedoch, dafs vorerst die Zeit für eine Herabsetzung der Löhne noch nicht gekommen ist.“ Dafs sich in der zweiten Hälfte des Monats die Verhältnisse nicht gebessert, eher verschlimmert haben, geht aus einem gröfseren Artikel der Fach zeitschrift »The Iron and Goal Trades Review« vom 27. April hervor, an dessen Schliffs als der einzig erfreuliche Zug der Geschäftslage die bedeutende Abnahme der Vorräthe angegeben wird. Es sei schwierig, meint die Review, zu sagen, welches der drei grofsen Productionscentren: Schottland, Middles- borough, oder die Westküste, am meisten unter dem jetzigen anormalen Zustand zu leiden habe. Deutlich zeige sich jetzt, dafs die häufigen Lohnerhöhungen in der Kohlen- und Eisenindustrie für den Geschäfts gang verhängnifsvoll gewesen und der heutigen Lage nicht, angemessen sind. Auch durch das Vorgehen der Speculanten sei der Eisenmarkt geschädigt worden; man sage nicht zu viel mit der Behauptung, dafs — wenn es keine Roheisen - Warrants gebe, mit denen gehandelt werden könne — dann eine De pression in Eisen gar nicht vorhanden wäre. Im April v. J. wurden schottische Warrants mit 44 sh. nolirt und in diesem Jahre seit kurzem nur 1 sh. 3 d. höher. Schon der Preis von 44 sh. habe bei nahe keinen Nutzen mehr gewährt; das Gleiche gelte in weit höherem Mafse für die jetzige Notirung, da seitdem die Kosten für Rohmaterialien aufser- ordentlich gestiegen seien; noch ungünstiger stelle sich das Verhältnifs für Cleveland und Hämatit von der Westküste. Ein solcher Gegensatz: hohe Preise für Rohmaterialien und niedrige Verkaufspreise, wie jetzt, sei vielleicht im britischen Eisengeschäft noch