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Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Eisenhütte Düsseldorf. Zur Octoberversammlung, welche am 1. d M. in der Städtischen Tonhalle zu Düsseldorf stattfand, hatten sich etwa 20 Mitglieder und Gäste eingefunden. Nachdem der Vorsitzende der Eisenhütte. Hr. R. M. Daelen, die Versammlung eröffnet und die Er schienenen, insbesondere die Gäste, begrüfst hatte, ertheilte er das Wort Hrn. 0. Vogel zu seinen Mit- theilungen über die galvanische Verzinkung des Eisens. Wie bekannt, geschieht das Verzinken von Eisen blechen und Eisenwaaren fast allgemein in der Weise, dafs die gebeizten und entsprechend vorbereiteten Bleche oder Gegenstände in ein Bad von geschmolzenem Zink eingetaucht werden. So einfach aber das Ver fahren seinem Princip nach ist, so stellen sich bei der praktischen Ausführung desselben doch mancherlei Schwierigkeiten ein. Ein wesentlicher Uebelstand bei der Verzinkung auf schmelzflüssigem Wege besteht zunächst in der grofsen Neigung des Zinks, mit dem Eisen Legirungen einzugehen. Das hat einerseits zur Folge, dafs die eisernen Schmelzgefäfse stark angegriffen und verhält- nifsmäfsig schnell zerstört werden, und andererseits bildet diese, unter dem Namen Hartzink bekannte Eisenlegirung eine Masse, welche einen höheren Schmelzpunkt und ein gröfseres specifisches Gewicht besitzt als das reine Zink. Infolgedessen sammelt es sich am Boden des Verzinkkessels an und mufs von Zeit zu Zeit ausgeschöpft werden. Der hierdurch entstehende Zinkverlust wird noch durch den sich aus der Oxydation des Zinks ergebenden Abgang ver mehrt und kommt endlich noch hinzu, dafs die Zink schicht, welche sich auf dem eisernen Gegenstand absetzt, in vielen Fällen stärker ist, als für manche Zwecke erforderlich wäre. Eine zu dicke Zinkschicht hat aber den Nachtheil, dafs das Zink beim Biegen und Falzen solcher Bleche unter Umständen abspringen kann, weshalb man gerade für Bleche, die gefalzt werden müssen, vorgeschlagen hat, das überschüssige Zink durch ein Paar schnell rohrender Bürsten zu entfernen. (Patent Kofler u. Zwirzina.*) Ein weiterer Mangel der heifsen Verzinkung liegt endlich auch darin, dafs sich dieselbe für manche Gegenstände gar nicht oder nur schlecht eignet. So für gewisse Hohlkörper (Flaschen) und Rohrspiralen, ferner für kleine Gegenstände, weil diese nach dem Verzinken zusammenkleben. Ungeeignet ist überdies die heifse Verzinkung für federnde Gegenstände, weil diese ihre Federkraft einbüfsen, und für Schrauben, bei denen das Gewinde nachgeschnitten werden mufs, wodurch leicht der schützende Ueberzug verletzt werden kann, schliefslich eignet es sich nicht für alle Gegenstände, bei denen ein Verziehen eintreten könnte oder welche ein Nacharbeiten der durch den Zink überzug mehr oder weniger rauh gewordenen Ober fläche erfordern würden. Da überdies das Verzinken auf heifsem Wege einen continuirlichen Betrieb voraussetzt, so bedingen alle Stillstände (Sonntagsruhe!) gröfsere Störungen bezw. eine unnöthige Hartzinkbildung und sonstige Zinkverluste. — * In Oesterreich wird auf einzelnen Werken schon seit mehreren Jahren nach diesem Verfahren gearbeitet, in Deutschland hat es sich dagegen keinen Eingang verschaffen können. XX.15 Waren es einerseits die geschilderten Nachtheile der heifsen Verzinkung, so waren es andererseits auch die Erfolge, die man mit dem galvanischen Vernickeln, Verkupfern u. s. w. erzielt hatte, welche die Galva niseure nicht ruhen liefsen, das Verzinken von Eisen waaren ebenfalls auf galvanischem Wege vorzunehmen. Hierbei wurde aber der principielle Fehler begangen, dafs man die Verfahren, welche sich bei den Ver suchen im Laboratorium vielleicht ganz gut bewährt hatten, unmittelbar auch auf den Fabriksbetrieb über tragen wollte. In vielen Fällen waren die Bäder zu theuer, in anderen aber zu complicirt in ihrer Zusammensetzung und meist nicht constant genug. Auch bezüglich der Stromstärke war es nicht leicht, das richtige Mafs zu treffen; nahm man den Strom zu schwach, dann dauerte das Verzinken zu lange, nahm man den Strom aber zu stark, dann war der Kraftverbrauch zu grofs und mithin die Gestehungskosten zu hoch. Von den vielen Methoden, welche bisher in Vor schlag gebracht wurden, haben sich eigentlich nur drei einigermafsen Eingang verschafft. Es sind dies: 1. das Verfahren von Cowper Coles, welches in der Fabrik von Watson, Laidlaw & Co. in Glasgow ausgeführt wird. Erforderlich sind: ein Reinigungsbad mit heifser Kalilauge, ein Beiz- oder Desoxydationsbad mit einer aus verdünnter Schwefel säure bestehenden Beize, ein Spülbad mit reinem Wasser und endlich das Zinkbad. Die Leistung der Dynamomaschine beträgt 2500 Ampre bei einer Klemmenspannung von fünf Volt; 2. das Verfahren, nach welchem Carl Richter in Witkowitz arbeitet. Bezüglich dieses Verfahrens theilte der Vortragende ungefähr das mit, was bereits in dem in voriger Nummer (Seite 906 und ff.) ent haltenen Aufsatz angegeben ist. 3. Das Verfahren von Dr. Hans Alexander, welches von der Firma Seelhorst & Werner in Rothenfelde (Hannover) ausgeführt wird. Dasselbe ist eigentlich nur eine Vereinigung der D. R.-P. 45 220, 47 457, 48078 und 49826 von Schaag und Falk und gipfelt darin, Eisenwaaren auf galvanischem Wege mit einem aluminium- bezw. magnesiumhaltigen Zink überzug zu versehen. — Als Vortheile der galvanischen Methode vor der Heifsverzinkung wird seitens der Galvaniseure an geführt, dafs auf kaltem Wege eine gleichmäfsigere Verzinkung zu erzielen sei, dafs die Zinkschicht viel dünner ausfalle und doch einen vollkommenen Schutz gewähre, dafs Verluste durch Bildung von Hartzink und Zinkasche ganz ausgeschlossen und ihre Verfahren daher billiger wären. Ferner eigne sich das Verfahren für Waaren von jeder beliebigen Form, insbesondere auch für Schrauben, Federn, feine Bleche und Draht geflechte. Es erfordere keinen continuirlichen Betrieb und gestalte sich in der Ausführung wesentlich billiger, als die Verzinkung auf schmelzflüssigem Wege. Nach Ansicht des Vortragenden stehen diesen angeblichen Vortheilen aber gewisse Nachtheile gegen über. So hält er die elektrischen Methoden nicht für Massenfabrication geeignet, weil die Zeit, welche das Verzinken auf kaltem Wege in Anspruch nimmt, viel gröfser ist, als die zum heifsen Verzinken erforderliche Zeit. So sind z. B. zum galvanischen Verzinken eines Bleches von 3 m Länge, 1 m Breite und 1 mm Dicke 50 Minuten Zeit erforderlich. Abgesehen hiervon dürften sich auch die Kosten einer Anlage für Blech verzinkerei im grofsen recht hoch stellen. Für eine Anlage, in welcher täglich 10 000 kg obiger Bleche verzinkt werden sollen, ist ein Raum von etwa 200 qm 5