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haft werden, ob es sich denn überhaupt empfehlen möchte, bei so vielen Mitarbeitern, die sich in allen wissenschaftlichen Laboratorien, auf allen gröfseren Eisenhüttenwerken und neuerdings in allen gröfseren Eisenverbrauchsstätten finden, noch von unserer Seite etwas Besonderes zu unter nehmen. Aber die vielen praktischen Fälle, in denen bald der Verkäufer des Eisens, bald der Käufer desselben sich auf die chemische Analyse ' gestützt hatten und bei denen dann trotz der anscheinend gleichartigen Methode der Unter suchung so grofse Abweichungen auf beiden Seiten erhalten worden waren, dafs in keiner Weise oder wenigstens nur mit sehr grofsen Schwierigkeiten ein Ausgleich herbeigeführt werden konnte, diese zahlreichen Fälle lassen es erforder- | lieh erscheinen, nicht zu ruhen, sondern auch | auf diesem Felde voranzugehen. Ich wiederhole, m.H., eine Probe, die für die eisenhüttenmännischen ; Zwecke, sowohl des Erzeugens wie des Ver- , brauchens, geeignet sein soll, mufs sich unter allen Umständen mit möglichst einfachen Mitteln und in kurzer Zeit ausführen lassen. Bedenkt man, dafs in einem Eisenhüttenlaboratorium täglich oft über hundert Proben erledigt werden | müssen, so liegt diese Forderung auf der Hand. Es wird daher nothwendig sein, sich vollkommen j Klarheit darüber zu verschaffen, welche Proben für die einzelnen Eisenarten in jedem einzelnen I Falle die geeignetsten sind, erstens zur Controle des Betriebes, zweitens zur Feststellung des i Ergebnisses in Streitfällen, drittens zur Anbahnung von Fortschritten in der Wissenschaft, auf Grund deren wiederum die Praxis gefördert wird. Wenn neue oder abgeänderte Proben in Lehrbüchern oder in Zeitschriften mitgetheilt werden, so sehen diese sehr oft auf den ersten Blick äufserst ein fach, klar und leicht benutzbar aus; aber erst wenn man sich daran macht, dieselben wirklich anzuwenden, begegnet man zahlreichen Schwierig keiten. Ich erinnere z. B. daran, wie die Zuhülfe- nähme von Quecksilber bei der Verbrennung des Kohlenstoffs* in Chromsäure zur Vermeidung der Entwicklung von Kohlenwasserstoff auf den ersten Blick sehr verlockend ist und bei genauerer Untersuchung doch oft zu ungenauen Ergebnissen führt, weil Kohlenstofftheilchen ungelöst im Rückstände eingeschlossen bleiben; ich erinnere daran, wie die auf den Hüttenwerken so allgemein * Vgl. Verhandlungen des „Vereins zur Beförderung des Gewerbfleifses in Preufsen" 1893, S. 460 bezw. „Stahl und Eisen“ 1894, Nr. 24, S. 1128. beliebte und benutzte Eggertzsche kolorimetrische Kohlenstoffprobe nur dann zu gebrauchen ist, wenn in allen Fällen die gleiche Abkühlungsart des Eisens stattgefunden hatte, — und derartige Beispiele liefsen sich in Menge anführen — aber ich erinnere auch daran, wie manche Proben, namentlich die der Kohlenstoffbestimmung, sich oft auf die in einem wissenschaftlichen Laboratorium selbstverständliche Benutzung von Leuchtgas zur Erhitzung gründen, und dafs es doch eine sehr grofse Zahl von Hüttenlaboratorien giebt, denen Leuchtgas nicht zur Verfügung steht, und gerade neuen Hütten, welche sich elektrischen Lichtes bedienen. Unter diesen Umständen mufs es von der gröfsten Bedeutung sein, wenn gerade die ana lytischen Chemiker und ganz besonders die jenigen, die in der Praxis selbst stehen und verantwortlich sind für die Richtigkeit und Zuver lässigkeit der Ergebnisse, welche aus ihren Laboratorien hervorgehen, sich zusammenthun, um nun im einzelnen für jede Eisenart die besten Proben so auszuarbeiten, dafs darnach fest gestellt werden kann, welche derselben anzuwenden ist. Dann könnte man erwarten und verlangen, dafs sich für alle öffentlichen Untersuchungen der Analytiker dieser Methode bedient, und zwar so lange, bis etwa durch gemeinschaftlichen Beschlufs unserer Conferenz, auf Grund inzwischen gemachter weiterer Erfahrungen, eine neue Probe an Stelle der alten gesetzt wird. Es wird dann bei den Proben wie bei den Gesetzen gehen. Es ist besser, ein Gesetz, wenn es auch nach manchen Richtungen veraltet ist, so lange beizubehalten, bis an seine Stelle sich ein besseres stellen läfst. Ebenso ist es besser, eine Probe, selbst wenn gewisse Einzelheiten daran sich als nicht ganz günstig herausgestellt haben, so lange zum Vergleiche beizubehalten, bis eine allgemein anerkannte bessere Probe an die Stelle gesetzt werden kann. Wie im einzelnen die Ausführung einer solchen Untersuchung durch Bildung einer Commission aus den Mitgliedern unserer Con ferenz, d. h. den Eisenhüttenchemikern aller Län der, geschehen möge, und wie die hierzu nöthige Organisation sich zu gestalten habe, dies auszu führen überlasse ich meinem Coliegen Hrn. Freiherrn Jüptner von Jonstorff. Sie aber, m. H., hoffe ich von der Noth wendigkeit überzeugt zu haben, sofort kräftig Hand an ein Werk zu legen, welches zum Segen des Eisenhüttengewerbes aller Länder aus schlagen mufs. (Schlufs folgt.) XXI u 2