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noch zu heben; doch können wir auch heute noch keine Preisaufbesserungen erzielen, so nothwendig diese auch sein würden, um die seitens des Kohlen- syndicats vom 1. Juli er. ab eingeführte Erhöhung der Kohlenpreise von 5 •K f. d. Doppelwaggon aus zugleichen, welche für unser Werk pro 1895/96 eine Mehrausgabe von über 200000 • bedeutet. Aus dem Abschlufs ist ersichtlich, dals der Fabricationsgewinn des verflossenen Geschäftsjahres nicht unerheblich höher ist, als im Jahre 1893/94, was seinen Grund darin hat, dafs wir im verflossenen Geschäftsjahre noch gröfsere Geschäfte, sowohl für das Inland, wie für das Ausland ausführten, die in früheren Jahren zu besseren Preisen abgeschlossen waren. Die Abschreibungen können diesmal etwas geringer bemessen werden als in den Vorjahren, da die Hütten- und Maschinenanlagen des alten Werks bereits auf sehr niedrige Werthe abgeschrieben sind, und die höheren Abschreibungen der verflossenen Jahre zum Theil auch mit Rücksicht auf den ver fügbaren Erlös aus den verkauften südrussischen Actien erfolgt sind. Unsere vorigjährigen Klagen über die hiesigen mifslichen Frachtverhältnisse gegenüber der aus ländischen Goncurrenz und die dadurch hervorgerufene Concurrenzunfähigkeit der deutschen Stahlfabrication gegenüber dem englischen und belgischen Wettbewerb müssen wir leider auch heute noch wiederholen. Die belgischen Frachten, die, wie schon früher be richtet, 45 % für Eisensteine u. s. w. billiger sind als die unsrigen, haben neuerdings eine nicht unerheb liche Ermäfsigung erfahren. Sämmtliche Frachten für Eisensteine, Kohlen, Koks, Kalksteine und Puddel- schlacke sind für die belgischen Hüttenwerke seit dem 1. August um 5 Fres. f. d. Doppellader ermäfsigt, welcher Betrag bei der schon stark reducirten Fracht erheb lich in die Waagschale fällt. Doch auch diese Er mäfsigung genügt der belgischen Eisenindustrie noch nicht, sie ist jetzt bestrebt, bei der Staatsbahn-Ver waltung einen Satz von 1 Centime f. d. Tonne und Kilometer zuzüglich 2,50 Fres. Expeditionsgebühr für sämmtliche Rohproducte, die zur Eisenfabrication nothwendig sind, durchzusetzen, und wird hiermit bei dem grofsen Wohlwollen, welches die belgische Staatsbahnverwaltung der Industrie entgegenbringt, unserer Ansicht nach auch Erfolg haben. Würde unsere Staatsbahnverwaltung die Minetteerze bei 320 km Entfernung von Lothringen nach Ruhrort zu dem Satze von 1 Centime f. d. Tonne und Kilometer zu züglich 2,50 Fres. Expeditionsgebühr befördern, so würde sich die Fracht auf 27,60 « f. d. Doppellader stellen, wohingegen wir heule 65 •K f. d. Doppel waggon, also mehr als das Doppelte, zu zahlen haben. Dafs unter den vorliegenden Umständen für uns der Bezug von Minelteerzen unmöglich ist, dürfte klar sein; und wir sind daher auch heute noch auf den Bezug schwedischer Erze angewiesen. Leider wandern dadurch noch immer kolossale Summen ins Ausland, die ebensowohl zur Förderung und Beförderung in ländischer Eisenerze verwendet werden könnten und dadurch nicht allein vielen Tausenden deutschen Arbeitern lohnende Beschäftigung verschaffen, sondern auch dem Eisenbahnfiscus erhebliche Frachteinnahmen zuführen könnten. Wie uns mitgelheilt wird, schweben augenblicklich Verhandlungen über eine Ermäfsigung der Minettefracht um 12 K für den Doppellader. Wenngleich wir die Gewährung einer solchen Ver gütung dankbarlichst anerkennen würden, so halten wir es doch für dringend wünschenswerth, dafs der gleiche Tarif auch auf die Station Oberlahnstein zur Anwendung gelangt, damit die am Rhein gelegenen Werke nicht ferner in so einseitiger Weise geschädigt werden. Es ist uns von sachkundiger Seite wieder holt versichert worden, dafs der Eisenbahnfiscus zu einem Frachtsätze von 40f. d. Doppelwaggon und darunter noch mit grofsem Vortheil Massentransporte von Minette aus Lothringen nach Ruhrort zu fahren in der Lage sei, und es ist daher zu bedauern, dafs dem Import ausländischer Erze nicht schon lange durch Einführung billigerer Frachten von Lothringen und Luxemburg nach hier gesteuert ist. Noch heute sollen grofse Mengen Kokswagen (man spricht von jährlich 40 000 Wagen) unbeladen ins hiesige Revier zurücklaufen, und es läge doch nahe, für deren Be frachtung, wenn auch zu einem billigen Preise, zu sorgen. Als Guriosum führen wir an, dafs aus Amerika mehrere Ladungen Eisensteine- vom Hudson (lake superior) hier angekommen und verhüllet worden sind. Die Qualität dieser Eisensteine ist der der schwedischen Erze fast gleich und auch der Preis ist nicht höher. Die Entfernung vom Hudson bis Ruhr ort beträgt etwa 6500 km, die Entfernung von Loth ringen bis hier 320 km, und es ist sehr bezeichnend für unsere Frachtverhältnisse, dafs wir die ameri kanischen Hudson-Eisenerze hier billiger verhüllen können, als unsere eigenen lothringischen Erze, um die uns alle Welt beneidet! Im verflossenen Jahr hatten wir die beiden Oefen II und III fortwährend in Betrieb und producirten 165 800 t Roheisen gegen 157 248 t pro 1893/94/ Die Production an Stahl konnte im verflossenen Geschäftsjahr noch gesteigert werden. Es wurden producirt 172 298 t an Thomas-, Bessemer- und Martinstahl, gegen 158 431 t pro 1893/94. An fertigen Fabricaten und Halbfabricaten stellten wir dar 143308 t gegen 133710 t pro 1893/94, sowie ferner für eigenen Bedarf: 4789 t Gufswaaren, 7293 t basische Boden steine, 1863 t feuerfeste Steine. Versandt wurden an fertigen Waaren: 137 173 t Stahlfabricate gegen 133 861 t pro 1893/94. Aufserdem kamen an Stahl- abfällen, Thomasschlacken, Blechschrott, Sleinschrolt, Schlackensand und sonstigen Abfällen 61 785 t zum Versand. Der Gesammterlös aller faclurirten Waaren betrug: 13 940 959,83 gegen 13 431778,04 M pro 1893/94. Die durchschnittlichen Preise der verkauften Stahlfabricate stellten sich im verflossenen Geschäfts jahr noch um 8 bis 9 « f. d. Tonne niedriger als im Vorjahre. Es hat dies seinen Grund darin, dafs etwa 35 000 t Stahlblöcke zum Versand gelangten. An Steuern und Abgaben u. s. w. halte das Werk zu zahlen: 1. Communalsteuer 66 902,47 <Jt, 2. Ein kommensteuer 20 550 «, 3. Gewerbe , Grund- und Gebäude-Steuer 7 241,91 Jt, 4. Beiträge zur Kranken- kasse 21 301,77 ., 5. Beiträge zur Invaliden-, Wittwen- und Waisenkasse 6 419,66 JI, 6. Beiträge zur staat lichen Invaliden- und Alters-Versicherung 16 514,54 JI, 7. Beiträge an die Rheinisch-Weslfäl. Unfall-Berufs- Genossenschaft 42 763,90 J(, 8. Prämien für Ver sicherung derjenigen Beamten und Meister gegen Un fälle, die ein Einkommen über 2000 . haben, 2256 , zusammen 183 950,254 gegen 1893/94 197 927,35 JI. Die vorstehenden Abgaben sind etwas niedriger geworden, was darin seinen Grund hat, dafs die Einkommen- und Gewerbesteuer infolge des ver ringerten Einkommens niedriger waren, und auch die Beiträge zur Krankenkasse und Invaliden-, Wittwen- und Waisen-Pensionskasse infolge der reichlichen Bestände dieser Kassen ermäfsigt werden konnten. Die Beiträge zur staatlichen Invaliden- und Alters versicherung und zur Rheinisch-Westfälischen Unfall- Berufs-Genossenschaft sind dagegen höher geworden und leider noch in fortwährender Steigerung be griffen. Aus der staatlichen Invaliden- und Alters-Ver sicherungskasse erhalten 7 von den früheren Arbeitern Invalidenrente. Aus dem Bericht des Aufsichtsraths theilen wir zum Schlufs noch Folgendes mit: „Die vom Vorstand vorgelegte Gewinn- und Verlust-Rechnung für das Geschäftsjahr 1894/95 unterscheidet sich von denen der letzten Jahre wesentlich dadurch, dafs darin die