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ansprüche u. s. w. gegenüber zu stellen, welche im internationalen Verkehr vorkommen. Einzelne Bei spiele genügen, um diese Behauptung zu bekräftigen. Während in einem Fall für die sachgemäfse Ab nahme von Schienen man sich mit Proben am ganzen Stück, wie Schlag- und Biegeproben, begnügt, fordert man im andern Fall bestimmte chemische Zusammen setzung oder Zerreifsproben, und während für diese im einen Fall eine Mindestfestigkeit von 50 kg/qmm als zweckmäfsig hierbei angesehen wird, steigert man diese anderswo bis zu 80 kg/qmm. Für Baueisen, wie es in Hunderttausenden von Tonnen jährlich im Brücken- und Hochbau Verwendung findet, fordert man hier ein weiches und zähes Material mit etwa 40 kg Festigkeit mit einer Dehnung von mindestens i 20 % und dort ein Material bis 50 kg Festigkeit, das | füglich nicht mehr als weiches Material zu bezeichnen ist. Noch gröfser sind die Unterschiede bei den I Forderungen für Bleche und für Stahlformgufsfabricate | hinsichtlich der Ansprüche an Qualität. Nicht nur für die Qualität, sondern in gleicher Weise auch für die Bestimmungen über Prüfung und i Abnahme bestehen diese grofsen Unterschiede. Weder über die Art der Proben noch über den Modus der | Abnahme hat sich irgend ein Verfahren herausge bildet, das als Norm betrachtet werden könnte. Es ist dieser Mangel an Einheitlichkeit um so I auffallender, als der Zweck der Bauten, Eisenbahn gestänge u. s. w., bei welchen das auf so verschiedene | Art geprüfte Eisen Verwendung findet, für die ver- । schiedenen Materialsorten schliefslich ja derselbe ist | und auch die Verhältnisse, unter welchen jene Bauten, Eisenbahngestänge u. s. w. sich befinden, im allgemeinen ■ durchaus gleichartige sind. Die grofsen Verschieden heiten, welche heute im internationalen Verkehr in den Vorschriften über Qualität, Abnahme und Prüfung i von Eisen- und Stahlmaterial aller Art bestehen, sind daher im wesentlichen auf die Verschiedenheiten der | Ansichten zurückzuführen, welche die bauausführenden Ingenieure über die Zweckmäfsigkeit der einzelnen | Bestimmungen haben. Ohne Zweifel spielen hierbei j auch die Fabricationseigenthümlichkeiten, welche aus ! den besonderen Verhältnissen der einzelnen eisen- erzeugenden Länder hervorgehen, eine gewisse Rolle; diese ist aber nicht so bedeutend und steht keines falls auch nur annähernd im Verhältnifs zur Gröfse der thatsächlich vorkommenden Unterschiede in den Lieferungsvorschriften. Durch diese Unterschiede ist ein nicht leugbarer Zustand der Unsicherheit eingetreten, welcher von den Abnehmern wie von den Lieferanten in gleicher Weise störend empfunden wird. Durch die grofse Verschiedenheit in den Ansprüchen verfällt der Ab nehmer naturgemäfs selbst einer gewissen Unsicher heit darüber anheim, was er nun eigentlich zweck- und sachgemäfs vorzuschreiben habe; ist er mit der Materie weniger vertraut, so kann diese Unsicherheit sich geradezu bis zur Rathlosigkeit steigern. Der Lieferant und Fabricant andererseits hat mit dem un angenehmen Umstand zu rechnen, dafs ihm bei gleichem Zweck dienendem Material für die eine Lieferung diese und für die andere jene Vorschriften vorgeschrieben werden; sowohl in Bezug auf Herstellung des Materials wie seine Verarbeitung beeinträchtigt dies den Gang seiner Betriebe, da diese naturgemäfs dann am ein fachsten und mit der gröfsten Sicherheit arbeiten, wenn das Augenmerk stets gleichen Zielen zugewandl bleibt. Diesen für alle Theile unbequemen und an sich unvortheilhaften Zustand der Unsicherheit zu beseitigen, scheint die internationale Conferenz zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungsmethoden von Bau- und Con- structionsmaterialien in erster Linie berufen; sie würde sich dadurch eine zwar schwierig zu lösende, aber darum um so dankenswerthere Aufgabe stellen, welche von ungemein praktischer Tragweite ist. Die bisherige Thätigkeit der durch Professor Bauschinger ins Leben gerufenen internationalen Zusammenkünfte kann im wesentlichen als eine grund legende für diese Aufgabe und deren Lösung als die Krönung des begonnenen Werks bezeichnet werden. Die Erfolge, welche z. B. durch Festlegung der Ab messungen der Probestäbe, durch die Bestimmungen über die Mefsmethoden, durch die Vorschriften über die Prüfungsmaschinen u. s. w. u. s. w. bereits erzielt sind, erleichtern nicht nur einerseits wesentlich die Arbeiten, da sie als grundlegend für eine Durchführung des Antrages anzusehen sind, sondern sie sind zu gleich auch als Bürgschaft für eine endgültige Lösung der Aufgabe anzusehen. Auch sind wir der Ansicht, dafs eine Einigung von Interessen, selbst wenn sie auf den ersten Blick widerstreitend erscheinen, herbeizuführen ist, wenn sowohl von den Gonsumenten wie von den Producenlen in erster Linie angestrebt wird, dafs durch die ein heitlichen Vorschriften für Qualität, Prüfung und Ab nahme auf Grund der jetzt vorhandenen Material- kenntnifs die Ueberzeugung gewonnen wird, dafs das Material alle diejenigen Eigenschaften besitzt, welche für die vorgesehene Verwendung erforderlich, dafs dagegen alle Proben, welche über dieses nöthige Mafs hinausgehen, sowie besonders solche, welche an der äufsersten Grenze des Erreichbaren liegen, als widerstreitend mit den Interessen beider Parteien zu verwerfen sind. Um der praktischen Lösung der Aufgabe näher zu treten, dürfte es schliefslich vielleicht angezeigt sein, nicht das gesammte Gebiet des Eisen- und Stahl materials zugleich in Angriff zu nehmen, sondern ab- theilungsweise vorzugehen und mit der Bearbeitung einzelner besonders wichtiger Gruppen, wie Bauwerks eisen und Eisenbahnmaterial, den Anfang zu machen. Um eine Hinausschiebung dieser wichtigen Angelegen heit zu vermeiden, wäre es ferner zweckmäfsig, für jene beiden Gruppen möglichst noch auf der Züricher Conferenz besondere Untercommissionen einzusetzen.“ Gegen den Antrag wandten sich einige Stimmen, indem sie der Meinung sind, dafs der Congrefs sich nur auf wissenschaftlicher Grundlage bewegen solle; indessen wurde der Antrag dem Vorstande zur even tuellen weiteren Verfolgung überwiesen. Professor Kick-Wien und Polonceau richteten zum Schlufs der Versammlung noch herzliche Dankes- Worte an die gastfreie Stadt Zürich und an Professor Tetmajer, zu dessen Ehrung sich die Versammlung erhob, worauf Professor Zschokke, dessen geschickte Handhabung des Vorsitzendenamts hohe Anerkennung verdient, den Congrefs schlofs. * * * Unmittelbar nach Schlufs der Verhandlungen ver einigte man sich noch zu einem Schlufsbankett im Hotel Bellevue. Die lange Reihe der Tischreden i wurde durch Prof. v. Tetmajer eröffnet, der auf die Zukunft des Congresses sein Hoch ausbrachte. ] Hr. Naville, Mitglied des eidg. Schulrathes, begrüfste die Versammlung namens des schweizerischen Poly- j technikums, das sie beherbergen durfte, und seiner Behörden. Hr. Quinette de Rochemont feierte I Prof. v. Tetmajer, Ingenieur v. Muralt brachte die Grüfse der Stadt, Ingenieur Weifsenbach jene des schweizerischen Ingenieur- und Archilektenvereins, Oberbauralh Berger sprach dem Verkehrsverein den Dank aus für das herrliche venetianische Nachtfest, Geheimrath Wedding dankte der Stadt und den Schweizer Behörden, sowie allen, die den Congrefs- mitgliedern die Schönheiten Zürichs zugänglich ge macht haben, Prof. Steiner trank auf das Blühen des eidg. Polytechnikums. In allen Zungen aber wurden die Damen gefeiert: Ingenieur Henning