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Neuere in- und ausländische Stahlwerke.* II. Das Johnson-Stahlwerk in Lorain. (Hierzu Tafel X.) Die bereits seit einer Reihe von Jahren be stehende und in steter Entwicklung begriffene Johnson Comp. in Johnstown (Penns.), welche die Herstellung von Strafsenbahn-(Rillenschienen) als Sonderheit betreibt, halte bis vor kurzem ihr Rohmaterial in Blockform bezogen, sah sich dann aber veranlafst, ein eigenes Stahlwerk an zulegen. Sie beschlofs, an den Erie-See zu gehen, und wählte, da sie in Cleveland selbst kein passendes Grundstück fand, Lorain, etwa 52 km westlich von dieser Stadt gelegen. An sich liegt jene Stadt zu den grofsen Erzlagern und den Kohlenfeldern ebenso günstig wie Cleveland, sie bedarf nur noch der Entwicklung in Bezug auf die Hafenverhältnisse und den Eisenbahnanschlufs. Die Stadt selbst ist in raschem Entstehen be griffen ; nach amerikanischer Manier wurde zuerst eine elektrische Strafsenbahn von Elyria nach Lorain angelegt, dann eine Anzahl von Strafsen ausgesteckt und in Kürze 120 Häuser erbaut. Nachdem A.J.Moxham und Tom. L. Johnson im vorletzten Frühjahr sich für den Platz ent schieden hatten, wurde am 11. Juni 1894 der erste Spatenstich zum Stahlwerk gethan, und nach Verlauf von weniger als 10 Monaten, am 1. April 1895, konnte bereits die erste Charge erblasen werden. Bei den Bauarbeiten waren zu Zeiten an 3000 Mann thätig; die maschinellen Einrichtungen kamen zum Theil als Eilgut an, um jeden Aufenthalt zu vermeiden. Reichlichen Wasserzuflufs erhält das Werk aus dem Black- River, welcher kurz oberhalb des Werks mit einer Thalsperre versehen worden ist und einen See gebildet hat, der reichlichen und guten Wasserzuflufs gewährt. Das neue Stahlwerk ist in „Iron Age“ vom 9. Mai dieses Jahres, S. 973, bis in alle Einzelheiten beschrieben. Indem wir auf diese unsere geschätzte Quelle hinweisen, beschränken wir uns auf eine auszugsweise Wiedergabe unter Hervorhebung der für Deutsch land neuen Einzelheiten. Die Cupolöfen, deren vier vorhanden sind, haben einen Manteldurchmesser von 3,2 m und eine Höhe von 7,6 m. Die Rinnen der 4 Oefen vereinigen sich an einem Punkte über dem Geleise, auf welchem die Roheisenpfanne steht, die das Metall in das Stahlwerk zu bringen bestimmt ist. Das Converter haus, ein Gebäude von 26 X 27,5 m Gröfse, enthält zwei 12-t-Converter. * Fortsetzung von Seite 802. Das Geleise, auf welchem das Metall herbei geschafft wird, liegt unmittelbar hinter den Rinnen ; auf demselben sind zwei Brückenwaagen an geordnet, so dafs es möglich ist, das Gewicht der geschmolzenen Charge vor dem Ausgiefsen genau zu ermitteln. Auf einer Plattform hinter dem Geleise stehen 2,5 m weite Cupolöfen zum Umschmelzen des Spiegeleisens, ein Vorwärm ofen für Ferromangan, ferner eine besondere Waage zum Wiegen der Zuschläge. Die Cupol öfen werden durch einen besonderen Krahn bedient. Für jeden Converter ist eine kurze, feststehende Rinne vorgesehen, welche das geschmolzene Metall in die Birne leitet. Ueberdies sind auch Vor kehrungen getroffen, um Abfallenden und Schrott mit einem möglichst geringen Arbeitsaufwand in die Birne zu befördern. Für jeden Converter ist ein Drehkrahn von 4 t Tragkraft vorgesehen. Die Schildzapfen der Converter bilden einen Theil des zweitheiligen zusammengebolzten Gufsstahl- rings. Zur Bedienung beider Brnen ist ein 20-t- Giefspfannenkrahn von 6,7 m Ausladung vor handen, der so sorgfältig auf Kugellagern montirt ' ist, dafs er von Hand aus von einem einzigen Mann gedreht werden kann. Zu beiden Seiten dieses Krahns befindet sich je ein hydraulischer 10-t-Krahn, welche dazu benutzt werden, die Giefspfanne behufs Reinigung und Ausbesserung auf einen Sitz zu befördern. Ein kurzes, ge neigtes Geleise, welches bis unter den Pfannen sitz reicht, erleichtert das Fortschaffen der Schlacke. Unter jedem Converter befindet sich ein feststehender hydraulischer Stempel zum Aus wechseln der Böden. Das Giefsen der Blöcke erfolgt auf Wagen. Es werden zwei Blockgröfsen gegossen, eine von 2950 kg für Schienen und eine von 2497 kg für Knüppel. Die Blockformen sind im ersten Falle oben 444,5X520,7 mm und unten 571,5 X493,3 mm, und im zweiten Falle oben 444,5 X 444,5 mm und unten 495,3 X 495,3 mm weit und 1740 mm hoch. Eine Neuerung be steht darin, dafs die Wagen, auf dem die Blöcke stehen, während des Giefsens hydraulisch bewegt werden, so dafs die ruckweise Bewegung, welche bei Anwendung kleiner Locomotiven auftritt, ver mieden wird. Die Bewegung geschieht durch einen Finger, welcher in eine Reihe von Lücken an der Seite des Wagens eingreift und durch zwei in einer Linie liegende hydraulische Cylinder vor- und rückwärts bewegt wird. Sowohl diese als alle Bewegungen der übrigen im Stahlwerk befind-