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1050 Stahl und Eisen. Fabrication von Hartgufsrädern in Amerika. 15. November 1895. Fabrication von Hartgufsrädern in Amerika.* Die Fabrication von Hartgufsrädern steht in Amerika auf einer sehr hohen Stufe. Wir finden dort eine ganze Reihe von Werken, welche sich ausschliefslich mit der Herstellung solcher Räder befassen, und demgemäfs auch eine ganz her vorragende Leistungsfähigkeit aufzuweisen haben. So soll, um nur ein Beispiel zu nennen, die G r i f f i n Wheel Company in Chicago, in der 12stündigen Schicht an 700 Stück Räder erzeugen können. Diese insbesondere für Güterwagen bestimmten Räder bestehen aus Gufseisen, das an der Lauf- | fläche in Hartgufs übergeführt ist. Derartige Räder werden nur mit der Nabenbohrung ver sehen und dann an der Lauffläche mittels besonderer Schleifapparate abgeschliffen, nicht abgedreht. Zur Herstellung von Hartgufsrädern verwendet man in Amerika entweder Holzkohlenroheisen allein oder unter Beimengung von Koksroheisen sowie Eisen- und Stahlabfällen. Nach einer Mit- theilung von Freson** dürfen die besten ameri kanischen Laufräder höchstens 0,50 % Mangan enthalten. In Wirklichkeit enthalten Räder, die sich gut bewährt haben, nur 0,44 %, ja in einem Falle sogar nur 0,13 % Mangan. Der Silicium gehalt beträgt 0,5 bis 0,7 % und der Phosphor gehalt etwa 0,3 bis 0,4%.*** Nach Ynge Lagerwallf verwenden die Chicago Mil waukee St. Paul Rail Road Works zur Herstellung von Hartgufsrädern für einen Satz von 2000 Pfund 400 Pfund Salisbury-Roheisen Nr. 3 und 1600 Pfund alte Hartgufsräder. Das genannte Roheisen besitzt folgende Zu- j sammensetzung: Graphit geb. Kohlenstoff Silicium Phosphor Schwefel 3,70 0,90 1,73 0,24 0,08 Die Hartgufsräder dagegen enthalten: an der gehärteten Graphit KohFenbstofr Silicium Phosphor Schwefel Oberfläche . . 0,16 3,75 0,54 0,33 0,10 im ungehärteten Kern 2,55 1,40 0,60 0,37 0,35 Ganz besondere Aufmerksamkeit ist dem Aus kühlen der gegossenen Räder zu widmen, damit alle vom Gufs herrührenden Spannungen aus geglichen werden. Am besten geschieht dieses Aus kühlen in der Weise, dafs man mehrere Räder, so * Bei der Zusammenstellung dieser Mittheilung wurden insbesondere benutzt: J. v. Ehrenwerth: Das Berg- und Hüttenwesen auf der Weltausstellung in Chicago. Ferner: Barrs Contracting Chill for Car Wheels .Engineering“ 1893, Seite 506; (,Z. d. V. d. Ing.“ 1894, S. 292); The Canda Contracting Chill for Car Wheels .Engineering“ 1893, Seite 477; The Faught Contracting Chill, .Iron Age“ 1895, Seite 577. ** »Revue universelle des Mines“ II. Serie, Band XIX, Seile 99. *** Vergl. A. Ledebur: Ueber Hartgufs. .Stahl und Eisen“ 1891, Nr. 9, Seite 735. t »Stahl und Eisen“ 1892, Nr. 17, Seite 784. bald sie eben aus den Gufsformen herausgenommen werden können, in ausgemauerte Gruben bringt, woselbst man sie mehrere Tage lang auskühlen läfst. Wenngleich auch diese Räder hinsichtlich ihrer Construction im allgemeinen nichts Ab sonderliches bieten, so mufste doch, bevor man in der Herslellungsweise die jetzige Höhe er reicht hatte, manches Lehrgeld gezahlt werden. Die Anforderungen, welche man in Amerika an ein tadelloses Eisenbahnwagenrad stellt, sind folgende: 1. Die Lauffläche soll vollkommen cylindrisch sein.* 2. Die Lauffläche und der an der Schiene liegende Theil soll vollkommen glatt und frei von irgend einer Beschädigung sein, die den Zusammen hang der der Abnutzung am meisten unter worfenen Stelle des Rades beeinträchtigen könnte. 3. Die harte Wandung von weifsem Eisen soll nicht weniger als 10 mm und nicht mehr als 20 mm stark sein; die Wandung soll gleichmäfsig sein. 4. Zwischen dem harten und weichen Eisen soll keine scharfe Trennungslinie bestehen, sondern beide Eisensorten sollen allmählich ineinander übergehen. (Vergl. Abbild. 1.) Wenngleich auch die Hartgufsräder im allge meinen diesen Anforderungen entsprechen, so genügen sie in Wirklichkeit doch wohl niemals gleichzeitig allen vorstehenden Anforderungen ; ihre Vollkommenheit wird vielmehr durch folgende Mängel mehr oder minder beeinflufst: * Es ist dabei zu berücksichtigen, dafs auf den amerikanischen Eisenbahnen die Schienen nicht ge neigt, sondern senkrecht stehen, und dafs die Schienen profile auf der Lauffläche geradlinig sind.