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970 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 15. October 1895. erforderlich und dürften sich die Kosten für maschinelle und sonstige Einrichtungen, abgesehen von einer 50 bis 60 Pferdekräfte starken Dampfmaschine, auf rund 27 000 • belaufen. Dafs zur Ausführung der galvanischen Verzinkung offenbar auch mehr und intelligentere Leute als für die Verzinkung nach dem alten Verfahren erforderlich sind, liegt auf der Hand. Aus all dem kann man den Schlufs ziehen, dafs die galvanischen Methoden der Verzinkung sich wohl für manche Zwecke ganz gut eignen mögen, dafs sie aber, wie die Verhältnisse jetzt liegen, keineswegs imstande sind, das alte Verfahren allgemein zu ver drängen. — In der nun folgenden Besprechung unterzog Hr. Director Eckardt zunächst das Richtersche Ver fahren einer Kritik. Nach Erfahrungen, welche er selbst mit Anwendung der galvanischen Methoden gemacht hat, hält er das genannte Verfahren nicht geeignet für Massenverzinkung, weil die Einrichtungen zu complicirt, die Vorbereitungen zu umständlich und die Betriebskosten zu hoch seien; auch bezweifelt er, dafs es möglich sei, stets eine vollkommen fehlerfreie Verzinkung zu erlangen, da es kaum möglich sein dürfte, eine ganz reine Oberfläche zu erhalten. Hr. Seelhorst von der Firma Seelhorst & Werner (als Gast) tritt der Ansicht des Hrn. Eckardt entgegen und weist darauf hin, dafs in seiner | Fabrik zum Beinigen der Oberfläche mit Vortheil Sandstrahlgebläse verwendet werden. (Die von ihm vorgelegten kleinen Probeblechstreifen zeigten eine schön gleichmäfsige, aber sehr dünne Zinkschicht. Andere Muster, die er dem Vortragenden zur Ver fügung stellen wollte, waren leider nicht eingetroffen.) Bezüglich der Selbstkosten seiner galvanischen Ver zinkung theilt Hr. Seelhorst mit, dafs sich dieselben auf 5 8 für 1 qm Blech stellen, während sie sich bei der heifsen Verzinkerei auf 50 bis 60 8 belaufen. Auf die Frage des Hrn. Schrödter, ob die galvanische Verzinkung auch zum Verzinken von Draht, bei welchem, sofern es nach dem alten Verfahren ge schieht, infolge der Ausdehnung der Sonntagsruhe auf 24 Stunden, sich von empfindlichen Schädigungen begleitete Uebelstände eingestellt haben, verwendet werden könne, erwidert Hr. Seelhorst, dafs man hierbei auf Schwierigkeiten gestofsen sei, dafs es aber möglich sein dürfte, dieselben durch besondere Ein- [ richtungen zu beseitigen, insbesondere auch dadurch, ! dafs der Draht nicht wie bei der heifsen Verzinkung durch das Bad gezogen wird, sondern dafs die ganzen Ringe auf einmal verzinkt werden. Hr. S c h m i.d t-Hannover hält das galvanische Verfahren nicht geeignet zum Verzinken von Tele graphendraht, weil der galvanisch verzinkte Draht der vorgeschriebenen Eintauchprobe (8 maliges Eintauchen in Kupfervitriollösung) nicht entsprechen würde. An der weiteren Erörterung betheiligten sich noch Hr. Riemer, welcher recht schlechte Erfahrungen mit verzinkten Wellblechdächern gemacht hatte, ferner Hr. v. d. Laucken, der dagegen die Vortheile der auf heifsem Wege verzinkten Bleche hervorhob, und der Vortragende, der noch einige recht günstig lautende Gutachten über das Verfahren von Dr. Al exa n d er, u. a. solche von der physikalisch-technischen Reichs anstalt, der Kaiserlichen Marinewerft in Danzig, zur Verlesung brachte. Nachdem der Vorsitzende dem Vortragenden und allen Herren, die sich an der Besprechung betheiligten, gedankt hatte, ertheilte er das Wort Hrn. F. W. Lühr mann zu seinem Vortrag über die Verwendung von Flufseisen bei Fundamentirungen in Amerika. Der Wortlaut dieses Vortrags wird in der nächsten Nummer zum Abdruck gelangen. Nachdem der Vorsitzende dem Redner für seine interessanten Mittheilungen gedankt hatte, hob er hervor, dafs sich Deutschland zwar nicht mit Amerika be züglich der Grofsartigkeit und Kühnheit der Eisen bauten messen könne, dafs dagegen Deutschland hin sichtlich der allgemeinen Verwendung von Eisen im Bauwesen an erster Stelle stehe. Auch in Eng land werde zu Privatbauten weit weniger Eisen ver wendet als bei uns. Hr. Schrödter, welcher dies bestätigt, weist darauf hin, dafs infolgedessen die Trägererzeugung in Deutschland so zugenommen habe, dafs sie die Schienen- production bereits überstiegen habe. Der grofse Ver brauch an Trägern ist zum guten Theil darauf zu rückzuführen, dafs durch das „Musterbuch für Eisen- constructionen“, welches im Auftrag des „Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller“ von Ingenieur C. Scharowsky herausgegeben wurde, sowie durch das deutsche Normalprofilbuch für Walzeisen, das im Auftrage des „Verbands deutscher Architekten- und Ingenieurvereine“ und des „Vereins deutscher Ingenieure“ von Geh. Regierungsrath Dr. F. Heinzer- ling und Professor O. Intze veröffentlicht wurde, den Verbrauchern die Auswahl des richtigen Träger profils sehr erleichtert worden ist. Hr. Daelen hält es für sehr wünschenswerth, dafs auch in anderen Ländern, insbesondere in Eng land, die gleichen Bestrebungen in ausgedehnterem Mafsstab zur Geltung kämen. — An die beiden Vorträge schlofs sich noch eine freie Besprechung des in jüngster Zeit auf der Strecke Düsseldorf-Grafenberg vorgekommenen Unfalles, der durch Umknicken eines aus spiralgeschweifstem Rohr hergestellten Ständers für die Leitungsdrähte hervor gerufen worden war. VI. Allgemeiner deutscher Bergmannstag. Diese, alle drei Jahre stattfindende Vereinigung von Fachgenossen zum Zweck der Belehrung und des Gedankenaustausches im freien Verkehr hielt in den Tagen vom 9. bis 12. September ihre Versammlungen unter zahlreicher Betheiligung in Hannover ab. Den Theilnehmern wurde bei ihrer Ankunft eine Anzahl trefflicher Festschriften überreicht, von welchen insbesondere die vom Festausschufs bearbeitete hervor zuheben ist; dieselbe behandelt in eingehender Weise die gewerbliche Entwicklung der Stadt und Provinz Hannover, speciell des Berg-, Hütten- und Salinen wesens, auf Grund von Mittheilungen der Königl. Revierbeamten, Werksverwaltungen u. s. w., sie besitzt bleibenden hohen Werth. Eine zweite Schrift be handelt den Unterharzer Bergbau und Hüttenbetrieb, eine fernere beschreibt ausführlich den Schacht Kaiser Wilhelm II. bei Clausthal. Am 10. September begannen die Verhandlungen mit der Begrüfsung der erschienenen Ehrengäste Handelsminister von Berlepsch, Regierungspräsident von Brandenstein, Geh. Reg.-Rath Boediker, Stadt-Director Tramm u. a. durch Geh. Bergrath Schrader; zum Leiter wurde Ober-Berghauptmann Freund gewählt. Hierauf hielt Bergassessor Doeltz den ersten Vortrag über die Anwendung der elektrischen Kraftübertragung beim Bergbau, in welchem er zunächst in ausführlicher Weise die Theorie der verschiedenen Dynamo-Maschinen — der Gleichstrom-, Wechselstrom- und Drehstrom-Motoren — sowie ihre Vorzüge und Nachiheile für die Beleuch tung und Kraftübertragung beschrieb, sodann an einer Anzahl von Beispielen aus der Praxis, weiche aller dings' zum gröfsten Theil bereits durch die Fachzeit-